Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
Sauermaische herstellten und, mit einem beträchtlichen Steueraufschlag, durchs Sonnensystem verschifften. Wie gewöhnlich ging der beste Teil der Produktion in den Export, aber die Siedlungen hatten sich an die herbere, halskratzige Spielart gewöhnt und bevorzugten sie inzwischen sogar. Der Junge nippte an seiner Ration und sprach mit jedem, der vorbeikam, doch dann langweilten ihn die Geschichten unwahrscheinlicher Schützenkunst, endloser beinahe tödlicher Unfälle und selbstentdeckter, aber jetzt verlorener Metalladern, und er machte sich auf die Suche nach Old Matt. Der alte Mann schlief bereits, lang ausgestreckt und kleiner wirkend als ein Mann, die Kleidung lose um den Körper, abgenutzt und schmutzig an Stellen, wo Chemikalien eingetrocknet waren und den Staub der Metallarbeit gesammelt hatten. Er atmete flach, und sein Gesicht wirkte vertrocknet, tief von UV-Strahlen verbrannt, die Nase immer wieder entzündet, die Nahtstellen zwischen Fleisch und Metall schief und faltig. Manuel betrachtete die dünne, schlaksige Gestalt einen Moment und wandte sich gerade wieder ab, als eine Wisperstimme sagte: »Du hast nachgedacht.«
    Überrascht erwiderte der Junge: »Morgen zeig’ ich es dir.«
    »Nein, heute nacht. Ich bin nie sicher, ob ich morgen noch hier bin.«
    »Ach was, die Hälfte dieser Clowns kannst du doch in Grund und Boden marschieren.«
    »Vielleicht, vielleicht.« Gewandt setzte sich Old Matt auf, ohne viel Gewicht an seinen Armen zu tragen, obwohl der eine Syntho und der andere Servo war. »Ich mußte bitten und sogar ein bißchen hinterlistig sein, um diesmal mit herauszukommen.«
    »Hm? Jeder kann mit, so lange er will.«
    »Die Vorschrift über unverhältnismäßige Risiken, kennst du die? Wenn ich wieder verletzt werde, ein neues Bein oder einen ganzen Unterleib brauche – wer soll das bezahlen? Größere Überholungen kann Sidon nicht anstellen. Muß von Hiruko, vielleicht sogar von Luna kommen.«
    »Sie wollten dich in der Siedlung zurückhalten? Deshalb?«
    »Ich habe ihnen gesagt, es sei billiger, wenn ich hier draußen abschmiere, falls man bedenkt, daß die Chancen für eine Rückkehr eher schlecht stehen.«
    Sein Gerede bereitete dem Jungen Unbehagen, und er wechselte das Thema: »Das Spektographen-Zeug, nicht?«
    Manuel nickte. »Ja, das Bruchstück. Schwer zu glauben, daß sie so viele Informationen rausholen können.«
    »Die Datierung? Ein Un-Ergebnis, wenn du mich fragst.«
    »Ich verstehe nicht, wieso die Hiruko-Labors keinerlei Datierung erzielen.« Old Matt zuckte die Achseln. »Der Anteil verschiedener Isotope – das ist der einzige Ansatzpunkt für das Alter des Dings. Das kleine Stück hatte alle Arten von Isotopen in sich, aber sie alle führten zu widersprüchlichen Ergebnissen – verschiedene Datierungen für jeden Anteil. Manchmal sogar unmögliche Resultate: mehr Zerfallsprodukt, als es überhaupt sein konnte, als käme es direkt aus den radioaktiven Ausgangsatomen im Material.«
    »Es ist also etwas, was sie vorher noch nicht gesehen haben. Und? Sie haben so große Köpfe, al norte, und sie meinen, es sei unmöglich?«
    Old Matt lächelte sanft. »Das bedeutet, das Ding besteht nicht aus natürlich vorhandenem Material. Es muß seine eigenen Atome die ganze Zeit umschichten, um dieses Durcheinander zu erhalten.«
    Der alte Mann schien das für bedeutend zu halten, doch Manuel sah es nur als Detail. »Wichtig ist«, sagte er, »es besteht nicht aus Stein, auch wenn es so aussieht.«
    »Ach ja?«
    »Viel Metall. Aus dem Masse-Spektrogramm, das sie uns geschickt haben, habe ich alle Elemente zusammengezählt, die gute Leiter bilden. Dann habe ich berechnet, wie viele andere Atome es gibt.« Er beugte sich vor. »Das Bruchstück, es ist ein guter Leiter.«
    »Hm, hm! Das Stück ist von innen. Wir wissen, die Haut des Aleph ist nichtleitend. Also muß es innen anders sein.«
    »Richtig! Und ein Leiter kann auch ein Kanal sein.«
    »Ein Kanal?«
    »Der Mann aus Hiruko feuerte beim letzten Mal – genau wie der dieses Jahr – einen E-Strahl auf es ab.«
    »Klar. Er ist einfach abgeprallt. Wie immer.«
    »Richtig! Das Aleph weiß, wie es sich nach außen verteidigt. Seine Haut erledigt das.«
    »Nicht immer. Es hat The Barron aufgenommen.«
    »The Barron war ein Hund. Er kam zu nah. Kann sein, daß er in das Aleph aufgesaugt wurde.«
    Old Matt blickte ins entfernte Ende der Hütte, als lauschte er den Hintergrundstimmen, dem Keuchen der Pumpen oder dem Gurgeln der Rohre.

Weitere Kostenlose Bücher