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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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und näherte sich der südöstlichen Öffnung des Dinu-Passes. Er beachtete die grüne, hügelige Landschaft gar nicht. Als die Sonne übers Firmament kroch und sich langsam dem Horizont entgegenneigte, wurden die Hänge zu beiden Seiten des Weges steiler und felsiger. Der Pfad war nur noch wenige Meter breit. Voraus sah er den schmalen Zugang, der in die Schlucht führte. Dort komme ich schneller voran.
    Er wollte sich schon dazu gratulieren, unterwegs allen Militärpatrouillen ausgewichen zu sein, als er plötzlich zwei mit Gewehren und aufgesetzten Bajonetten bewaffnete Soldaten sah, die ihm den Weg versperrten. Er zügelte sein Pferd und entschloß sich zu einer ganz bestimmten Taktik. Der Rothaarige wollte Schwierigkeiten meiden und entschied, sich fügsam zu geben.
    »Wohin so eilig, Ziegenhirt?«
    Die Frage stammte vom älteren der beiden Männer. In seinem narbigen Gesicht zeigte sich ein dichter Schnurrbart. Der jüngere Soldat lachte bei dem Wort »Ziegenhirt«. Of fenbar hielt er es für eine abwertende Bezeichnung.
    »Ich möchte durch den Paß zum Dorf. Mein Vater ist krank. Bitte lassen Sie mich passieren.«
    »Immer mit der Ruhe. Wie weit willst du reiten?«
    »Bis zur Feste.«
    »Zur ›Feste‹? Davon habe ich noch nie was gehört. Wo befindet sie sich?«
    Damit gab er dem Rothaarigen eine wichtige Auskunft. Wenn das Kastell bei irgendwelchen militärischen Aktionen eine Rolle spielen würde, hätten die Soldaten sicher davon gehört.
    »Warum halten Sie mich auf?« erkundigte er sich und trug einen verwirrten Gesichtsausdruck zur Schau. »Ist ir gend etwas nicht in Ordnung?«
    »Es steht dir nicht zu, der Eisernen Garde Fragen zu stellen«, erwiderte der mit dem Schnurrbart. »Steig ab und komm her.«
    Es handelte sich also nicht um einfache Soldaten, sondern um Gardisten. Das brachte den Rothaarigen in eine schwieri ge Lage. Er kam der Aufforderung nach und wartete stumm, während ihn die Männer musterten.
    »Du bist nicht von hier«, stellte der mit dem Schnurrbart fest. »Zeig mir deine Papiere.«
    Genau diese Frage hatte der Rothaarige während seiner ganzen Reise gefürchtet. »Ich trage sie nicht bei mir, Herr«, sagte er in unterwürfigem Tonfall. »Ich bin überstürzt auf gebrochen und habe sie vergessen. Wenn Sie möchten, keh re ich zurück und hole sie.«
    Die beiden Gardisten wechselten einen Blick.
    »Keine Papiere ?« Der ältere Gardist hob sein Gewehr, und bei den nächsten Worten stieß er immer wieder mit dem Schaft zu. » Woher sollen wir wissen , daß du nicht zu den Partisanen unterwegs bist, um ihnen Waffen zu bringen?«
    Der Rothaarige zuckte unter den wiederholten Hieben zusammen und wich zurück, obwohl er eigentlich keinen nennenswerten Schmerz empfand. Wenn er die Schläge gelassen hingenommen hätte, wäre der Gardist sicher noch wütender geworden.
    Es ist immer dasselbe, dachte er. Ganz gleich, in welcher Zeit und an welchem Ort, ganz gleich, wer die Macht hat: Immer gibt es Schlägertypen, die sich einen Spaß daraus machen, Hilflose zu traktieren. Aber diese beiden Männer sollten eine Überraschung erleben: Der Rothaarige wußte sehr wohl, wie man sich zur Wehr setzt.
    Der mit dem Schnurrbart trat zurück und legte an. »Durchsuch ihn!« forderte er seinen jüngeren Gefährten auf.
    Der zweite Soldat tastete den Reiter grob an; plötzlich hielt er inne, als er den Geldgürtel fühlte. Er riß das Hemd auf und löste das dicke Leder von der Taille. Als die beiden Männer das glänzende Gold sahen, rissen sie die Augen auf.
    »Wo hast du das gestohlen ?« knurrte der Ältere und stieß wieder mit dem Kolben zu.
    »Es gehört mir«, sagte der Rothaarige. »Das ist mein ganzer Besitz. Aber Sie können die Münzen behalten, wenn Sie mich weiterreiten lassen.« Er meinte es ernst; er brauchte das Geld nicht mehr.
    »Oh, wir behalten sie in jedem Fall«, verkündete der mit dem Schnurrbart spöttisch. »Aber zuerst werden wir nachsehen, was du sonst noch bei dir hast.« Er deutete auf den langen, flachen Kasten an der rechten Flanke des Pferds. »Mach das Ding auf«, wies er seinen Begleiter an.
    Damit erschöpfte sich die Geduld des Rothaarigen.
    »Rühren Sie den Behälter nicht an!« befahl er scharf.
    Die Gardisten bemerkten den drohenden Tonfall, blieben stehen und starrten ihn aus großen Augen an. Die Lippen des älteren Soldaten zitterten vor Zorn, als er dicht vor dem Reiter stehenblieb und mit der Waffe ausholte.
    »Wie kannst du es wagen …«
    Die Bewegungen

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