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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sich abrupt. Das Eis hob sich und wurde von anderen Eisschollen, die von den Hügelflanken herabrutschten, verschlungen. »Madre de Dios!«
    »Die ganze Region ist aus dem Gleichgewicht«, wisperte Petrowitsch.
    Er steuerte sie an der Talwand entlang, fort von dem zermalmenden Zug des Eises. Über ihnen war der neu entstandene Vulkan von einem schwarzen Himmel in Nebel gehüllt. Durch die Wolkenbewegungen sahen sie Streifen weißen Wassers, das braun wurde, als es sich mit Staub vermengte und dann in tobenden Flüssen herabströmte. Die Ströme rannen von den Hügeln in die tiefen Risse im geborstenen, sich verschiebenden Eis.
    Sie überwanden eine Anhöhe und gelangten in einen Seitenarm des zentralen Talsystems. »Hier können wir es versuchen. Siehst du? Keine Geschwindigkeitsvektoren an dieser Linie.«
    »Vielleicht ist es stationär.«
    Petrowitsch hob die Brauen. »Vielleicht.«
    Durch den Druck unten im Tal wurde das Eis an einer Flanke des Vulkans hochgepreßt. Es floß die nackten, schwarzen Steinhänge hoch, schmolz, verdampfte und gefror wieder, als es aufstieg, die Spitze in Nebel hüllend. Manuel konnte das rote Flackern des Gipfels sehen. Es pulsierte wie Blut aus einer Arterie und war unter dem Staubschleier hell genug, um rote Leuchtstreifen über die dunklen, rauchenden Hänge zu werfen.
    »Ich fürchte, unsere Freunde aus Hiruko haben sich verrechnet.«
    »Die Schmelzschlepper?«
    »Da. Es ist ein heikles Spiel. Die Atmosphäre aufzubauen, aber gleichzeitig die Landmasse im Gleichgewicht zu halten.«
    »Vielleicht haben sie zu schnell Luft erzeugt.«
    »Es ist das Wasser, nicht die Luft. Diese Welt ist ein kugelförmiger Gletscher, nirgendwo geht es bergab. Die Eiskappe ruht auf Felsschichten – Felsgestein aus Meteoren, die teilweise hinabsanken, als die Kruste gefror. Schmilzt das Eis, läßt der Druck auf das Gestein nach. Das Gestein dehnt sich aus, öffnet Poren. Überschußwasser aus dem Schmelzvorgang, Wasser, das nicht zu Gas wurde, sickert in das Gestein. Der Stein verhält sich wie ein Schwamm. Hiruko hat darauf gesetzt, daß das Gestein dieses Wasser aufsaugt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Der Schwamm füllt sich, das Überschußwasser rinnt in die Fugen zwischen den Felsplatten. In Bruchlinien. So viel Wasser, das sich weit nach unten bewegt, der Massendruck, dazu wirkt die Flüssigkeit als Schmiermittel in den Bruchlinien … Zipp! Alter Zeichenwitz – der Mann, der auf eine Bananenschale tritt. Das Eis rutscht auf dem Wasser darunter.«
    »Hiruko hat es zu schnell vorangetrieben.«
    »Eine sehr schwierige Kalkulation, viele Ungewißheiten.«
    »Neue Nachrichten aus Sidon?«
    »Sie kümmern sich nicht um uns. Sie werden sich auch eine Weile nicht um die Grabstelle kümmern.«
    »Ich frage mich, wie die Erdler damit fertigwerden«, sagte Manuel finster.
    Draußen brüllte und qualmte der Vulkan und sandte rote Lichtlanzen in die dichter werdende Staubhülle.
     
    Vorsichtig näherten sie sich der weiten Ebene. In der Ferne ragte das Tafelland aus Eis hoch, die steilen Flanken von Rutschen und eingestürzten Terrassen durchschnitten. Tiefe Risse überzogen das Gebirge. Aber die Eisebene war fest, und der Schlepper kam gut voran. Hinter dem winzigen, dahinjagenden Gefährt verflachte sich eine ebenholzschwarze Vulkanstaubwolke, als sie in Höhen stieg, in denen der Auftrieb der dünnen Luft die Teilchen nicht trug. Schon bald erstreckte sie sich wie ein gigantischer schwarzer Amboß von Horizont zu Horizont.
    »Sehe niemanden«, sagte Manuel.
    »Wahrscheinlich in den Unterkünften.«
    Petrowitsch wies auf sieben Halbzylinder mit geriffelten Bronzewänden, in exakten Reihen angeordnet. Zwei waren eingestürzt. Hinter ihnen stand ein hohes Gerüst aus Trägern, Balken, Stützen, Streben und Querverstrebungen. Erregt wurde Manuel klar, daß dies der Außenrahmen des Aleph war. Durch das metallene Netz konnte er kühles Alabaster erkennen. Er verglich es mit dem Anblick, als es dahingeeilt war, sich umgedreht und zurückgeblickt hatte, während er Old Matt mit sich trug. Soweit er sich entsinnen konnte, lag es an derselben Stelle, aber das langgestreckte Gebilde schien jetzt breiter zu sein.
    Sie bremsten ab und hielten an den halbzylindrischen Hütten. Eine Schleuse öffnete sich, zwei Gestalten kamen winkend heraus, forderten sie mit Handzeichen zum Eintreten auf. Manuel trug den Med-Pack. Das erste, was er drinnen sah, war Piet Arnold.
    »Ich bin so dankbar, daß Sie gekommen sind«, sagte

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