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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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besser sehen, und -
    - glühende Pünktchen kreisten -
    - eine verzerrte Masse zitternder Linien, silbrige Windungen, die auf ihn zustießen –
    - sich plötzlich zu rauchiger Weichheit auflösen, zu grünen Wolken, die mit einem Kreischen über einen rubinroten Himmel kratzten –
    - leuchtende, schnelle, polierte Oberfläche -
    - ein Wirrwarr von Tönen, verschwommen –
    - etwas, das so schnell eilte, daß es nur den Eindruck von Größe, Geschwindigkeit und unerbittlichem Verlangen vermittelte -
    - verwesendes Rosa, Grün, ein Modergeruch nach Alter –
    - raspelndes, verkrustetes, schweres Licht -
    - Haare wie Schlangen –
    - Explosion –
    »Aah!«
    Manuel bedeckte die Augen, riß sich los. Doch viele der Dinge, die er gefühlt hatte, waren nicht durchs Sehen gekommen, sondern durch die anderen Sinne, Geschmacks- und Geruchssinn, Hör- und Tastsinn, die sich empfindsam und fest ausdehnten, als erlebte er sie zum ersten Mal.
    Piet sagte leise: »Du verstehst. Es tut mir leid, aber … Du verstehst.«
    »Ich …«
    »Der endlose Wandel manifestiert sich auf jeder Ebene. Auf unserer Wahrnehmungsebene bringt er Effekte hervor, die ich, offen gesagt, nicht verstehe, nicht einmal vollständig beschreiben kann. Nicht sehen kann man, was die Geräte registrieren.« Mit einer weiten Geste umfaßte er die Regale mit den Apparaturen. »Auf der atomaren Ebene und darunter verändern sich die Kräfte selbst. Es gibt eine Erscheinung, die wir als elektroschwache Wechselwirkung bezeichnen. Verschiedene numerische Parameter beschreiben es – Parameter, die für uns von Anbeginn der Zeit an festzuliegen schienen, seit der große Knall das Universum in Gang setzte. Jetzt wissen wir durch das Aleph, daß sie nicht festliegend sind. Hier ändern sie sich. Ständig. Nichts bleibt, nichts wird konstant gehalten.«
    »Wie wird es zusammengehalten?«
    »Ich weiß es ehrlich nicht. Das Artefakt ist wie der Rosettastein – weißt du soviel über die Erdgeschichte? –, der alle Gesetze des Universums zusammenfaßt. Es weiß, irgendwie, wie man Ger setze macht. Natürlich liegt ihm ein System zugrunde. So wie ich die Daten interpretiere, scheint das Artefakt zu verkünden, daß die physikalischen Gesetze nicht immer die gleichen waren. Als das Universum jung war, waren die Gesetze jung. Jetzt sind sie gealtert. Die grundlegenden Konstanten von heute werden nicht immer so bleiben. Die natürliche Evolution gilt folglich nicht nur für das Leben – sie gilt ebenfalls für das Universum. Die Gesetze. « Piet legte die Hände zusammen. »Ich hoffe, du verstehst, was für eine tiefgreifende umwerfende Auffassung das ist.«
    »Hm, ja.«
    »Vielleicht begreifst du den Hauptpunkt nicht völlig.« Piet beugte sich vor. »Siehst du, die Physik hält für gegeben, daß Partikel von Feldern geschaffen werden – den elektrischen Feldern, den nuklearen Feldern und so weiter. Aber angenommen, es gebe etwas, das Gesetze schuf. Was tut es? Wie« – er packte Manuels Arm – »speichert man die Information, die die Gesetze enthält? In den Partikeln? Aber sie sind durch die Felder erzeugt und damit durch die Gesetze selbst! Ein Kreislauf. Wie transportiert man die Information? Was macht die Gesetze?«
    Manuel starrte auf die Wände, in denen noch immer Farben und Licht blitzten. »Tja … ich weiß nicht …«
    »Angenommen, das Universum ist im, aber nicht aus dem Universum?«
    Manuel schüttelte den Kopf, verwirrt von den Gedanken, die der Mann ansprach. Piet erkannte seine Konfusion und ließ von seinem Drängen ab. »Es tut mir leid.«
    Um seine Unsicherheit zu kaschieren, war Manuel wieder so schroff wie vorher. »Warum zeigen Sie mir das eigentlich? Ich kann Ihnen nicht helfen …«
    Piet hielt eine Hand hoch. »Kommen Sie!«
    Sie gingen weiter, durch enge Korridore aus dunklem Gestein, schmale Aufstiege hoch, durch eigenartig geformte Löcher kriechend, vom Eis schlüpfrige Gefällstrecken hinab. Manuel schien, daß das Aleph kaum so groß, so kompliziert sein könnte. Die Wände waren kalter, toter Stein, und sie erstreckten sich nahtlos ohne Ende.
    Sie gelangten in einen offenen Korridor, in dem Manuel aufrecht stehen konnte. Piet fragte im Gesprächston: »Wissen Sie, wer es Aleph getauft hat?«
    »Nein.«
    »Ein Jude, nehme ich an. Eine interessante Namensgebung. Weißt du, was es bedeutet?«
    »Der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets, hat ein Onkel von mir gesagt. Er ist Jude.«
    »Korrekt. Das Interessante ist, daß es in der

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