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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ließen sie mit ungeduldigem Snick-snick-snick zwischen den Wänden undurchdringlicher, schlummernder Leere hindurchjagen. Eis begann aus den Ecken der großen Fenster zu kriechen. Manuel schaltete die eingebetteten Heizgitter ein, und die Scheibe wurde klar.
    Er betrachtete das sich stumm entfaltende Land, wobei seine Augen unwillkürlich nach schneller Bewegung, nach einem Zeichen für das kürzliche Auftauchen eines riesigen, landzerbohrenden Dings suchten. In Gedanken bereitete er sich für die nächsten Tage vor. Langsam begann sich ein Druck, den er bisher nicht bemerkt hatte, zu lockern.
    Eine ruhige Stimme fragte: »Kennen Sie dieses Gebiet?«
    Er blickte den Erdler an. »Etwas.«
    »Ich bin Piet Arnold. Ich nehme an, Sie sind aus Sidon.«
    »War.«
    »Ich bin von der Erde.«
    »Ich weiß.«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Ihre Kleidung.«
    »Ich habe sie gekauft, weil ich dachte … Ah, sie ist zu luxuriös, ist es das?«
    »Könnte sein. Die Hose, was ist das für ein Stoff?«
    »Kord.«
    »Noch nie gesehen.«
    »Entschuldigung. Meine Freunde« – mit einer Handbewegung umfaßte er dreizehn von ihnen, alle identisch gekleidet, alle auf einer Seite des Waggons, alle die Augen auf Manuel gerichtet – »hier stehen unter meiner Anleitung. Ich habe bei der Auswahl ein schlechtes Urteil gefällt, das sehe ich jetzt. Wir haben nicht die Absicht, uns von den Menschen, die hier leben, abzuheben.
    Es wäre aufmerksamer gewesen, in Hiruko um Kleider zu bitten und unsere …«
    »Nein, mir macht das nichts.«
    »Wir erhoffen eine aufrichtige Kooperation mit den Menschen Sidons.«
    »Die bekommen Sie.«
    »Wir sind hier, das Artefakt zu studieren.«
    Manuel verzog keine Miene. »Aha.«
    »Das Aleph. Wissen Sie viel darüber?«
    »Sie werden draußen arbeiten, nicht in Sidon?«
    »Ja. Die Eingangsuntersuchungen sind gemacht. Wir haben die Bohrlöcher und Faltungen der Tektonik sorgfältig studiert.«
    »Faltungen?«
    »Ja. Verfolgen Sie die Berichte nicht? Es hat viele gegeben.«
    Piet sprach mit sanfter, beruhigender Betonung. Er musterte Manuel, ohne sich von den Bewegungen im Waggon oder dem vorbeifliegenden Land draußen ablenken zu lassen.
    »Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Sie sollten sich die Mühe machen. Das Artefakt, das sich einmal bewegt hat, ist vielleicht die bedeutendste Entdeckung unserer Zeit.«
    »Aha.«
    »Wir müssen mehr darüber wissen.«
    »Wieviel Wissen brauchen Sie?«
    »Man kann nie zuviel wissen.«
    Manuel wurde nervös. Er suchte nach etwas, um das Gespräch in leichtere Bahnen zu führen. »Wie beim Sex, hm?«
    Piets Gesicht wurde ausdruckslos. »Wie meinen Sie das?«
    »Wie ein Freund von mir sagt: Nur zuviel ist genug.«
    »Aha. Ich verstehe.« Ein dünnes, freudloses Lächeln spielte um Piets immer noch ernstes Gesicht und verschwand ganz plötzlich.
    Manuel sah, daß er den Mann gekränkt hatte. »Sie sind also zu Studienzwecken hier«, sagte er lahm.
    »Ja. Studieren, ohne Schaden anzurichten. Wir haben diese Expedition mit hohen Kosten zusammengestellt. Wir auf der Erde können uns nicht viele solcher Forschungsvorhaben leisten, das versichere ich Ihnen.«
    »Ich schätze, es ist nicht wie in den glorreichen Jahren.«
    »Glorreich?«
    »Als die Erde viel auszugeben hatte. Sie wissen doch – die Amerikaner, die Russen, die Chinesen und so. Sie sind hier ausgeschwärmt, haben alles vermessen. Reiche Jahre für Sie.«
    »Aha.« Piets Gesicht erstarrte zu Stein. »Die spätbürgerliche Kultur.«
    »Ja, schätze schon.«
    »Eine unglückliche Zeit. Wurzellos, mit dem falschen Bewußtsein des Spätkapitalismus …«
    »Ich dachte, es wäre ganz gut für Sie gewesen. Die Filme …«
    »Ich versichere Ihnen, wir bedauern den Verlust jener Zeiten nicht. Ebenso wie niemand die Zügellosigkeit der Höfe des monarchistischen Europas oder die Saturnalien Roms zurückwünscht.«
    Manuel wußte nicht genug über die Geschichte der Erde, um zu begreifen, wovon der Mann sprach. Er runzelte die Stirn. »Aha. Werden Sie, äh, lang hier bleiben?«
    Manuel blickte sich im Waggon um, aber es war kein Sitz mehr frei. Er erinnerte sich nicht, daß Piets Gesicht ihm gegenüber war, als er sich hingesetzt hatte, aber vielleicht war der Mann gekommen, während er zum Fenster hinausgeschaut hatte.
    »Vielleicht den Rest unseres Lebens.«
    »Was? Wieso das?«
    »Die Rückreise ist teuer. Wir können unsere Funde verschicken. Sobald wir es wagen, Proben zu nehmen, können sie verschifft werden. Es besteht

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