Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford

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weil es sich in ihm niederließ und bleiben würde: eine Gewißheit, ein Gefühl künftiger Dinge, ein Vorherwissen – ätzend und endgültig und in seiner Grausamkeit unnachgiebig von ihm Besitz ergreifend.

5.


    Im nächsten Jahr kamen Stromer ins Lager, einige, weil sie ohne Arbeit waren und ins Land hinauswollten, andere aus wichtigeren Gründen. Vier Monate zuvor hatte das Aleph nur mit einer Streifbewegung eine Kuppel aufgerissen und mehr als ein Dutzend Menschen getötet. Zum Schutz aller Siedler wurden Nuklearwaffen ins Spiel gebracht. Der Wissenschaftsrat von Luna wies Hiruko mit dem Argument zurück, das Aleph wäre mit einer archäologischen Ausgrabungsstätte auf der Erde zu vergleichen und sollte für zukünftige Generationen erhalten bleiben, die möglicherweise fähig wären, mehr von ihm zu lernen. Für die hageren, schweigsamen Männer, die ihre winzigen Kuppeln neben Colonel López’ Schuppen aufstellten, spielte all das keine Rolle. Sie hatten eine Schuld einzutreiben, und obschon sie wußten, daß es hoffnungslos war und schon für ihre Väter hoffnungslos gewesen war, ließen sie nicht nach. Diesmal waren zwei Männer von den McKenzie-Asteroiden dabei, neu im Hiruko-Bereich – um sich mit Ammoniakfarmen vertraut zu machen, sagten sie –, aber sie wußten über das Aleph Bescheid und sogar über die Mutie-Jagdgruppen, die gelegentlich auf es trafen. Einer hatte in Hiruko von Colonel López und dem großen, stahlblauen Adler gehört. Er hatte nicht einmal ein Lasergewehr dabei, und sein Isolieranzug hatte noch drei Tage vorher im Lager eines teuren Ausstattungsgeschäfts gelegen. Die Männer von Sidon ignorierten all diese Menschen so gut sie konnten.
    Die McKenzie-Leute waren noch weniger willkommen, weil sie für die Farmer die ersten Vorboten einer neuen Ära waren. »Ich sage, wir verbünden uns nicht mit ihnen«, sagte Petrowitsch eines Abends beim Essen. Wie gewöhnlich hatte er versucht, dem Colonel die Erlaubnis abzuschwatzen, Krauchies zu schießen, und wie gewöhnlich hatte der Colonel ihm eine Abfuhr erteilt. Jetzt wollte er das Thema wechseln. »Sie kommen her, gucken sich um, nehmen unsere Ideen mit.«
    Major Sánchez, stets mit einem Widerspruch zur Hand, entgegnete: »Im Vertrag mit der Erde steht, wir sollen an Kenntnissen teilhaben.«
    »Erde!« schnaubte Petrowitsch. »Immer auf der Seite der ’Roiden, weil die Felshüpfer, die haben sie an der Kehle.«
    Der Colonel sagte ernst: »Die Erde hat genug Probleme, ohne sich in unseren Zank einzumischen.«
    Die Tischrunde verstummte. Ein Umverteilungskrieg war in Asien aufgeflammt, und in den ersten Stunden war Sidney ausgelöscht worden. Selbst in dieser Entfernung war es unmöglich, der alten Krankheit der Erde gegenüber gleichgültig zu sein. Manuel konnte den Fatalismus, mit dem jedermann über die Kriege sprach, die ständig zwischen den historisch Armen und den relativ Reichen wüteten, nicht verstehen. Er fragte sich, wie man wissen konnte, daß man sich in einer bestimmten Periode der Geschichte befand, die von den Metasoziologen eingeordnet und geschildert wurde, als wäre man bereits tot – und obwohl man es wußte, fuhr man fort im Griff der historischen Gesetze, vergeblich und vorherbestimmt, und folgte stets dem gleichen Nullsummenspiel, bis zu einem erbarmungslosen Ende. Vielleicht war falsches Verstehen leichter, wenn man die Erde und ihre blutgetränkten Rätsel nur als blauen Schimmer zu sehen vermochte; oder vielleicht war auch er eine Raumfähre, die eine glatte, total festgelegte Umlaufbahn, die er selbst nicht erkennen konnte, entlangglitt – vielleicht war er ebenso lächerlich. Schulterzuckend tat er diese Gedanken ab und hörte wieder Petrowitsch zu.
    »… Er würde ihnen das rausreißen, wenn sie kämen, wo er schläft und sich zum Aufwärmen auf ihn legten.« Er sprach über Adler, der stets allein schlief, oft in eine Schneewehe eingegraben. Die Tiere legten sich stets übereinander.
    »Er ist kein Tier«, merkte der Colonel an.
    »Auch kein Mensch«, gab Petrowitsch störrisch zurück. »Hiruko, die haben den Hirnlappen auf Max-Kapazitäten gebracht, klar. Alle übriggebliebenen Nervenverbindungen genutzt. Aber kein Mensch, trotzdem.«
    »Warum nicht?« fragte Old Matt beiläufig.
    »Zu einem Mensch gehört mehr als Verbindungen.«
    »Was denn?«
    »Ein halber Mensch ist kein Mensch.«
    Major Sánchez schlug mit der flachen Hand auf den Festfasertisch. »Ha! Der Neurophilosoph wird uns