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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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durch die beiden Waggons und griff die Leute zufällig heraus. Eine der ausgewählten Frauen war verheiratet, und ihr Mann sprang wütend protestierend auf. Der Zugführer ließ zu, daß er für sie einsprang. Sonst gab es keinerlei Probleme. Die meisten Passagiere wurden für die Aufgabe benötigt, und alle wußten, daß die Zeit eine wichtige Rolle spielen mochte.
    Manuel hatte Schwierigkeiten, einen Notanzug zu finden, der ihm paßte, deshalb kam er erst spät durch die Schleuse. Er stolperte einen Kieshang hinunter. In dem Anzug mit den ungewohnten Kraftverstärkern bewegte er sich unbeholfen. Fünf Waggons voraus war der Hang verschoben und eingestürzt. Manuel betrachtete die Stelle und versuchte zu erkennen, was geschehen war. Er blickte das Tal entlang, durch das die Trasse der Magnetbahn verlief. Schlamm und Eis hatten sich in die Ebene ergossen. Hänge waren aufgerissen und verworfen.
    »Was ist die Ursache dafür? Ist das typisch?«
    Manuel drehte sich um. Piet Arnold stand mit unsicherem Blick neben ihm. »Ich weiß nicht. Aber Sie sollten sich nicht hier draußen aufhalten. Sie wissen nicht, wie man unter dieser Schwerkraft arbeitet.«
    »Wir leisten unseren Anteil«, sagte Piet einfach.
    Manuel sah sechs weitere Erdler, die sich ungelenk in der Arbeitsgruppe bewegten. »Einfaltspinsel«, sagte er schroff, aber mit widerwilligem Respekt.
    Die beiden Frachtwagen waren hundert Meter entfernt. Die Trasse unter ihnen war eingestürzt. Die Absenkung war nicht schlimm genug, um die superleitenden Felder zu unterbrechen. Manuel sah, daß die magnetische Aura stabil und ungebrochen verlief. Der schnurgerade, rötliche Halo hielt die Waggons in der Luft über der abgesackten Trasse.
    »Das Magnetfeld muß vibriert haben, als das Beben kam«, sagte eine Stimme über Komm. »Hat die Waggons eine Sekunde losgelassen und dann wieder gepackt.«
    Die Frachtwagen sahen seltsam aus, wie sie dort schwebten, eingefangen mitten in der Bewegung, als sie aus dem Magnetdruck fielen und sich zu überschlagen begannen. Erstarrt über den Köpfen der arbeitenden Männer und Frauen, hingen sie in scheinbar unmöglichen Winkeln über dem Hang. Im bleichen Licht schaufelte die Arbeitsgruppe Kies und bildete Stützen für das superleitende Netzwerk, das entlang der Magnetbahntrasse lag.
    »Wie sollen wie sie freibekommen?« fragte Piet.
    »Müssen den Feldern noch einen Impuls geben«, antwortete Manuel, während er eine Schaufel ergriff. »Sie schwächen, damit sie die Waggons fallen lassen.«
    »Warum graben?«
    »Müssen die Trasse wieder einigermaßen aufschütten. Wenn die Felder an einer Stelle zusammenbrechen, ruft das höhere Belastung auf der ganzen Strecke hervor. Wir müssen diesen Teil des Zugs zwei, drei Sekunden mechanisch abstützen.«
    Piet nickte und erklärte es seinen Leuten. Der Zugführer gab Befehle, wo sie graben sollten und wie man die Stahlstangen auf dem rutschigen, instabilen Hang festkeilte. Manuel, froh, etwas tun zu können, begann zu graben und spürte seine Rückenmuskeln schmerzen und zerren. Die Arbeit in der Petrofabrik hatte ihn ein wenig weich gemacht. Er begann, heftig zu schwitzen. Er arbeitete konzentriert, vergaß alles, schleuderte die Steine mit gleichmäßigem, schwingenden Rhythmus auf die Haufen. Seine Atemzüge dröhnten und hallten in dem engen Helm. Um ihn herum nahmen die Stützen und verkeilten Steingründungen Gestalt an. Techniker prüften, daß die Druckverteilung stimmen würde und Winkel und Vektoren ausgerichtet wurden. Er überließ die Planung lieber ihnen, bevorzugte es, dort zu graben, wo man ihn einwies, und dachte an nichts als daran, auf dem losen Hang nicht den Halt zu verlieren. Einige der Erdler arbeiteten neben ihm, aber er beachtete sie nicht und sprach nur, um Befehle zu bestätigen.
    Eine Stunde verging. Dann eine zweite. Das Wartungsteam konnte das Lüftungssystem nicht auf normalen Betrieb bringen. Der CO 2 -Gehalt in der Passagierkabine war zu kontrollieren, aber nur durch Ausströmen lassen. Das setzte allem eine zeitliche Grenze. Hiruko hatte drei Schlepper losgeschickt, aber niemand an Bord wollte nach Hiruko zurück und warten, bis die Strecke repariert war. Das würde ohnehin einige Zeit dauern – die seismische Erschütterung hatte überall Schaden angerichtet, und die verfügbare Arbeitskraft wurde knapp.
    Schließlich war das Gestell fertig. Ein schlichter Kasten aus Stangen, die aus dem Frachtwagen gerissen worden waren, stützten das superleitende

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