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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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der Mann, »anstatt nach Sidon umzukehren.«
    »Bis auf das Notsignal sendet Ihr Komm nicht.«
    »Ah, gut – wir wußten nicht einmal, ob das funktioniert. Die beiden eingestürzten Hütten waren die wichtigsten. Riesiges Pech. Zwei sind umgekommen.«
    »Haben Sie sie tiefgekühlt?«
    »Ja. Können Sie sie trotzdem mit zurücknehmen?«
    »Was ist mit ihm passiert?« Manuel zeigte auf einen Erdler, der mit den Füßen voraus mit dem halben Körper im Med-Monitor der Hütte steckte.
    »Ein gebrochenes Bein, ziemlicher Blutverlust. Ich fürchte, der Aufschlag hat Knochensplitter in den Muskel getrieben.«
    »Schmerzhaft. Wie ist das passiert?«
    »Er ist vom Gerüst gestürzt.«
    »Ein Monitor dieser Größe reicht nicht«, meinte Petrowitsch. »Tiefsitzende Splitter kann er nicht entfernen.«
    »Mir ist klar, daß Sie ihn mit nach Sidon nehmen müssen. Zuerst sollte er aber noch etwas ruhen. Und Sie werden die Route für die Rückfahrt eingehend prüfen müssen, kann ich mir vorstellen.« Piet breitete einladend die Arme aus. »Sie können ein oder zwei Tage hier verbringen. Wir freuen uns auf die Gesellschaft.«
    Manuel musterte den Mann. »Wir brechen morgen auf«, sagte er scharf.
    »Es tut mir leid, daß Ihre Ankunft unter so schrecklichen Umständen stattfindet. Diese Ereignisse …« Er schüttelte den Kopf.
    Manuel zog eine Grimasse. »Machen Sie sich keine Sorgen – außer um die Instandsetzung Ihres Komms. Das ist lebenswichtig. Die ganze Kruste verschiebt sich, soweit ich erkennen kann. Sie müssen mit Hiruko in Kontakt bleiben. Kommen Sie – ich fange jetzt damit an.«
     
    Am Morgen war es still in der Hütte. Niemand war wach. Manuel stieg so leise er konnte aus den Faserdecken, zog sich an, aß einen Nahrungsriegel und stieg in den Anzug. Als er hinausging, produzierte die Schleusenhydraulik großen Lärm, so daß er sich nicht wunderte, zehn Minuten später eine weitere Gestalt herauskommen zu sehen. Der Mann kam auf ihn zugestapft, stellte sich neben ihn in den Schatten des Alephs. Piet sagte nichts. Die beiden musterten einander, bis Manuel schließlich ernst fragte: »Warum wollten Sie im Zug mit mir sprechen?«
    »Sie waren ein Mitreisender. Sie schienen einsam.«
    »Sie wußten, wer ich war.«
    »Das ändert nichts. Sie schienen trotzdem einsam.«
    »Sie, Petrowitsch – ich habe nicht vor, Ihnen etwas zu sagen.«
    »Habe ich gefragt?«
    »Sehen Sie, es ist tot. Lassen Sie es in Ruhe, oder lassen Sie wenigstens mich in Ruhe!«
    »Wieso sind Sie so sicher?«
    Manuel blinzelte. »Sicher?«
    »Daß es tot ist.«
    »Schauen Sie es sich an! Wir haben es getötet, Old Matt und ich.«
    Piet lächelte breit. »Ja, sehen Sie es sich an!«
    Manuel drehte sich um und betrachtete die Gerüstkonstruktion. »Sie haben es eingepfercht.«
    »Um präzise Messungen vorzunehmen.«
    »Ich habe bei ihm Maß genommen.«
    »In gewisser Weise, ja. Ein einziges Mal.«
    »Niemand wußte, was man gegen es ausrichten konnte. Sie haben doch die Berichte gelesen. Es hat zu seiner Zeit viele Menschen getötet.«
    »Ja. Unfälle, offenbar.«
    »Unfälle oder nicht, wir mußten es stoppen.«
    »War es das?«
    »Hm? Menschen zu schützen? Ich weiß nicht. Ich kam eben hierher. Es war … Jeder … Jedes Jahr kamen wir heraus, die Typen haben es überredet …«
    »Warum? Warum haben Sie es getötet?«
    Manuel starrte ihn verständnislos an. »Warum? Ich … Sehen Sie, Sie wissen gar nichts darüber.«
    Piet wechselte das Thema: »Sie haben sich wie ein Besessener an die Reparatur des Komm gemacht. Es hat Sie fast die ganze Nacht gekostet.«
    »Und?«
    »Als wollten Sie irgendwas ausweichen. Mit mir zu reden, oder hier heraus zum Artefakt zu kommen.«
    Manuel blickte verdrossen. »Ich bin soeben aus eigenem Antrieb hierhin gegangen.«
    »Ja, alleine.«
    »Wollte einen Blick auf es werfen. Müssen bald aufbrechen. Wollen früh los. Könnte schwierig werden, durchzukommen …«
    »Sie werden Zeit haben. Nach dem, was ich von Hiruko erfahren habe, sind diese Beben kurzfristige Phänomene.«
    »Nehmen Sie das Hiruko-Gerede nicht als Evangelium?« Unruhig bewegte sich Manuel auf und ab. Der Schatten des Aleph bildete eine kältere Zone, die sich auf dem fleckigen, von Stiefeln zertrampelten Eis deutlich abzeichnete.
    Wieder lächelte Piet. »Sollen wir hineingehen?«
    »Hinein?«
    »Sie hätten die Berichte wirklich verfolgen sollen.«
    »Man kann hineingehen?«
    Piet streckte eine Hand zu dem massigen Körper in dem Trägergeflecht

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