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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Zeitlang daran würde glauben müssen. Er ließ die Zügel locker, erlaubte ihm, zwei oder gar drei Tage mit dem alten Mann und den Hunden hinauszuziehen. Sie schliefen nachts in ihren Anzügen, schleppten einen Generator mit, um ihre Energiereserven ergänzen zu können, spürten vorgeblich nur Mutieherden nach, warteten aber, wie jedermann wußte, ernst und ohne große Hoffnungen auf mehr.
    Zuerst kam es flüchtig. Die beiden rasteten keuchend an der Mündung eines Cañons, nachdem sie mehrere Roller über eine trockene Ebene verfolgt hatten. Old Matt sah es zuerst, wie es drei Klicks nach Norden einen Engpaß des Cañons überquerte. Es bewegte sich nicht über das Wirrwarr von Felsbrocken und Eisschollen hinweg, die die Schlucht dort verengten, sondern bohrte sich hindurch, als bereite ihm eine gerade Linie keinerlei Probleme, ungeachtet der mahlenden Laute der ungeheuren Erschütterungen, die es freisetzte und die sich selbst auf diese Entfernung in den Beinen der beiden bemerkbar machten. Gestein knarrte ächzend, als es nachgab, und splitternd taten sich tausend kleine Risse auf, als das Gebilde hindurchdrang.
    Old Matt hatte geschrien – das hatte der Junge nicht erwartet –, und sie brachen auf. Die Servo-Hunde jagten voraus, als sie Cañons, Schluchten und Einschnitte auf ihrer Verfolgung kreuzten, Abhänge hinabtaumelten, hoch über rostrote Felsnasen hinwegsprangen und die bebenden, langsamen Vibrationen spürten, die das Aleph verursachte, wenn es durch Hindernisse krachte, innehielt, um einen Graben zu meißeln und eine Mineralader zu verschlingen, dann weiterzog, nicht schnell, sondern bedächtig, und die kläffenden Hunde und die schwitzenden Menschen führte, als wüßte es, wie es sie in seinem Sog mitziehen konnte. Die anderen Gruppen waren zu weit entfernt, um sie rechtzeitig heranzurufen, und der Junge wollte das ohnehin nicht. Er war sich damals sogar sicher, daß das Ding ihnen ausweichen würde, solange Old Matt anwesend wäre. Unbewußt hielt er es immer noch für notwendig, völlig allein zu sein, um so erstaunter war er, als er eine Klamm entlanghüpfte und plötzlich eine Eisscholle donnernd zerbarst und im grellen Sonnenlicht aufblitzende Bruchstücke regnen ließ und die Spitze des Dings, von ihnen abgewandt, hervorbrach. Er mußte sich selbst mahnen, daß es kein Gesicht war – die gezackten Linien, die Sägezahnspuren wie das Lächeln eines Hais –, und er sah deutlich die Löcher dahinter, volle zwei Meter im Durchmesser. Diesmal brannte es sich in sein Gedächtnis ein, trotz des Schocks war er darauf vorbereitet. Beim ersten dumpfen Splittern des Eises jagten die Hunde los und sprangen hinter ihm her. Es entfernte sich von ihnen, wobei seine Gestalt sich für den Jungen wie auch für den alten Mann veränderte, und Manuel dachte groß, zu groß, als er vorwärtsgetrieben hinter ihm herrannte. Es drehte sich. Dem Jungen fiel diese Bewegung des Wiedererkennens erst später auf, doch die Hunde stoppten einen Moment, als das Ding sich in geborstenes Eis mahlte. Der Junge wurde noch schneller und schloß zu den Hunden auf, zu allen bis auf The Barron, der nur den Bruchteil einer Sekunde innegehalten hatte und sich jetzt nicht aufhalten oder auch nur abbremsen lassen wollte. Er hetzte direkt auf das Ding zu, ohne Plan oder Ingrimm, sondern aus dem uralten Instinkt heraus und im Bewußtsein, daß sein Herr hinter ihm war. Alte Imperative, auf staubigen Ebenen Milliarden von Kilometern hinter ihnen geboren, ließen ihn losrennen. Der Junge schaltete seine Verstärker ein. Mit schmerzenden Beinen lief er hinter The Barrons schrillem Schrei her, in das Gesicht des Dings hinein – unter die Blöcke leuchtenden Alabasters und unergründlichen Bernsteins. Er rannte unter massigen, gefurchten Dingen her, die an Spurketten erinnerten.
    Das Aleph bewegte sich. The Barron bellte und sprang auf eine kristalline Scheibe zu, schmetterte gegen sie, fiel, drehte sich und sprang erneut, wild und ziellos. Manuel spürte Magnetfelder an ihm zerren. Diffuse Kräfte griffen nach ihm, zogen ihn, schienen die Luft in seiner Brust zu verdichten. Mit gesenktem Kopf rannte er hinter dem kläffenden Hund her. Über ihm weitete sich eine sechseckige Öffnung in der Seite. In ihren blauen Tiefen sah er Bewegung, gemessen und Gewicht tragend, so als bewegten sich riesige Steine. Es bewegte sich. Wuchtige Blöcke fuhren ächzend herab, schickten weiße, gegabelte Strahlenmuster ins Eis unter dem Jungen. Risse

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