Wicked - Die Hexen von Oz
war. Es hätte uns nicht überrascht, wenn eine Lösegeldforderung eingetroffen wäre. Aber als die nächsten Lurlinalien kamen und wir immer noch nichts gehört hatten, mussten wir uns in das Unvermeidliche schicken. AuÃerdem war dem Stamm die gemeinschaftliche Interimsführung nicht länger zuzumuten; ein einzelner Anführer wurde gefordert und gefunden, und er macht seine Sache gut. Wenn Irji volljährig wird, kann er seinen erblichen Führungsanspruch anmelden, falls er den Mut dazu hat â im Moment ist er alles andere als mutig. Manek käme weitaus eher in Frage, aber er ist nur der Zweitgeborene.«
»Und was glaubt Sarima, was passiert ist?«, fragte Elphaba. »Und ihr?«
Jetzt, wo der schlimmste Teil der Geschichte erzählt war, mochten sich auch die anderen Schwestern zu Wort melden. Es kam heraus, dass Sarima einige Jahre lang Fiyero verdächtigt hatte, eine Affäre mit einer Kommilitonin namens Glinda gehabt zu haben, einem sagenhaft schönen gillikinesischen Mädchen.
»Sagenhaft schön?«, fragte Elphaba nach.
»Er erzählte uns allen, wie bezaubernd sie sei, wie taktvoll, wie viel Anmut und Glanz â«
»Ist es glaubhaft, dass er dermaÃen von einer Frau geschwärmt hätte, mit der er ein ehebrecherisches Verhältnis hatte?«
»Männer«, sagte Zwei, »sind, wie wir alle wissen, sowohl grausam als auch verschlagen. Gäbe es eine bessere List, als inbrünstig und häufig zu bekennen, dass er sie bewunderte? Sarima hatte überhaupt keinen Anlass, ihm Heimtücke und Betrug vorzuwerfen. Er hörte nie auf, sie mit Aufmerksamkeiten zu bedenken â«
»In seiner kalten, unfreundlichen, verschlossenen, galligen Art«, warf Drei ein.
»Nicht gerade so, wie man es in Romanen liest«, sagte Vier.
»Wenn man Romane lesen würde«, sagte Fünf.
»Was wir nicht tun«, sagte Sechs und schloss die Lippen über einer Marzipanbirne.
»Demnach glaubt Sarima, ihr Mann hätte ein Verhältnis gehabt mit dieser ⦠dieser â¦Â«
»Dieser Traumfrau«, sagte Zwei. »Du musst sie doch gekannt haben. Warst du nicht auch in Shiz?«
»Ich kannte sie flüchtig«, gab Elphaba widerwillig zu. Es fiel ihr schwer, im Sturm der vielen Stimmen die Ruhe zu bewahren. »Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.«
»Für Sarima ist klar, was vorgefallen ist«, sagte Zwei. »Glinda war â und ist wahrscheinlich immer noch â mit einem reichen älteren Adeligen namens Caspar von Paltos verheiratet. Er muss Verdacht geschöpft haben, lieà sie beschatten und fand so heraus, was gespielt wurde. Dann hetzte er dem Kerl â ich meine, dem armen Fiyero â ein paar gedungene Mörder auf den Hals. Klingt das nicht plausibel?«
»Vollkommen«, sagte Elphaba zögernd. »Aber gibt es Beweise?«
»Nicht den geringsten«, erwiderte Vier. »Wenn es welche gäbe, hätte die Familienehre die Blutrache an diesem Paltos verlangt. Aber der dürfte sich weiterhin bester Gesundheit erfreuen. Nein, es ist nur eine Annahme, aber Sarima glaubt daran.«
»Klammert sich daran«, sagte Sechs.
»Warum auch nicht?«, sagte Fünf.
»Es ist ihr gutes Recht«, sagte Drei.
»Alles ist ihr gutes Recht«, fügte Zwei kummervoll hinzu. »AuÃerdem, denk doch mal nach! Wenn dein Mann ermordet worden wäre, würdest du das nicht leichter ertragen, wenn du glauben könntest, er hätte es verdient, und sei es nur ein klein wenig?«
»Nein«, sagte Elphaba, »würde ich nicht.«
»Wir auch nicht«, räumte Zwei ein, »aber wir glauben, dass sie das glaubt.«
»Soso.« Elphaba betrachtete das Teppichmuster, die blutroten Rauten, die zackigen Ränder, die Tiere und Akanthusblätter und Rosenmedaillons. »Und was glaubt ihr?«
»Es ist unwahrscheinlich, dass wir in der Sache alle einer Meinung sind«, sagte Zwei, was sie jedoch nicht von weiteren Spekulationen abhielt. »Die Vermutung liegt nahe, dass Fiyero in der Smaragdstadt ohne unser Wissen in irgendwelche politischen Verwicklungen geriet.«
»Ein Aufenthalt, der sich von einem Monat zu vieren ausdehnte«, sagte Vier.
»Hatte er politische ⦠Sympathien?«, fragte Elphaba.
»Er war der Fürst der Arjikis«, gab Fünf zu bedenken. »Es gab Verbindungen, Verantwortungen,
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