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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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eine solche Gelegenheit erträumt! Die Begegnung mit einem gestaltgewordenen Mythos, mit einem Wesen, über das man sich seit Jahrhunderten die seltsamsten Geschichten erzählte. Die Möglichkeit, seine Existenz zu beweisen …! Er mußte mit ihm sprechen und es dazu bewegen, ihm Antwort zu geben. Er mußte feststellen, welche Sagen und Legenden der Wahrheit am nächsten kamen.
    Allein die Vorstellung, erneut mit jenem Etwas konfrontiert zu werden, beschleunigte Cuzas Puls. Eigenartigerweise empfand er so gut wie keine Angst. Er kannte die Sprache, die es benutzte, und hatte sich in der vergangenen Nacht mit ihm verständigt.
    Er starrte auf den Tisch und ließ seinen Blick über die vielen Bücher schweifen. Ich bin sicher, daß sie nichts enthalten, was irgendeine Art von Gefahr für das Wesen darstellen könnte. Er verstand inzwischen, warum man diese Schriften im Verlauf der Epochen immer wieder verboten hatte: Sie waren schlicht und einfach abscheulich. Aber sie dienten ihm als Mittel zum Zweck, als Vorwand, weiterhin in der Feste zu bleiben – um mehr über das geheimnisvolle Geschöpf herauszufinden.
    Magda jedoch … Sie mußte in Sicherheit sein, wenn er sich ganz auf das Geheimnis des Kastells konzentrieren wollte. Sie lehnt es ab, mir zu gehorchen, und reagiert nicht einmal auf meine Bitten … Aber wenn sie gezwungen wird, die Feste zu verlassen? Wenn ihr gar keine andere Wahl bleibt? Vielleicht ist Wörmann der Schlüssel. Der Major scheint nicht besonders glücklich über die Anwesenheit einer Frau zu sein. Wenn es mir gelingt, ihn zu provozieren …
    Cuza wußte um die moralische Verwerflichkeit seiner Entscheidung.
    »Magda …«, begann er.
    »Ich hoffe, du verlangst nicht von mir, aus der Feste zu fliehen …«
    »Nein, nein. Ich akzeptiere deinen Standpunkt.« Die Lüge kam ihm erstaunlich glatt über die Lippen. »Ich bin nur hungrig, und die Deutschen meinten, ihre Feldküche stehe auch uns zur Verfügung.«
    »Haben sie schon was gebracht?«
    »Nein. Und vermutlich können wir auch nicht damit rechnen, von ihnen bedient zu werden. Bitte hol uns etwas.«
    Magda versteifte sich unwillkürlich. »Ich soll nach drau ßen gehen? Über den Hof? Du möchtest, daß ich mich erneut den Soldaten zeige – trotz des Zwischenfalls im Keller?«
    »So etwas wird sich nicht wiederholen.« Cuza verabscheute es, seine Tochter einer derartigen Gefahr aussetzen zu müssen, aber er sah keine andere Möglichkeit. »Die Offiziere haben ihre Leute gewarnt. Außerdem ist es auf dem Hof nicht so dunkel wie in den unteren Gewölben. Dort kann dich niemand unbemerkt in eine Ecke drängen.«
    »Aber die Blicke der Soldaten …«
    »Wir brauchen etwas zu essen.«
    Magda sah ihren Vater stumm an, und einige Sekunden lang herrschte völlige Stille. Dann nickte sie. »Ja, du hast recht.«
    Sie streifte sich eine Jacke über und knöpfte sie bis zum Kinn zu, bevor sie das Zimmer verließ.
    Cuza beobachtete, wie sich die Tür hinter ihr schloß, und in seinem Hals entstand ein dicker Kloß. Seine Tochter hatte Mut und Vertrauen zu ihrem Vater – ein Vertrauen, das er nun mißbrauchte.
    Er gab vor, hungrig zu sein, aber in Wirklichkeit verspür te er nicht den geringsten Appetit.

16. Kapitel
     
    Das Donaudelta, Ostrumänien
    Mittwoch, 30. April • 10.35 Uhr
     
    Land kam in Sicht.
    Sechzehn nervenzermürbende Stunden, jede einzelne so lang wie ein ganzer Tag, neigten sich dem Ende entgegen. Der rothaarige Mann stand auf den verwitterten Bugplanken des Kutters und betrachtete die Küste.
    Direkt vor ihm mündeten Dutzende von Flußarmen der Donau ins Schwarze Meer – ein grünes, sumpfiges Gebiet mit vielen kleinen Buchten. Es war sicher nicht besonders schwer, an Land zu gehen. Weitaus problematischer wurde es, trockenes, höher gelegenes Gelände zu erreichen. Dieser beschwerliche Weg kostete Zeit – wertvolle Zeit.
    Der Rothaarige sah über die Schulter und musterte den alten Türken am Ruder, dann richtete er seinen Blick wieder aufs Delta. Der Kutter hatte keinen besonders großen Tiefgang und konnte die Fahrt sicher auch in einem der Kanäle fortsetzen, vielleicht konnte er sogar bis in die Nähe von Galatz gelangen. Auf diese Weise kam er wesentlich schneller voran als zu Fuß.
    Er griff in seinen Geldgürtel und holte zwei mexikanische Fünfzigpesostücke hervor. Sie bestanden aus purem Gold und wogen zusammen etwa zweieinhalb Unzen. Erneut drehte er sich um und rief auf türkisch: »Kiamil! Zwei weitere Münzen,

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