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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sterben lassen kann, nur weil er nach deinem Geschmack nicht genug Hirn hat. So was machen sie auf der Erde, aber hier draußen nicht.«
    »Vielleicht sollten wir es auch tun.« Die krachenden Stöße kamen jetzt seltener, hatten aber nicht völlig aufgehört.
    »Nicht wenn sie nützlich sind. Der Colonel, er meint, wir brauchen jede Hand, die wir kriegen können. Um die Produktivität hochzutreiben.«
    »Das Ding ist nicht nützlich.«
    Old Matts Gesicht legte sich in Falten, seine Augen bewegten sich geschwind und musterten den Jungen. »Ich kann mir vorstellen, daß es wichtig für uns ist.«
    »Wie? Die Mordlust kriegst du aus dem Ding niemals raus.«
    »Mag sein. Dein Vater hat mir den Job gegeben, weil er fühlt, es ist ein hoffnungsloser Fall. Könnte sein. Aber ich stelle mir vor, wir beide können es schaffen.«
    »Wie?«
    »Beobachten.«
    In den folgenden drei Wochen schlüpften sie täglich in ihre Anzüge, gingen zu dem Modul hinaus und fütterten es. Manuel kletterte hinauf, öffnete das Türchen dort und warf das Futter des Dings nach unten. So hoch konnte es nicht springen, aber es versuchte es jeden Tag, und wenn das mißlang, warf es sich wieder gegen das Gitter, unnachgiebig, unermüdlich. Mit der Zeit knurrte und brüllte es weniger, aber es hörte nie auf, gegen die Wände zu hämmern. Nach drei Wochen hörte es auf, nach ihm zu springen. Es stand beobachtend da, als versuchte es einen Weg zu ersinnen, hinaufzukommen, wobei es aber zu wissen schien, daß es sinnlos wäre, seine Energie mit fruchtlosen Bemühungen zu verschwenden. Aber dann krachte es immer wieder gegen die Gitter, sobald die Klappe sich klickend schloß, also wollte es sagen: Seht! Seht! In den kurzen Momenten, in denen es still stand und mit zwei großen, schwarzen Augen hochstarrte, spähte Manuel auf es hinab. Es war eine Ansammlung von Teilen, die an einem stahlgrauen Rückenschild angebracht waren, größer als jedes Servo-Tier, das er je gesehen hatte, leistungsfähig, mit schweren Motoren, großen Gleitprofilen und vielfältigen Leistungssystemen. Er konnte sich nicht vorstellen, daß tief innen ein Mann oder eine Frau steckte, eingehüllt in der Metallwelt, die es als Ganzes verschlungen hatte, wutlodernd in der entsetzlichen Stille einer Aushöhlung irgendwo. Einmal winkte er ihm zu, und zum ersten Mal seit einer Woche sprang es und streckte sich. Seine Arme zerrissen die Luft, seine schwarzen Augen glühten. Doch nachdem er im Reflex hastig die Klappe zugeworfen hatte, warf sich das Ding nicht gegen die Gitterstäbe. Es stand da und starrte hinaus, während die beiden Männer fortgingen.
    Dann begann Old Matt, es auszuhungern. Er kürzte die Ration auf die Hälfte, dann auf ein Drittel. Nach zwei Wochen lag es auf der Seite und stand nicht einmal sofort auf, wenn Futter und Wasser kamen. Noch eine Woche, und Old Matt nahm einen Traktorstrahler in seine beste Hand und schickte sich an hineinzugehen.
    »Warte!« sagte Manuel. »Ich hole meinen Vater und ein paar von den Männern.«
    »Wenn es mich trifft, ist es sowieso zu spät. Schlag die Tür hinter mir zu und tritt zurück!«
    Manuel tat wie befohlen. Der alte Mann betrat das große Modul durch einen Seiteneinlaß. Das Ding beobachtete ihn, bewegte sich aber nicht. Die schwarzen Augen folgten Old Matt, starrten ihn mit unpersönlicher Auflehnung gegen alles an. Old Matt trat näher und klopfte mit dem Traktorstab auf den eisverkrusteten Rückenschild. Keine raschelnde Reaktion von innen. Aber das Ding mahlte seine Gleitprofile ins Eis, ließ das knirschende Geräusch für sich sprechen.
    Am nächsten Tag legte Old Matt die behandschuhte Hand auf den Schild, näher an dem Ding. Am dritten Tag winkte er den Jungen herein. Sie legten ihre Hände auf das Ding, und Manuel spürte ein schwaches Beben, eine seltsam hohe Schwingung ohne Worte oder Gestalt, die aber einen steten Rhythmus produzierte. Sie stammte nicht aus einem Maschinenteil, sondern trug ein Gefühl des Kummers und Zorns, aber auch der Sehnsucht in sich.
    Zu ihm sprechen war zwecklos. Die Medicos in Hiruko hatten es versucht. Es antwortete nicht. Eine der Expertinnen Sidons zapfte es an – Old Matt mußte die Sonden einführen, die Expertin wollte das Modul nicht betreten – und schüttelte den Kopf. Sie fand eine sonderbare Ausprägung neutraler und zerebraler Aktivität, konnte aber nicht viel daraus entnehmen.
    »Offenbar patho«, sagte sie und gab auf. Die Akte über das Ding gab keinen Hinweis über die

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