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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Fensterrands um einige Details. Nach kurzem Überlegen entschied er, die Kreuze wegzulassen: Sie hätten nur vom Dorf abgelenkt, dem sein eigentliches Interesse galt. Er führte den Pinsel mit ruckartigen, marionettenhaften Bewegungen über die Leinwand. Er beschränkte seine Welt einzig und allein auf das Bild und verbannte so das Grauen aus sich.
    Schließlich begann eine neue Nacht. Wörmann kroch unter die Decke, wälzte sich von einer Seite auf die andere, stand wieder auf und ging zum Fenster, um auf den Hof zu sehen. Überrascht stellte er fest, daß nicht etwa zwei Wachtposten patrouillierten, sondern nur einer.
    Er ging nach unten.
    »Wo ist der andere Wächter?« fragte er den Soldaten.
    Der Gefreite drehte sich um. »Er … er war müde, Herr Major. Ich hab’ ihm gesagt, daß er ein wenig schlafen kann.«
    In Wörmanns Magengrube entstand ein flaues Gefühl. »Meine Anweisung lautet, daß Sie zusammenbleiben sollen! Wo steckt er?«
    »Er hat es sich im Führerhaus des ersten Lastwagens bequem gemacht.«
    Wörmann eilte an die geparkten Fahrzeuge heran und öffnete die Tür. Der Mann auf der Sitzbank rührte sich nicht.
    »Wachen Sie auf!«
    Er zog an der Schulter des Soldaten, und daraufhin neigte sich ihm die Gestalt entgegen, erst langsam, dann schneller. Wörmann hielt ihn fest – und ließ ihn unmittelbar darauf erschrocken zu Boden sinken. Der Kopf kippte zur Seite und offenbarte eine zerfetzte Kehle.
     
    Samstag, 26. April
     
    Am Morgen wies Wörmann den Rumänen Alexandru und seine beiden Söhne am Tor ab. Er argwöhnte nicht etwa, daß sie in irgendeiner Verbindung mit den Todesfällen standen, aber Feldwebel Oster hatte ihn darauf hingewiesen, daß die Soldaten immer unruhiger wurden. Der Major hielt es für besser, möglichen Zwischenfällen vorzubeugen.
    Kurze Zeit später erfuhr er, daß es seinen Männern nicht nur um das Sicherheitsproblem ging. Nach einigen Stunden kam es zu einer Auseinandersetzung auf dem Hof. Ein Unteroffizier versuchte, einem einfachen Gefreiten gegenüber seinen höheren Rang geltend zu machen und forderte ein speziell geweihtes Kruzifix. Der Soldat lehnte es ab, sich von dem Talisman zu trennen, und darauf folgte eine Prügelei, an der mehrere Männer teilnahmen. Offenbar waren nach Lutz’ Tod Gerüchte über Vampire entstanden. Zunächst wurden sie von den meisten belächelt, aber durch die entsetzlichen Ereignisse der vergangenen Nächte verloren die Spukgeschichten allmählich ihre Absurdität, und inzwischen glaubten die meisten, daß sie es tatsächlich mit einem übernatürlichen Phänomen zu tun hatten. Immerhin befanden sie sich in Rumänien, in den Karpaten.
    Wörmann traf die Entscheidung, solche Entwicklungen im Keim zu ersticken. Er versammelte die Männer auf dem Hof und hielt eine dreißigminütige Ansprache. Er erinnerte seine Truppe an ihre Pflicht als deutsche Soldaten, bei drohender Gefahr tapfer zu bleiben und sich nicht von Furcht dazu verleiten zu lassen, die traditionelle Kameradschaft aufzugeben. Eine solche Haltung, so betonte er, sei der erste Schritt zur Niederlage.
    Als die Zuhörer unruhig zu werden begannen, fügte der Major hinzu: »Und zum Schluß bitte ich Sie: Machen Sie nicht den Fehler, an Geister oder dergleichen zu glauben. Hinter den Todesfällen steckt kein Phantom, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, den wir früher oder später stellen werden. Inzwischen dürfte klar sein, daß es in der Feste mehrere Geheimgänge gibt, die es dem Mörder erlauben, unbemerkt zu kommen und wieder zu verschwinden. Den Rest des Tages verbringen wir damit, nach den verborgenen Tunneln zu suchen. Und noch etwas: Heute abend wird die Hälfte von Ihnen Wache halten. Ich bin fest entschlossen, dem Spuk ein Ende zu setzen!«
    Wörmanns Worte schienen den Soldaten neuen Mut zu machen. Fast gelang es ihm sogar, die eigene Angst zu überwinden.
    Nach seiner Rede durchstreifte er das Kastell, trieb seine Männer an und beobachtete, wie sie Böden und Wände ausmaßen und die Mauern abklopften, um eventuelle Hohlräume zu entdecken. Ihre Suche blieb erfolglos. Wörmann begab sich in die Höhle unter dem Keller, die offenbar weit in den Berg hineinreichte. Er verzichtete darauf, sie zu erforschen: Es zeigten sich keine Fußspuren im Staub; nichts deutete darauf hin, daß jemand diesen Weg genommen hat te. Trotzdem wies er vier Soldaten an, am kommenden Abend vor dem Zugang Wache zu halten – falls jemand versuchen sollte, auf diese Weise die Feste

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