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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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»Geben Sie mir den Raum direkt über uns, auf der Nordseite.«
    »Äh, bitte entschuldigen Sie, mein Herr, aber Sie müssen auch Ihren Nachnamen hinzufügen. ›Glenn‹ genügt nicht.« Iulius Stimme klang heiser und besorgt.
    »Lebt in dieser Region noch jemand, der so heißt?«
    »Nein, aber …«
    »Dann dürfte ›Glenn‹ genügen.«
    »Wie Sie meinen, Herr. Aber das nördliche Zimmer ist bereits vergeben. Sie können das auf der Ostseite bekommen.«
    »Wer auch immer dort wohnt: Geben Sie ihm eine andere Kammer. Ich bezahle extra.«
    »Es ist eine Frau, Herr. Und ich glaube kaum, daß sie bereit ist, in einen anderen Raum umzuziehen.«
    Damit hast du völlig recht, dachte Magda.
    »Fragen Sie sie!« Es klang wie ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete.
    Magda hörte Iulius hastige Schritte, betrat auf leisen Sohlen ihr Zimmer und wartete. Die Haltung des Fremden erzürnte sie. Warum hat er dem Wirt einen solchen Schrecken eingejagt?
    Als es an der Tür klopfte, öffnete sie sofort und musterte den dicken Mann vor ihr. Iuliu gestikulierte unsicher, und kleine Schweißtropfen glänzten auf der bleichen Stirn. Er ist nicht nur nervös, stellte die junge Frau erstaunt fest. Er hat regelrechte Angst.
    »Ich bitte Sie, Domnisoara Cuza …«, platzte es aus ihm heraus. »Unten ist ein Mann, der dieses Zimmer möchte. Würden Sie es ihm überlassen? Sie … Sie würden mir damit einen großen Gefallen erweisen.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« Magda machte Anstalten, die Tür zu schließen, aber der Wirt streckte die Hand aus.
    »Ich flehe Sie an!«
    » Nein, Iuliu. Das ist mein letztes Wort!«
    »Wären Sie vielleicht bereit, es … es ihm selbst zu sagen?«
    »Warum fürchten Sie sich vor ihm? Wer ist er?«
    »Ich weiß es nicht. Und eigentlich fürchte ich mich gar nicht … jedenfalls nicht sehr …« Er brach ab und schluckte. »Bitte … sagen Sie ihm, daß Sie in diesem Zimmer bleiben möchten.«
    Iuliu bebte am ganzen Leib. Magda war zunächst versucht, das Anliegen des Wirts abzulehnen, überlegte es sich dann aber anders. Die Vorstellung, dem arroganten Mann eine Abfuhr zu erteilen, erfüllte sie mit einer gewissen Ge nugtuung.
    »Na gut, einverstanden.«
    Sie drängte an Iuliu vorbei und ging die Treppe hinunter. Der Fremde wartete im Erdgeschoß und stützte sich wie beiläufig auf den langen, flachen Kasten, den sie zuvor an der rechten Flanke des Pferds gesehen hatte. Sie betrachtete ihn nun im hellen Licht und revidierte ihr früheres Urteil. Ja, der Mann schien schmutzig zu sein, und sie roch ihn bereits von der Treppe aus. Aber sie bemerkte glatte Züge, eine lange, gerade Nase und hohe Wangenknochen. Und das Haar leuchtete in einem dunklen Rot. Es war zerzaust und ein wenig zu lang – vielleicht nur das Ergebnis einer langen Reise, ebenso wie der unangenehme Körpergeruch. Magda begegnete seinem Blick und sah in glänzende blaue Augen. Nur die olivfarbene Haut erschien ihr seltsam: Sie bildete einen auffallenden Kontrast zu dem Haar und den Augen.
    »Ich dachte mir schon, daß der Wirt Sie meinte. Sie müssen auf mein Zimmer verzichten.«
    »Ich verlange es von Ihnen«, erwiderte der Fremde und straffte sich.
    »Es ist mir völlig gleich, was Sie verlangen. Ich habe den Raum gemietet, und dabei bleibt es. Sie können ihn bekommen, wenn ich die Herberge verlasse.«
    Der Mann trat einen Schritt vor. »Ein Zimmer auf der nördlichen Seite ist sehr wichtig für mich …«
    »Ich habe meine eigenen Gründe dafür, die Feste im Au ge zu behalten«, unterbrach ihn Magda. »Es tut mir leid, aber Sie müssen sich mit einer anderen Kammer begnügen.«
    In den Augen des Fremden blitzte es auf, und für einige Sekunden fürchtete die junge Frau, er würde zum Schlag ausholen. Aber nur einen Sekundenbruchteil später beruhig te er sich wieder und wich zurück. Die Mundwinkel verzogen sich zu einem dünnen Lächeln.
    »Sie sind nicht von hier«, sagte er.
    »Nein. Ich komme aus Bukarest.«
    »Das habe ich schon vermutet.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und Magda glaubte, so etwas wie widerstrebenden Respekt darin zu erkennen. »Und Sie sind wirklich nicht bereit, es sich anders zu überlegen?«
    »Nein.«
    »Na schön.« Der Fremde seufzte. »Dann nehme ich eben das östliche Zimmer. Wirt, zeigen Sie mir meine Unterkunft!«
    Iuliu lief die Stufen herunter und stolperte dabei fast über seine eigenen Füße. »Sofort, Herr. Der Raum rechts von der Treppe steht Ihnen zur Verfügung. Ich trage

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