Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)
Lotta?“
„Wird beides ziemlich voll und laut werden. Was ist mit deiner Wohnung?“
„Nicht besonders aufregend. Und nicht aufgeräumt.“
„Macht nichts, meine auch nicht. Aber man kann jeden Tag aufregende Entdeckungen machen.“
Seine Finger malten heiße Linien auf meine Haut und ließen die Schmetterlinge frei.
„Viel zu entdecken gibt es bei mir nicht.“
„Hast du eine Ahnung, was ich alles entdecken kann …“ Meine Antwort war heftig, aber Ingo verstand sie trotzdem. Fels in der Brandung, romantischer Freund, aufregender Flirt, alles auf einmal und doch so viel mehr. Es geht also doch, Anni …
Sag ich ja! Und nun genieß deinen Ingo und den Sekt.
Apropos romantisch: „Danke übrigens.“
„Bitte. Wofür diesmal?“
„Für den Maibaum.“
„Welchen Maibaum?“
„Na, den in Lottas Garten.“
„Du meinst den mit den vielen grünen Bändern?“
Grüne Bänder? Wie aus Lottas aktuellen Grünphasen-Palette? Also Moosgrün, Lindgrün, Grasgrün und so? Da musste jemand die alte Dame gut kennen – und verdammt gern haben!
„Aber ich dachte, dass du …“
„Schscht!“
„Willst du denn nicht wissen, wieso …“
„Nicht reden, Yvi, nicht jetzt. Halt einfach die Klappe und komm wieder her.“
Wie hat Ihnen die Geschichte gefallen? Sylvie Wolff freut sich über Ihre Bewertung.
Leseprobe: „Die Stadtwölfin“ von Sylvie Wolff
Prolog
Eigentlich führte ich bis vor Kurzem ein eher unbeschwertes und behütetes Leben: Kindheit, Studium, Beruf, Familie - ein typischer Lebenslauf für eine Frau im 21. Jahrhundert eben. Bis sich eines Morgens in der Bahn eine wildfremde Frau neben mich setzte und fragte, ob ich zufällig Autorin sei, sie hätte da so etwas gehört.
Wegen der grauen, zu einem Dutt zusammengesteckten Haare und dem eher strengen Kostüm schätzte ich sie auf Anfang fünfzig, hätte aber nicht darauf gewettet. Sie wirkte gepflegt, war gut gekleidet und drückte sich trotz eines leichten Akzents sehr gewählt aus. Alles in allem machte sie einen angenehmen Eindruck, und so nickte ich ihr zu und fragte, warum sie das interessiere - der Morgen versprach interessant zu werden
„Soweit ich informiert bin, schreiben Sie Romane“, raunte die Dame. „Haben Sie schon einmal daran gedacht, so etwas auch im Auftrag für andere zu machen? Als Ghostwriter sozusagen?“ Als ich zögerte fügte sie hinzu: „Gegen ein angemessenes Honorar natürlich.“
Die Frau wirkte zwar ältlich, sah aber nicht so aus, als bräuchte sie Hilfe bei irgendwas. „Möchten Sie denn ein Buch schreiben?“, hakte ich daher nach.
„Ja und nein“, erklärte sie und setzte sich wieder gerade. „Im Grunde spreche ich auch nicht für mich allein. Wir arbeiten zu dritt an diesem Projekt, das uns sehr am Herzen liegt. Drei enge Freundinnen – ja, so könnte man in Ihrer Welt wohl sagen. Drei Frauen, die dieselbe unglaubliche Geschichte erzählen wollen, sich aber auf das wie oder was partout nicht einigen können. Darum haben wir nach langem Hin und Her beschlossen, eine geeignete vierte Person mit der Umsetzung zu betrauen.“
„Und da sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen? Ich könnte ohne nachzudenken mindestens fünf erfolgreiche Autoren nennen, die mit so etwas mehr Erfahrung haben als ich!“
„Das mag sein“, antwortete die Dame und zog ein ledernes Etui aus ihrer Handtasche, das mehr wert sein musste als meine gesamte Garderobe. „Aber Erfahrung bedeutet nicht automatisch Eignung , meine Liebe, und Sie erscheinen mir durchaus geeignet zu sein: jung genug, um neugierig zu sein, und alt genug, um sich nicht auf der Nase herumtanzen zu lassen. Und nun lassen Sie es dabei bewenden und sagen mir, ob Sie bereit sind, sich unser Projekt vorstellen zu lassen, völlig unverbindlich natürlich. In diesem Fall erwarte ich Sie heute Abend gegen 20:00 Uhr in unserer Suite.“
Damit drückte sie mir die Karte des ersten Hotels am Platz in die Hand und lächelte verbindlich. „Melden Sie sich an der Rezeption, man wird Sie dann zu uns bringen. Aber ich muss Sie warnen“, fügte sie leise hinzu. „Wenn Sie sich auf dieses Projekt einlassen, könnten Sie Dinge erfahren, von denen Sie lieber nie etwas gehört hätten. Mehr noch: Ihr gesamtes Weltbild könnte ins Wanken geraten.“
Nun mal ehrlich: Kennen Sie einen Autoren, dessen Fantasie nicht augenblicklich losgerannt wäre? Eben, ich auch nicht, und so sagte ich zu. Etwas beklommen zwar, da mir das Ganze doch ziemlich
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