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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Vorsprung, und es gab gute Chancen, die McKenzies aus dem Geschäft zu boxen, wenn sie ihre Überschüsse schnell erhöhten. Jeder wußte das, und jeder rüstete sich dafür.
     
    »Es geht nicht darum, härter zu arbeiten«, sagte Colonel López seinem Sohn, »es geht darum, klüger zu arbeiten.«
    »Begreif ich nicht, was das mit Mißbis zu tun hat.«
    Seine Mutter blickte von ihrer Handarbeit auf. »Ich möchte dieses Wort bei uns zu Hause nicht hören.«
    Der Colonel sagte ernst: »Sie sind keine Mißbildungen. Es sind Männer, Frauen und Kinder, denen es übel ergangen ist. Sie waren schwer verletzt. Einige starben sogar eine Zeitlang.«
    »Sie sind in Kästen«, entgegnete Manuel mürrisch.
    »Servo-gestützt, ja.«
    »Wie Tiere.«
    Seine Mutter schaltete sich wieder ein: »Ich möchte nicht, daß mein Junge an Tiere denkt, wenn er sie sieht. Stell dir vor, es wäre deine Schwester – weißt du noch, wie sie sich das Bein auf dem Traktor brach? Stell dir vor, es wäre schlimmer gewesen! Womöglich wäre sie servo-gestützt worden. Würdest du sie dann auch so nennen?«
    Manuel preßte die Lippen zusammen und schwieg. Seine Mutter hatte ganz ruhig gesprochen, aber wenn sie so viel sagte, wog das schwer. Besser, er gab klein bei und erwähnte die Mißbis nicht mehr. Er müßte ja ohnehin nicht mit ihnen arbeiten. Sie waren besser als Tiere, auch schneller, und arbeiteten selbständig, hatte der Major gesagt. Er entschloß sich, sie nicht zu beachten.
     
    Wie sich herausstellte, konnte er das nicht. Eines wurde demselben Tunnel zugeteilt. Das war nicht so schlimm, obschon es, wenn es drinnen arbeitete, einen ranzigen Geruch ausströmte, wie er ihn noch nie bei einem Tier bemerkt hatte. Doch selbst daran gewöhnte er sich. Dann wurde er aus seiner Morgenschicht gerufen, um bei einer Sonderaufgabe auszuhelfen, diesmal draußen auf der Oberfläche.
    Auf einem von Schmelzrückständen bespritzten Landegitter stand ein Frachtmodul, das letzte Stück einer Ladung von Hiruko Central. Old Matt war da. Er winkte Manuel zum Modul hin. Der Junge sagte: »Wir müssen es wegschaffen. Ich hole den Gabelstapler aus …«
    »Komm her!«
    Die gegenüberliegende Seite des Moduls war vergittert. Manuel bückte sich, spähte hinein und sah etwas Rotes und Stahlblaues, das auf ihn zuhetzte. Es war bereits in der Luft, als er sich bückte. Es krachte gegen die Gitterstangen. Das ganze Modul erzitterte. Die Stäbe – die, wie der Junge sah, aus Stahl waren – summten nach dem Aufprall. Dann war das Ding unten, scharrte und warf sich plötzlich erneut gegen die Gitter, ohne daß es sich die Zeit genommen zu haben schien, seine Kräfte zu sammeln. Es knurrte oder sprach – er konnte es nicht verstehen – und schlug gegen die Gitterstäbe. Zwei blaue Servo-Hände griffen den Stahl und versuchten, ihn auseinanderzuziehen. Das Ding grunzte und preßte sich einen Moment gegen das Gitter, ließ dann plötzlich los und krachte erneut gegen die Stäbe, ohne in seiner Wut nachzulassen.
    »Zurück!« sagte Old Matt. »Laß ihm eine Ruhepause!«
    Sie gingen fort, verfolgt von den regelmäßigen, schweren Stößen, unter denen das Modul bebte. »Was ist das?«
    »Es ist menschlich. Bei einem Unfall schwer zu Schaden gekommen – da oben.« Old Matt zeigte zu den Lichtpünktchen der Orbitstationen. »Hat Jahre gebraucht, um so weit zu kommen.«
    »Ein Mann? Ich weiß nicht …«
    »Menschlich. Könnte auch eine Frau sein. Bei Hiruko sagt keiner was. Er, sie, es hat bei dem Unfall einen Großteil der linken Gesichthälfte verloren. Kann nicht sprechen. Kann sich aber bewegen, was?«
    »Wieso ist es so, wie es ist?«
    »Wie würde es dir gefallen, wenn du aufwachst und feststellst, daß du den Rest deiner Tage ein Stück Fleisch in einem Stahlkasten bist?«
    Manuel verzog das Gesicht. »Warum ist es überhaupt hier?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Der Colonel hat einen Handel abgeschlossen. Hat einige Geräte abgegeben, die wir kaum noch benutzen oder nicht reparieren können. Hat von Hiruko dafür einen Haufen Arbeitstiere bekommen – und das da.«
    »Das da wird nicht arbeiten. Töten vielleicht, nicht arbeiten. Und ein Mensch. Ich …«
    »Versuch nicht, das jetzt zu Ende zu denken. Tu einfach so, als sei es ein Tier, dann bist du von der Wahrheit nicht weit entfernt.«
    »Warum haben sie es am Leben gelassen?«
    »Keine Ahnung. Die Medizin macht ’ne Menge komischer Sachen. Ich weiß allerdings, daß man einen Menschen nicht einfach

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