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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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zu, die Augen hell, ein dünnes, trockenes Lächeln auf den Lippen, das Kupfer der Wange von Schweiß befleckt. »Du mußt … es im Laufen treffen«, rief der alte Mann.
    »Wie? Ich … ich … Die Öffnungen sind klein. Ich …«
    »Näher ran!« war alles, was Old Matt sagte, und dann landeten beide am Ende eines Sprunges und waren wieder in der Luft neben dem dahingleitenden Gebilde. Manuel beobachtete, wie sich der knisternde Magnetfluß gabelte und um es herumtanzte. Er wartete auf seine Gelegenheit. Löcher öffneten und schlossen sich, aber zu schnell, als daß er etwas hätte tun können. Adler war schneller gewesen. Adler hatte die verwundbaren Verzerrungen erkannt und sie augenblicklich genutzt, ohne die betäubende Angst, die ihn jetzt überkam, eine sich ausbreitende Kälte, die Nerven und Muskeln zu lähmen drohte.
    »Halt dich fern von ihm, Sohn!« Aber er drängte vorwärts, als er einen blauen wirbelnden Fleck sah, der sich nahe einem Knotenpunkt bogenförmiger Magnetfeldlinien bildete. Er hob die Mündung des Strahlenwerfers und feuerte, als das Blau zu grünlichen Tupfen zerschmolz. Der Strahl beschrieb eine schmale gerade Bahn durch die dünne Luft, traf mit einem Schauer orangefarbener Funken ganze drei Zentimeter neben der anvisierten Stelle und wurde nach rechts abgelenkt, ohne Schaden anzurichten. »Ah! Ah!« spie er in Selbstverachtung aus. Und feuerte erneut. Dieser Schuß saß besser, prallte aber dennoch in einem Funkenschauer ab. Der Junge war so nahe, daß einige der Funken von seinem Arm zurücksprangen.
    Das Aleph erschien dem Jungen wie ein bewegliches Gebäude, und er sprang zurück, als es sich ihm zudrehte, als wollte es ihn von einer der gewaltigen Schultern abschütteln, und sich dann wegdrehte und einen weiteren Meter hochstieg. Es ragte über ihnen, und der blaugrüne Strudel verblaßte. Er weigerte sich, zu weichen. Es beschleunigte von ihm fort, und der Junge war mit drei schnellen Hüpfsprüngen hinter ihm, Old Matts Stimme in den Ohren: »Wir müssen ihn weiter drehen!«
    Der Junge sah, daß der alte Mann links von ihm war, den Kopf in den Nacken gelegt, um die Unterseite des Dings zu betrachten. Der körnige Bernstein trübte sich mit Flecken und Furchen in ausgewaschenen Farben, als strudelte etwas Flüssiges direkt unter der Haut, aber die massigen Blöcke wirkten zugleich fest und hart wie tiefes Felsgestein.
    »Hier drüben beginnt eins!« rief Old Matt und sprang vor, auf einen Wirbel gescheckter Farben zeigend. Ein sich verdichtender Magnetknoten kam aus dem Wirbel und traf seine Brust. Er ging zu Boden. Der Magnetknoten legte sich um seine Brust und seinen Kopf, ein schlangengleiches Knäuel ineinander verwobener, rubinroter Fluxlinien, die ihn umzüngelten. Manuel sah ihn stürzen und in die Knie sinken. Aber der Junge nahm zugleich wahr, daß die Farben des Strudels dichter wurden und schwenkte die Mündung herum. Er feuerte. Verfehlte. Schaltete am Schaft auf Neuladung der Kondensatoren. Und schaute nach Old Matt. Der Magnetknoten hatte sich zu verdünnen begonnen und zog sich in das Aleph zurück. Old Matt war noch immer reglos am Boden. Der Junge sprang vor, weiter unter das immense Gewicht, das sich mühte und arbeitete, und hob den Werfer erneut und schoß aus nächster Entfernung direkt in das Ding hinein. Der schnelle, gelbe Strom knisterte, als er Zugang fand. Die mahlenden, dunklen Farben saugten ihn auf. Er wurde verschluckt, der ganze Feuerstoß war fort, aufgesaugt. Manuel bewegte sich rückwärts, das Aleph glitt weiter. Er sah, daß er nichts bewirkt hatte, ließ den Werfer fallen und beugte sich über Old Matt, der keuchend auf Händen und Knien kauerte, die Augen geschlossen, den Mund offen, und Speichel absonderte.
    »Du … Kannst du … Kann ich dich …«
    »Mir … Mit mir ist alles in Ordnung. In Ordnung. Bleib dran!«
    Manuel musterte das gefurchte, müde Gesicht einen langen Moment, nickte dann und stand auf, seufzte, griff nach dem Werfer, prüfte die Blinkanzeigen, blickte auf.
    Das Aleph war unten. Es war auf dem Eis, bewegte sich kaum. Die Aura des Magnetflusses flackerte und wurde schwächer.
    Er schrie in heller Freude. Auf dem Boden sah das Aleph noch größer aus. Das Eis barst, wo sein gewaltiger Rumpf rutschte und anhielt, rutschte und anhielt.
    Eine Hand schlug ihm auf die Schulter. Er drehte sich um, erwartete Old Matt zu sehen, aber es war sein Vater. »Jesucristo«, sagte der Colonel. »Irgend etwas innen drin, ein

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