Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford

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jetzt verraten, woran er einen Menschen erkennt.«
    »Nun, Menschen haben größere … größere Ziele.«
    »Zum Beispiel?«
    »Aleph! Für Tiere, für Adler ist es nur ein großer Felskauer. Etwas zum Jagen, wenn sie das Herz dazu hätten.«
    »Und für uns?« fragte der Colonel.
    »Tja …« Petrowitsch biß sich auf die Lippe, fühlte sich in die Enge getrieben. »Für uns ist es etwas, von dem man lernt.«
    »Bis jetzt war Lernen nicht gerade deine starke Seite, Petrowitsch«, meinte Major Sánchez spöttisch.
    »Ich habe im letzten Jahr etwas gelernt. Etwas, was du nicht weißt. Es ist eine Prämie auf es ausgesetzt.«
    »Was?« fragte der Colonel erstaunt. »Wenn man’s tötet?«
    Petrowitsch grinste. Er hatte das Gespräch in die gewünschte Richtung gelenkt. »Nicht töten. Einfangen.«
    Major Sánchez fühlte sich überrumpelt. »Bist du sicher?«
    »Hab ich in den alten Berichten gefunden. Solltest du selbst manchmal durchschauen, mein Freund.« Und mit unschuldigem Gesichtsausdruck fügte er hinzu: »Um ein wenig zu lernen.«
    »Du hast sie gedruckt?« fragte der Colonel.
    Strahlend zog Petrowitsch einen Papierstapel hervor. »Lesestoff für lange Nächte.«
    Die Männer gaben die Aufzeichnungen herum, lasen Auszüge offizieller Anweisungen durch, die beinahe ein Jahrhundert alt waren, lachten über die steifen Erdbezeichnungen und die gespreizte Art zu formulieren. Nur wenige von ihnen schrieben überhaupt einmal etwas, deshalb war alles in gedruckter Form ausgefallen, bizarr und unnötig. Old Matt nahm die alten Anweisungen und zeigte sie Manuel. »Stammt etwa aus der Zeit, als die Wissenschaftler das Zeug auf den äußeren Monden entdeckten«, betonte er.
    »Als sie hier aufgaben?«
    »Ungefähr um die Zeit. Schätze, sie stellten sich vor, jemand könnte einen Weg finden, es zu verlangsamen oder anzuhalten, damit sie es gefahrlos studieren könnten. Ich erinnere mich an so etwas – ich meine, warum die Leute anfingen, es zu jagen.«
    »Du warst damals schon da?«
    Old Matt grinste. Seine Metallwange faltete sich mit leisem Kratzen. »Noch in den Orbit-Labors, und dann auf Titan – aber da, da war ich.«
    »Madre.« Für den Jungen kamen beide, der alte Mann und das Aleph, aus einer gesichtslosen Zeit vor allem, was er mit Gewißheit wußte. Beide kamen aus Ursprüngen, die für ihn auf immer verloren waren, und mit der schützenden Scheuklappenkonzentration der Menschen gab ihm seine Unwissenheit Sicherheit und Frieden.
    »Siehst du das hier?« Manuel zeigte auf ein altes Schnellbild. »Im Text heißt es, sie mußten wirklich schnell sein, um die Flecken an der Seite zu sehen.«
    »Hmm.«
    »Ich kann sie leicht sehen.«
    »Richtig.«
    »Es muß langsamer werden.«
    »Es hat sich Zeit gelassen, das ist alles.«
    »Vielleicht wird es schwächer.«
    Old Matt lachte. »Verschlingt einen Berg in einer Minute, wenn du das schwach nennst.«
    Unbeirrt legte der Junge einen Finger auf das Foto. »Was sind das für Flecken? Man sieht sie nicht auf vielen Bildern.«
    »Löcher.«
    »Weiß jemand, was für Löcher?«
    »Sie verändern sich ständig.«
    Manuel nickte. Old Matt war müde, nachdem sie den ganzen Tag Klapper gejagt hatten, die neue Bioform, die ein Glied in der biochemischen Kette füllen sollte, welche zu einer Sauerstoffatmosphäre führte. Die Klapper waren leistungsfähig, groß, wuchtig und häßlich wie die Sünde. Sie mutierten leicht und waren schwer zu erlegen. Nachdem der alte Mann sich in seinen Schlafsack gehüllt hatte, blieb Manuel noch lange auf. Er blickte auf die alten Bilder, las die Angaben. Ihm war noch nie der Gedanke gekommen, das Aleph zu studieren. Studieren, das heißt Rohrreparaturen oder Thermodynamik zu lernen, und das Aleph war etwas anderes – keine Formeln oder Verfahren, nur eine dahinhetzende Wildheit, auf die man nur durch Gespür und Gefühl Anspruch erhielt. Aber während er auf die erstarrten Abbilder aus Bernstein und Alabaster blickte, nickte er entschlossen und konzentriert. Am nächsten Morgen redete er Adler zu. Er wußte nicht, ob er es verstand, versuchte es dennoch. Und an jedem darauffolgenden Morgen versuchte er es erneut.
    Elf Tage jagten sie Klapper-Muties. Adler erlegte die meisten, war immer viel schneller als die Tiere und beim Töten stets rasch und unerbittlich. Der McKenzie-Mann hatte aus eigenem Verschulden einen teilweisen Zusammenbruch der Isolation und innerhalb von fünf Minuten Erfrierungen am Bein. Die Haut war an die Anzughülle