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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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nicht, dass ich mir jahraus jahrein von meinen lieben Schwestern anhören darf, auf wie vielerlei Arten sie mich hassen und warum.« Sie lächelte, amüsiert von ihrem eigenen Humor. »Du willst deine Last abschütteln, sie mir vor die Füße oder auf die Schultern werfen. Du willst vielleicht ein wenig weinen, dich verabschieden und gehen. Und wenn du hier fortgegangen bist, wirst du geradewegs die Welt verlassen.«
    Â»Das werde ich nicht tun«, sagte Elphaba.
    Â»Das wirst du, auch wenn du es noch nicht weißt. Du wirst nichts mehr haben, was dich an die Welt bindet. Aber ich kenne meine Grenzen, und ich weiß, weshalb du hier bist. Du hast es mir gesagt. Unten im Saal, da hast du mir gesagt, dass du dich für Fiyeros Tod verantwortlich fühlst –«
    Â»Ich –«
    Â» Nein. Nein. Dies ist meine Burg. Ich bin zwar in Wahrheit nur die Fürstinwitwe von Kleinkleckersdorf, doch ich habe das Recht, mir etwas anzuhören und mir etwas nicht anzuhören. Unbekümmert darum, ob es einer Besucherin danach vielleicht besser geht.«
    Â»Ich –«
    Â»Nein.«
    Â»Aber ich will dich nicht belasten, Sarima, ich will dich mit der Wahrheit entlasten. Du bist, wenn ich das sagen darf, kräftiger als ich, weniger gedrückt. Vergebung erleichtert den Spender ebenso wie den Empfänger.«
    Â»Ich will die Bemerkung überhört haben, dass ich kräftiger bin«, sagte Sarima. »Dennoch habe ich das Recht, mich frei zu entscheiden. Und ich denke, du willst mich verletzen. Du willst mich verletzen, und du weißt es nicht einmal. Du willst mich für irgendetwas bestrafen. Vielleicht dafür, dass ich Fiyero keine gute Frau war. Du willst mich verletzen, und du redest dir ein, es wäre eigentlich eine heilsame Kur.«
    Â»Weißt du wenigstens, wie er gestorben ist?«, fragte Elphaba.
    Â»Ich weiß, dass er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Ich weiß, dass die Leiche niemals gefunden wurde. Ich weiß, dass es in einem kleinen Liebesnest geschah.« Einen Moment lang verlor Sarima ihre Festigkeit. »Ich will gar nicht so genau wissen, wer es war, aber nach allem, was ich von diesem üblen Caspar von Paltos gehört habe, habe ich den Eind–«
    Â»Caspar von Paltos!«
    Â»Ich habe nein gesagt. Kein Wort mehr! So, jetzt habe ich dir ein Angebot zu machen, Tante, und du kannst es annehmen oder nicht. Du und der Junge, ihr könnt in den Südostturm ziehen, wenn ihr mögt. Es gibt dort große runde Räume mit hohen Decken und gutem Licht, und ihr seid aus der zugigen Schusterwerkstatt heraus und habt es wärmer. Ihr habt eure eigene Treppe in den Hauptsaal und stört die Mädels beim Kommen und Gehen nicht, und sie stören euch nicht. Ihr könnt nicht den ganzen Winter in dieser Werkstatt bleiben. Der Junge sieht schon seit einiger Zeit blass und verschnupft aus, vermutlich weil er ständig friert. Ihr könnt dort unter der Bedingung einziehen, dass du meine unumstößliche Entscheidung in dieser Angelegenheit akzeptierst. Ich habe nicht vor, mit dir über meinen Mann oder die Umstände seines Todes zu sprechen.«
    Elphaba sah entsetzt und niedergeschlagen aus. »Mir bleibt keine andere Wahl«, sagte sie, »wenigstens fürs Erste. Aber ich warne dich, ich habe vor, so innige Freundschaft mit dir zu schließen, dass du deine Meinung änderst. Und ich glaube wirklich, dass du bestimmte Dinge hören musst, dass du sie besprechen musst, genau wie ich. Ich kann nicht eher in die Wildnis aufbrechen, als bis ich dein festes Versprechen habe –«
    Â»Genug!«, sagte Sarima. »Hol dir den Wächter aus dem Pförtnerhaus und lass dir von ihm dein Gepäck in den Turm bringen. Komm,ich zeige ihn dir. Du hast ja deinen Kaffee gar nicht angerührt.« Sie stand auf. Einen peinlichen Moment lang flimmerte genauso deutlich Respekt und Misstrauen im Raum wie der Staub in den Sonnenstrahlen. »Komm«, sagte Sarima, sanfter diesmal. »Wenigstens warm sollst du es haben. Das immerhin soll man von uns Landpomeranzen hier in Kiamo Ko sagen können.«
    3
    In Elphabas Augen war es ein Hexenzimmer, und sie genoss es in vollen Zügen. Wie alle guten Hexenzimmer in Kindermärchen hatte es im Großen und Ganzen die krummen Wände eines Turms. Es gab ein einziges breites Fenster, und da es nach Osten ging, der windabgewandten Seite, konnte man es gelegentlich

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