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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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vor, daß ich den Wächter am Tor becircen soll? Ich weiß gar nicht, wie man so etwas anstellt.«
    »Der Fluchtweg befindet sich direkt unter uns, erinnerst du dich?«
    Magda riß verblüfft die Augen auf. »O natürlich ! Jetzt fällt es mir wieder ein.«
    Es war während ihres letzten Aufenthalts am Dinu-Paß geschehen. Damals war Theodor Cuza noch in der Lage gewesen, sich ohne Rollstuhl mit Hilfe von Krücken fortzubewegen. Er hatte seine Tochter in die Schlucht geschickt und aufgefordert, am Fundament der Feste nach einem Eckstein zu suchen oder nach irgendeiner Inschrift, die Auskunft über den Erbauer gab. Die Suche war erfolglos gewesen. Aber dafür hatte Magda in der unteren Mauer eine große, flache Steinplatte gefunden, die sich öffnen ließ. Dahinter erstreckte sich eine nach oben führende Treppe.
    Trotz der besorgten Einwände ihres Vaters hatte sie darauf bestanden, den Geheimgang zu erforschen, weil sie gehofft hatte, dort vielleicht alte Dokumente zu entdecken. Doch ihre Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. Sie war die Stufen hinaufgeklettert und hatte schließlich eine kleine Nische erreicht, die keinen Ausgang zu haben schien. Als sie die Wände betastete, fand sie eine zweite geheime Tür, durch die man eins der beiden Zimmer im ersten Stock des Wachturms betreten konnte.
    Damals war der Professor mit einem gleichgültigen Achselzucken über die lange Treppe hinweggegangen. Er hatte es für völlig normal gehalten, daß es in alten Schlössern verborgene Fluchtwege gab. Jetzt aber bot sie seiner Tochter die Möglichkeit, den Nazis zu entkommen.
    »Ich möchte, daß du heute abend die Treppe heruntergehst und durch die Schlucht nach Osten wanderst. Wenn du die Donau erreichst, setz den Weg zum Schwarzen Meer fort. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zur Türkei …«
    »Ohne dich?« warf Magda ein.
    » Natürlich ohne mich!«
    »Schlag dir das aus dem Kopf! Ich bleibe bei dir.«
    Cuza holte tief Luft. »Als dein Vater befehle ich dir, mir zu gehorchen!«
    »Bitte! Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dich den Deutschen überlassen zu haben!«
    Den alten Mann rührte Magdas Treue, aber trotzdem stieg Ärger in ihm empor. Mit autoritärem Gebaren kam er offenbar nicht weiter, und deshalb entschied er sich zu einer anderen, subtileren Taktik.
    »Ich flehe dich an, Magda. Es ist die letzte Bitte eines Sterbenden, der lächelnd ins Grab ginge, wenn er wüßte, daß seine Tochter in Sicherheit ist.«
    »Ich soll dich einfach im Stich lassen? Obwohl ich genau weiß, wozu der verdammte Sturmbannführer fähig ist? Kommt überhaupt nicht in Frage!«
    »Bitte, Magda, hör mir zu. Nimm das Al Azif mit. Es ist ein sehr dickes Buch, ich weiß – aber vermutlich gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Exemplar davon. Du kannst es praktisch überall verkaufen. Und bestimmt bekommst du genug Geld dafür, um für den Rest deines Lebens ausgesorgt zu haben.«
    »Nein, Vater«, erwiderte Magda mit einer Bestimmtheit, die den Professor überraschte.
    Ich habe sie zu sehr an mich gefesselt, begriff er plötzlich. Hat sie aus diesem Grund nie geheiratet? Meinetwegen?
    Cuza rieb sich die Augen und dachte an die vergangenen Jahre zurück. Seit ihrer Pubertät war Magda für Männer interessant gewesen. Irgendein Aspekt ihres Wesens sprach verschiedene Arten von Männern an: Praktisch niemand blieb von ihr unbeeindruckt. Doch der Tod ihrer Mutter hatte sie daran gehindert, sich für einen Ehepartner zu entscheiden und Kinder zur Welt zu bringen. Die damals zwanzigjährige Magda hatte sich verändert und war in die Rolle einer Gefährtin ihres Vaters geschlüpft. Nach und nach hatte sie sich in einen Kokon der Unnahbarkeit gehüllt, der für alle undurchdringlich war. Ihr Vater bildete die einzige Ausnahme. Er wußte, wie er den inneren Kern ihres Ichs erreichen konnte.
    Der Professor verdrängte diese Überlegungen. Im Augenblick gab es wichtigere Dinge. Magda hatte nur dann eine Zukunft, wenn sie die Feste verließ und von hier floh. Er zweifelte nicht daran, daß das gespenstische Etwas nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren würde, und bis dahin mußte seine Tochter fort sein. Der Blick des Ungeheuers … Cuza erinnerte sich an die Gier in den schwarzen Augen. Nein, Magda durfte nicht mehr hier sein, wenn es kam.
    Doch diese Überlegung war nur ein Teil seiner Motive. Er wollte bleiben – unter allen Umständen – und das unheimliche Geschöpf noch einmal sehen. Sein ganzes Leben lang hatte er sich

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