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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Wolff
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endlich!“, murmelte Falk und stellte das Gerät ab.
    Erstaunt betrachtete ich das, was im Prospekt so viel versprechend als ‚Hotel AURORA‘ beworben und mit hübschen Hochglanzbildern in Szene gesetzt worden war. Von Nahem erinnerte es an einen Landgasthof, dem ein neuer Anstrich gut getan hätte – wie gut, dass ich Anni nicht eingeladen hatte! Aber vielleicht gab es ja innen ungeahnte Schätze wie Whirl-Pool oder vergoldete Liegestühle mit Löwenfell-Einlage.
    Ausnahmsweise ließ ich mir von Falk aus dem Auto helfen; dies waren keine normalen Umstände und ich ehrlich gesagt froh, den Tag nicht allein durchstehen zu müssen. Verdammt froh! Ich unterschrieb noch schnell eine Vollmacht, die ihn als meinen Rechtsbeistand auswies, und betete, dass wir den Schrieb nicht brauchen würden!
    Hinter Falk betrat ich das Gebäude und sah mich um. Am Schanktresen stand ein stämmiger Wirt und spülte Gläser.
    „Guten Tag! Rechtsanwalt Dr. Falk Wunderland mein Name, wir haben telefoniert“, stellte Falk sich vor.
    „Wo ist meine Tochter?“, setzte ich heiser hinzu.
    Der Wirt beugte sich vor und stützte sich auf seine fleischigen Arme.
    „Keine Sorge, die ist oben auf ihrem Zimmer. Das arme Ding ist ganz schön fertig.“
    Vor Erleichterung sackten mir die Beine weg und ich musste mich am Tresen festhalten. Svenja war da, hatte nicht in den Händen eines Irren ihr junges Leben ausgehaucht, lag nicht tot und vergewaltigt irgendwo im Wald. Sie lebte und schien bei guter Gesundheit zu sein …
    Der Wirt beugte sich zu mir vor und sagte nicht unfreundlich: „Glauben Sie einem altem Mann wie mir, junge Frau: Mit ein bisschen gutem Willen auf beiden Seiten lässt sich alles wieder einrenken.“
    Ich schüttelte den Kopf. „So ist das nicht zwischen uns. Ich möchte sie sehen, bitte.“
    „Dann kommen Sie, ich bringe Sie hoch. Vorsichtshalber haben wir das Küchenmädchen vor die Tür gestellt, als Wache sozusagen. Damit Ihre Tochter noch da ist, wenn Sie kommen, Sie wissen schon.“
    Wortlos eilte ich ihm nach, die steinerne Treppe hoch bis in die zweite Etage. Noch lieber wäre ich geflogen.
    „Hier entlang“, dirigierte der Wirt und zeigte den Gang hinunter nach rechts. Er selbst blieb am Treppenabsatz stehen. „Nummer fünf, es ist nicht abgeschlossen. Die Kleine wollte den Schlüssel gestern gar nicht haben.“
    Ich begann zu laufen und hastete die letzten Schritte zum Zimmer. Noch bevor ich klopfen oder rufen konnte, öffnete sich die Tür und Svenjas verschwitzter Kopf schaute hindurch.
    „Mama? Falk? Was macht ihr denn hier?“
    Dann verzerrte sie das Gesicht und schwankte. Mit der einen Hand stützte sie sich am Türrahmen ab, die andere presste sie in Nierenhöhe auf den Rücken. Svenja hatte Schmerzen – was um Himmels Willen war passiert?
    Ich drängte durch den Spalt, riss meine Tochter an mich und hielt sie fest. Falk bugsierte uns ins Zimmer und schloss die Tür, Wirt hin oder her, dann geleitete er Svenja und mich zum Bett.
    Fassungslos setzte ich mich neben sie und streichelte ihr verschwitztes Gesicht.
    „Svenja! Was ist denn los?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nichts, Mama, es ist alles in Ordnung.“
    „Das sieht man!“, sagten Falk und ich wie aus einem Mund.
    Svenja drehte das Gesicht zur Wand und schluchzte. Ich feuchtete einen Waschlappen an und legte ihn ihr auf das heiße Gesicht. „Was ist los?“
    „Ich hab Rückenschmerzen, Mama. Bitte bring mich ins Krankenhaus.“
    „Soll ich einen Arzt rufen?“, fragte Falk.
    Ich lächelte nachsichtig. „Wegen Rückenschmerzen geht man nicht gleich ins Krankenhaus, Kleines. Falk hat recht, wir sollten einen Arzt rufen. Der gibt dir eine Spritze oder renkt den verschobenen Wirbel wieder ein, dann geht es dir gleich besser und du fährst mit uns nach Hause.“
    Svenja lächelte nicht, noch immer kullerten dicke Tränen über ihr Gesicht. „Das reicht nicht, Mama“, flüsterte sie. „Ich glaube, ich habe Wehen.“
    Ich schnappte nach Luft. „Du hast – was?“
    „Wehen!“, heulte sie. „Mama, bitte mach, dass das aufhört!“
    Ich schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund, immer wieder, doch die Szene löste sich nicht auf, anscheinend war sie doch kein Albtraum. Ich versuchte zu denken: Natürlich geisterten immer wieder mal Meldungen durch die Medien, dass Frauen oder junge Mädchen, besonders wenn sie sportlich durchtrainiert waren, eine Schwangerschaft bis zuletzt vor allen geheim halten konnten, aber doch nicht vor mir!
    Oder

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