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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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gegenseitig erleichtert auf die Schultern. Sie tranken noch mehr und luden sogar den fußlahmen Haufen von den Vertragsfarmen ein. Die Männer waren noch immer ganz verängstigt, waren zum Schluß zurückgefallen und dem Aleph nie nahe gekommen. Zwei Tiere tot und ein Bruchstück in den Händen: ein stolzer Preis. Als der Junge in der Nacht in einen erschöpften Schlaf fiel, wußte er, daß er es in diesem Jahr nicht wieder sehen würde. Doch das war nicht mehr wichtig, sie waren, trotz der momentanen Euphorie, alle ausgelaugt. Doch sie hatten etwas geschafft, was die Wissenschaftler nicht schaffen konnten, und sie hatten es ohne raffinierte Instrumente, ohne viel Geld geschafft. Im warmen, dumpfen Geruch der Bettlaken lächelte er still vor sich hin. Ein Zeitabschnitt war zu Ende, und etwas Neues, Großes begann – auch wenn er nicht wissen konnte, was es war. Doch das kümmerte ihn nicht.

 
6.
     
     
    Es dauerte länger als ein Jahr, bis sie in das unwegsame Gebiet zurückkehrten. Die Gruppe war größer, aber keineswegs erfahrener, denn sie wurde durch Männer aus Fujimura und der Zannatkin-Siedlung aufgebläht. Drei kamen aus Hiruko, und auf sie mußte aufgepaßt werden, damit sie ihre Tanks nicht falsch bedienten und sich die Lungen steinhart froren (ein teures Ersatzteil – und manchmal tödlich), in einen überfrorenen Spalt stürzten oder neben Adler hergingen und versehentlich die Hand auf ihn legten, weil sie ihn für ein normales Tier hielten. Dann waren die zusätzlichen Männer von Nutzen, weil der Colonel und Major Sánchez sie dazu brachten, einen Großteil der mühseligen Jobs im Lager zu erledigen. Manuel begrüßte das, weil er als Junge stets mehr der stupiden und ermüdenden Arbeiten aufgeladen bekam als die Männer – unter vierzehn Prozent der Erdschwerkraft konnte er selbst große Kisten heben und handhaben – und es nun als angenehm empfand, eine Stufe befördert zu werden und zuschauen zu können, wie andere sich damit abmühten. Trotzdem nahmen das aufdringliche Interesse, die komische Ungeschicklichkeit und die schlichte Ignoranz dieser anderen der langen Reise vieles von ihrer fröhlichen Lockerheit. Dem Jungen gefiel sie so wenig wie früher, und er verlor in dieser frühen Mißstimmung und der Haltung, den Weg des Wandels zu blockieren, ein weiteres Stück seiner Kindheit.
    »Hoffentlich erwartest du nicht von mir, daß ich mit ihnen jagen gehe«, sagte er am ersten Tag im Lager zu seinem Vater.
    »Wir teilen die Jobs wie gewöhnlich auf«, erwiderte Colonel López. »Und wir teilen auch die neuen Männer auf unsere Gruppen auf.«
    »Sie kommen nicht mal aus Sidon.«
    »Aber Bio gibt uns den Zuschuß für ihre Einsatzstunden.«
    »Einen lumpigen Klacks von Zuschuß.«
    »Wir brauchen ihn«, sagte der Colonel mild. Er war mit seinem Jungen jetzt weniger streng, verließ sich weniger auf Disziplin, als auf Zuverlässigkeit und Besonnenheit. »Wir verkaufen weniger Ammoniak-Mix an Mars-General. Irgendwie müssen wir’s zusammenkratzen.«
    »So nicht. Es gibt eine Menge …«
    »Eine Menge ist genau das, was es von nichts gibt. So, und jetzt hilf genau wie die anderen dabei, die Spurketten abzulösen!«
    Manuel befolgte den Befehl und hatte nach einer Stunde seinen Groll so gut wie vergessen. Ihm half dabei, daß die Fujimura-Männer sich zu Bewunderern Adlers entwickelten – seiner Größe und Fremdheit und seiner anmutigen, schwierigen Sprünge, als er die umliegenden Hügel auf einem ersten Ausflug erkundete. So etwas hatten sie noch nie gesehen, ein Ding, das einem Servo-Tier ähnelte, aber Energie und nervöse, unterdrückte Intelligenz ausstrahlte, jeden und alles mit einem offenen, furchtlosen und festen Blick beäugte. Die neuen Männer waren nervös, wenn sie spürten, wie er sie beobachtete, als empfände die glutäugige Intensität sie als nicht vorhanden.
    Der erste Abend im Lager war stets Grund, mehr als gewöhnlich zu trinken und zu schnüffeln, und die neuen Männer paßten sich prächtig an. Einige warf der Kippsprit schon recht früh um, und man mußte ihnen eine Dosis Oxy geben, um ihre Kardiosysteme wieder voll in Gang zu bringen. Der Major schlenderte wie zufällig durch die miteinander verbundenen Hütten, hatte ein Auge auf die Feuerköpfe und achtete darauf, daß das Oxy nichts entzündete und sie ausbrannte.
    Manuel saß auf seiner Koje, besah sich die Szene und trank ein wenig von dem braunen Schnaps, den die Siedlungen problemlos als Nebenprodukt der

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