Wicked - Die Hexen von Oz
öffnen, ohne dass alles ins verschneite Tal hinaus wehte. Dahinter ragten die GroÃen Kallen wie eine Reihe von Wachposten auf â schwarzviolett, wenn die Wintersonne über ihnen aufging, zu blauweiÃen Wänden ausblutend, wenn die Sonne hoch darüber hinwegzog, und gegen Abend schlieÃlich golden und rötlich. Manchmal polterten Eis- und Gerölllawinen zu Tal.
Die Faust des Winters packte das Haus. Elphaba lernte bald, dass sie lieber auf ihrem Zimmer blieb, sofern sie nicht sicher war, dass anderswo ein wärmeres Feuer brannte. Und auÃer an Sarima war ihr an der menschlichen Gesellschaft, die das Haus bot, nichts gelegen. Sarima wohnte im Westflügel mit den Kindern: den Jungen Irji und Manek und dem Mädchen Nor. Sarimas fünf Schwestern wohnten im Ostflügel; sie wurden mit den Zahlen Zwei bis Sechs gerufen, und falls sie jemals andere Namen gehabt hatten, waren diese in Vergessenheit geraten. Zum Ausgleich für das Heiratsverbot, dem sie unterlagen, beanspruchten die Schwestern die besten Räume im Haus, allerdings hatte Sarima den Solar. Wo Liir zum Schlafen unterkroch, wusste Elphaba nicht, doch er erschien jeden Morgen, um die Lumpen unter der Krähenstange zu wechseln. Er brachte ihr auch Kakao.
Die Lurlinalien rückten näher, und alter Zierat wurde hervorgekramt, von dem das Gold fast völlig abgeblättert war. Die Kinder verbrachten einen ganzen Tag damit, Nippes und Spielzeug an die Türbögen zu binden, so dass die Erwachsenen sich den Kopf daran stieÃen und fluchten. Manek und Irji nahmen sich eine Säge und verlieÃen ohne Erlaubnis die Burg, um sich ein paar Fichten- und Stechpalmenzweige zu holen. Nor blieb zu Hause und malte Szenen glücklichen Burglebens auf Blätter, die sie und Liir im Zimmer der Tante Hexe gefunden hatten. Liir meinte, er könne nicht zeichnen, und trollte sich, vielleicht um Manek und Irji nicht in die Quere zu kommen. Stille legte sich über das Haus, bis aus der Küche ein lautes Geschepper von Kupferpfannen ertönte. Nor lief hin, um nachzuschauen, und auch Liir kam aus irgendeinem verborgenen Winkel hervor.
Es war Plapperaff. Der Affe hatte einen Anfall, und alle Schwestern, die gerade Lebkuchen backten, bewarfen ihn mit Teigbatzen, um ihn von dem Rad mit Küchengeräten über dem Arbeitstisch zu scheuchen, wo er einen Heidenlärm veranstaltete.
»Wie ist er hier reingekommen?«, fragte Nor.
»Schaff ihn raus, Liir! Ruf ihn!«, sagte Zwei, doch auf Liir hörte Plapperaff so wenig wie auf die Schwestern. Der Affe schwang sich auf den Schrank und von dort zum Trockenobst, wo er einen groÃen Behälter mit den kostbaren Rosinenvorräten aufriss und sie sich ins Maul stopfte. »Holt die Leiter aus dem Saal, ihr zwei!«, sagte Sechs, doch als sie damit ankamen, hockte Plapperaff wieder auf dem Rad und drehte es mit viel Getöse im Kreis wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt.
Vier gab einen Klacks pürierte Melone in eine Schale. Fünf und Drei zogen ihren Schürzen aus und machten sich bereit, ihn zu überrumpeln, wenn er herabkam. Plapperaff war noch dabei, das Obsthäufchen zu beäugen, als die Tür an die Wand knallte und Elphaba hereingestampft kam. »Bei diesem Radau versteht man ja sein eigenes Wort nicht mehr!«, rief sie, da bot sich ihr das Bild des mit einem Mal lammfrommen Plapperaff und der Schwestern, die gerade ansetzten,ihn mit ihren bemehlten Schürzen zu fangen. »Was zum Teufel ist hier los?«
»Du musst nicht gleich losbrüllen«, murrte Zwei leise, doch die beiden anderen lieÃen ihre Schürzen sinken.
»Und was soll das? Was wird hier eigentlich gespielt? Ihr seht alle aus wie Mordefroh, wenn er im Blutrausch ist. Ihr seid ganz weià vor Zorn auf dieses arme Ding!«
»Das ist kein Zorn, das ist Mehl«, sagte Fünf, und alle mussten kichern.
»Ihr elenden Wilden!«, sagte Elphaba. »Plapperaff, komm her, komm hierher! Sofort! Ihr Weiber habt es wirklich verdient, unverheiratet zu bleiben, da setzt ihr wenigstens keine widerlichen wilden Kinder in die Welt. Dass mir ja keine von euch diesen Affen anrührt, habt ihr mich verstanden? Und wie ist er überhaupt aus meinem Zimmer gekommen? Ich war bei eurer Schwester im Solar.«
»O weh«, sagte Nor, die sich plötzlich erinnerte. »O weh, Tante, entschuldige. Wir waren das.«
»Ihr?« Sie drehte sich um und blickte Nor an, als
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