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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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Hexen sind alle nur Schatten, eine Tochter, eine Schwester, ein armseliger Abklatsch. Die kumbrische Hexe ist das Urbild, hinter das man nicht zurückgehen kann.«
    Da fiel Elphaba das Rollbild von damals in der Drei-Königinnen-Bibliothek ein, das möglicherweise die kumbrische Hexe dargestellt hatte: mit glänzenden Schuhen breitbeinig über einem Kontinent stehend, ein Lebewesen nährend oder erwürgend.
    Â»Ich glaube nicht an die kumbrische Hexe, nicht einmal in der Kumbricia-Schneise«, prahlte der Koch.
    Â»Du glaubst auch nicht an Kaninchen «, fauchte Elphaba ihn ärgerlich an. »Die Frage ist, ob die kumbrische Hexe an dich glaubt.«
    Â»Gemach, gemach«, sagte Uda begütigend und wiederholte es, bis ein Lied daraus wurde, das alle mitsangen. Elphaba stampfte davon. Sie fühlte sich zu sehr an die Gespräche erinnert, die sie in jungen Jahren mit ihrem Vater und Nessarose über die Frage geführt hatte, wo das Böse herkommt. Als ob man das jemals wissen konnte. Mit langen Beweisführungen zur Natur des Bösen hatte ihr Vater versucht, die Menschen zu überzeugen und zu bekehren. Elphaba war damals in Shiz der Gedanke gekommen, dass Männer Beweise benutzten wie Frauen Parfüm: um sich ihrer selbst zu vergewissern und damit anziehend zu sein. Aber war nicht das Böse über jeden Beweiserhaben, genau wie die kumbrische Hexe sich dem Zugriff der Geschichtsforschung entzog?
    2
    Ein Rafiqi erschien, ein hagerer Mann mit schütteren Haaren und Schlachtnarben. Die Yunamatas könnten dieses Jahr Schwierigkeiten machen, erklärte er ihnen. »Eure Karawane kommt nach einer ganzen Reihe von hinterhältigen Angriffen von Kavalleristen aus der Smaragdstadt auf die Winkies«, klagte er. Es war nicht klar, ob er damit Kneipenschlägereien wegen Beleidigung winkischer Frauen oder Sklavenhandel und Lagerhaft meinte.
    Sie schlugen das Lager ab, verließen den See und zogen einen weiteren halben Tag durch den stillen Wald. Sonnenspeere stachen hin und wieder durch das Blätterdach, doch es war ein blasses Licht, das immer nur die Seiten beschien und niemals direkt den vor ihnen liegenden Weg. Sie hatten das gruselige Gefühl, dass Kumbricia persönlich neben ihnen herzog, versteckt, ungebeten, dass sie von Baum zu Baum huschte, hinter Felsen glitt, in schattigen Tiefen lauerte, schaute und lauschte. Der kranke alte Mann betete in näselndem Singsang, er möge diesem Hexenwald entkommen, bevor er starb, sonst werde sein Geist nie wieder herausfinden. Der Junge weinte wie ein Mädchen. Der Koch drehte einem Huhn den Hals um.
    Selbst die Bienen hörten auf zu summen.
    Mitten in der Nacht verschwand der Koch. Alle waren bestürzt bis auf Elphaba, die sich nicht darum scherte. War er entführt worden? War er schlafgewandelt? Hatte er Selbstmord begangen? Waren die erzürnten Yunamatas in der Nähe und beobachteten sie? Rächte Kumbricia selbst sich an ihnen für die leichtfertigen Reden, die sie über sie geführt hatten? Es gab viele Meinungen, und die Frühstückseier waren flüssig und ungenießbar.
    Mordefroh störte das Verschwinden des Kochs nicht. Er grinste im Tiefschlaf und kuschelte sich näher an Liir.
    Die Bienen in dem hohlen Stammstück, das als Wohnung für sie mitgenommen worden war, verfielen in einen rätselhaften Schlaf. Mordefroh, der immer noch an dem Glachengift laborierte, schlief vierundzwanzig Stunden am Tag. Die Reisenden stellten die Gespräche völlig ein, damit ja niemand sie belauschen konnte.
    Gegen Abend wurden die Kiefern endlich spärlicher und nach und nach von Hirschkopfeichen abgelöst, deren ausladenderes Astwerk mehr Himmel durchscheinen ließ, käsig gelb, aber immerhin. Dann kamen sie an einen Abgrund. Sie waren höher gestiegen, als sie gemerkt hatten. Unter ihnen erstreckte sich der Rest der Kumbricia-Schneise, eine Fahrt von noch einmal vier oder fünf Tagen. Dahinter begann das Tausendjährige Grasland.
    Niemand bedauerte es, dass der Himmel ihnen auf einmal Licht und Weite gewährte. Selbst Elphaba fühlte, wie ihr das Herz unerwartet leichter wurde.
    Mitten in der Nacht kamen die Yunamatas. Sie brachten getrocknete Früchte als Geschenk, sangen Stammeslieder und ermunterten die Tanzwilligen dazu, aufzustehen und zu tanzen. Den Reisenden war ihre Gastlichkeit noch weniger geheuer als der Angriff, mit dem sie gerechnet hatten.
    Auf Elphaba

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