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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Gefreiten zurück. Doch als die Sonne schließlich über den gegenüberliegenden Rand des Passes kletterte, die Reste der Finsternis vertrieb und den Granit der Bastion erwärmte, spürte Wörmann, daß die unheilvolle Aura blieb. Sie zog sich nur ein wenig in die Tiefe des Berges zurück und wartete auf die nächste Nacht.
    Die Soldaten fühlten es ebenfalls – ihre bedrückten Mienen zeigten deutlich, was sie empfanden. Aber der Offizier war entschlossen, die Moral der Männer zu heben. Er nahm sich vor, mit Alexandru zu sprechen und ihn zu bitten, Holz zu holen, damit er Feldbetten und Tische zimmern konnte. Wörmann glaubte bereits, das vertraute Pochen von Hämmern zu hören. Er trat an das andere Fenster, von dem aus man die Brücke beobachten konnte. Er sah, wie der alte Rumäne und seine beiden Söhne über die Planken gingen. Ihr Anblick erfüllte ihn mit neuer Zuversicht.
    Kurz darauf richtete er seinen Blick auf das kleine Dorf, das vom Sonnenlicht geteilt wurde: die eine Hälfte hell, die andere noch immer in Schatten gehüllt. Er begriff plötzlich, daß er den Ort so malen mußte, wie er sich ihm in diesem Augenblick darbot: die Siedlung, durch das Fenster betrachtet, umgeben von einem Rahmen aus grauem Fels. Die Kontraste erfüllten seine künstlerische Seele mit tiefer Zufriedenheit, und er gab dem jähen Drang nach, die Szene sofort festzuhalten.
    Der Rest des Tages verging ziemlich schnell. Wörmann ließ Lutz’ Leiche in den Bereich unter dem Keller bringen. Seine sterblichen Überreste wurden durch die Öffnung im Boden getragen und mit einem großen Tuch bedeckt. Die Temperatur in der Kaverne lag knapp über dem Gefrierpunkt, und nichts deutete auf die Präsenz von Ungeziefer hin. Dort war der Tote gut aufgehoben, bis Vorbereitungen für die Überführung nach Deutschland getroffen werden konnten.
    Unter normalen Umständen wäre Wörmann versucht gewesen, sich die Räumlichkeiten unter dem eigentlichen Keller genauer anzusehen und ihre dunklen Nischen und entlegenen Winkel zu erforschen. Vielleicht boten sie gute Anregungen für ein weiteres Gemälde. Aber er fand nicht den Mut dazu. Er redete sich ein, es sei besser, bis zum Sommer zu warten, wenn es wärmer war, aber tief in seinem Innern wußte er, daß es für sein Zögern einen anderen Grund gab. Allein der Gedanke an die Höhle genügte, um ihm einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
    Im Verlauf des Tages stellte sich heraus, daß Grünstatt ein Problem zu werden begann. Sein Zustand besserte sich nicht. Er saß oder lag völlig reglos da und starrte unentwegt ins Leere. Immer wieder stöhnte und ächzte er, und manchmal schrie er aus vollem Hals. Er schien Blase und Darm nicht mehr unter Kontrolle halten zu können. Wenn er nicht behandelt wird und keine Flüssigkeit und Nahrung zu sich nimmt, kann er die nächste Woche kaum überleben, dachte der Offizier besorgt.
    Er behielt die übrigen Männer im Auge und kam zu dem Schluß, daß sie ziemlich gut auf die körperliche Tätigkeit reagierten, mit der er sie beauftragt hatte. Sie arbeiteten hart, trotz des Schlafmangels und des Schocks über Lutz’ Tod. Sie alle kannten den Gefreiten als Intriganten und Drückeberger und schienen davon überzeugt zu sein, daß er durch eigene Schuld ums Leben gekommen war und es nicht anders verdient hatte.
    Wörmann sorgte dafür, daß ihnen gar keine Zeit blieb, das Schicksal ihres verstorbenen Kameraden zu beklagen. Ein Latrinensystem mußte organisiert und Holz für Tische und Stühle aus dem Dorf geholt werden. Gegen Abend waren die meisten Soldaten so erschöpft, daß sie sogar auf die Zigarette nach dem Essen verzichteten. Alle krochen unter die Decken, abgesehen von denen, die für den Wachdienst eingeteilt worden waren.
    Der Major wies den Wächter im Hof an, in regelmäßigen Abständen nach Grünstatt zu sehen. Seine wiederholten Schreie erschreckten die Männer, aber Otto war sehr beliebt bei seinen Kameraden, und niemand wollte, daß er zu Schaden kam.
    Mitternacht rückte näher, und trotz seiner Müdigkeit fand Wörmann keine Ruhe. Mit der Dunkelheit kamen Unheilsahnungen, die eine gewisse Anspannung in ihm schufen. Schließlich gab er es auf, den Schlaf herbeizwingen zu wollen, und beschloß statt dessen, einen Rundgang durch die Burg zu machen, um festzustellen, ob die Wachen ihre Pflicht erfüllten.
    Er ging durch den Korridor, der zu Grünstatts Quartier führte, und entschied, einen kurzen Blick in das Zimmer zu werfen. Er

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