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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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gewesen, das beste Geschenk, das er den Schwestern je gemacht hatte – und das einzige.
    Â»Möchtest du etwas Zitronengerstenwasser?«, fragte Sechs, zum Dienerinnendasein verurteilt bis zum Tag ihres Todes, sofern es der glückliche Zufall nicht wollte, dass alle anderen vor ihr starben.
    Â»Ja, gut«, sagte Elphaba.
    Â»Nimm doch Platz – hier bitte, den Platz wirst du sehr gemütlich finden.«
    Elphaba sah nicht so aus, als wollte sie es gemütlich haben, aber sie setzte sich trotzdem, so steif und beklommen sie sich in dieser plüschigen Polsterhöhle auch fühlte.
    Sie nahm den kleinstmöglichen Schluck ihres Getränks, als befürchtete sie, mit Nieswurz vergiftet zu werden.
    Â»Ich muss mich wohl dafür entschuldigen, dass ich wegen Plapperaff neulich ausfällig geworden bin«, sagte sie. »Ich weiß, dass ich hier in Kiamo Ko nur zu Gast bin. Ich bin einfach an die Decke gegangen.«
    Â»Das kann man wohl sagen«, fing Fünf an, doch die anderen unterbrachen sie. »Ach, denk dir nichts dabei, wir haben alle solche Tage, ja, uns passiert das gewöhnlich an ein und demselben Tag, und das schon seit Jahren …«
    Â»Es ist sehr anstrengend«, sagte Elphaba mit einiger Mühe. »Ich habe jahrelang ein Schweigegelübde gehalten, und ich habe nicht immer das richtige Gefühl dafür, wie … laut man werden darf. Außerdem ist das hier für mich in gewisser Weise eine fremde Kultur.«
    Â»Wir Arjikis sind von jeher stolz darauf gewesen, dass wir uns mit allen anderen Ozianern verständigen können«, sagte Zwei, »mit dem abgerissenen Vagabunden der Schrähen im Süden ebenso wie mit der Elite der Smaragdstadt im Osten.« Nicht dass sie je aus dem Winkus herausgekommen wären.
    Â»Ein Häppchen vielleicht?«, sagte Drei und bot eine Dose mit Marzipanfrüchten an.
    Â»Nein«, sagte Elphaba. »Aber ich wüsste gern, was ihr mir über den Kummer eurer Schwester erzählen könnt.«
    Sie stockten, zwischen Verlockung und Argwohn hin- und hergerissen.
    Â»Ich genieße die Gespräche mit ihr im Solar«, fuhr Elphaba fort, »aber immer wenn die Rede auf ihren verstorbenen Mann kommt – den ich persönlich kannte, wie ihr vielleicht wisst –, weigert sie sich, das Thema weiterzuverfolgen.«
    Â»Ach ja, war das traurig«, sagte Zwei.
    Â»Eine Tragödie«, sagte Drei.
    Â»Für sie«, sagte Vier.
    Â»Für uns«, sagte Fünf.
    Â»Tante, nimm doch einen Schuss Orangenlikör in deine Zitronengerste«, sagte Sechs. »Er kommt von den sonnigen Hängen der Kleinen Kallen und ist ein ziemlicher Luxus.«
    Â»Na gut, ein Tröpfchen.« Doch Elphaba trank nicht davon. Sie stützte die Ellbogen auf die Knie, beugte sich vor und sagte: »Bitte erzählt mir, wie sie von Fiyeros Tod erfahren hat.«
    Schweigen trat ein. Die Schwestern vermieden es, sich Blicke zuzuwerfen, und zupften eifrig die Falten ihrer Röcke zurecht. Nach einer Weile ergriff Zwei das Wort: »So ein trauriger Tag. Die Erinnerung daran tut heute noch weh.«
    Die anderen wechselten ihre Sitzhaltung und wandten sich ihr etwas zu. Elphaba blinzelte zweimal und sah wie eine von ihren Krähen aus.
    Zwei erzählte die Geschichte ohne Sentimentalität oder Dramatik. Einer von Fiyeros Geschäftspartnern, ein arjikischer Händler, war zur Zeit der ersten Frühlingsschmelze auf einem Bergschnark über den Gebirgspass gekommen. Er habe, sagte er, Sarima eine traurige Nachricht zu überbringen, und ihre Schwestern sollten mit zugegen sein, um ihr in der Stunde der Not beizustehen. Er erzählte, dass er an den Lurlinalien in seinem Club die anonyme Mitteilung erhalten hatte, Fiyero sei ermordet worden. Angegeben war eine Adresse in einem verrufenen Viertel, das nicht einmal eine Wohngegend war. Der Stammesgenosse hatte ein paar Schläger angeheuert und die Tür des Lagerhauses aufgebrochen. Im obersten Stock war eine konspirative Wohnung, in der offensichtlich eine Gewalttat geschehen war, denn es gab Spuren eines Kampfes und viel Blut überall, stellenweise so dick, dass es noch klebte. Die Leiche war weggeschafft worden und wurde niemals gefunden.
    Elphaba reagierte auf diese Schilderung nur mit einem grimmigen Nicken.
    Â»Ein ganzes Jahr lang«, fuhr Zwei fort, »weigerte sich unsere liebe untröstliche Sarima zu glauben, dass er wirklich tot

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