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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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schließlich doch dazu durch, die Einladung des Mannes anzunehmen. Vorsichtig näherte sie sich ihm und bemerkte sofort, daß er jetzt wesentlich besser roch.
    »Sie fürchten sich vor der Finsternis«, sagte sie.
    »Vor der Finsternis …«, wiederholte Glenn leise. Er schien nicht überrascht zu sein. »Aus welchem Grund?«
    »Sie glauben, daß sich in der Feste ein Vampir herumtreibt.«
    Im matten Licht sah Magda, daß Glenn die Brauen hob. »Ach? Wissen Sie das von den Soldaten?«
    »Ich bin selbst in der Feste gewesen. Und mein Vater befindet sich noch immer dort.« Sie streckte den Arm aus. »Das erleuchtete Fenster in der ersten Etage des Wachturms.« Sie hoffte inständig, daß ihm nichts zugestoßen war.
    »Warum sollte sich dort irgend jemand von einem Vampir bedroht fühlen?«
    »In den vergangenen Nächten sind acht Männer gestorben. Etwas hat ihre Kehlen zerfetzt.«
    Glenn preßte kurz die Lippen zusammen. »Trotzdem … Warum ausgerechnet ein Vampir?«
    »Zwei Leichen sind umhermarschiert, und sie haben die Tür eines Zimmers zertrümmert. Nur die Präsenz eines Vampirs kann die seltsamen Geschehnisse in der Feste erklären. Und nach allem, was ich mit eigenen Augen gesehen habe …«
    »Sie haben ihn gesehen?« Glenn beugte sich vor, und sein Blick schien sich bis in Magdas Innerstes zu bohren.
    Sie wich ein wenig zurück. »Ja.«
    »Beschreiben Sie ihn mir!«
    »Weshalb interessiert er Sie so sehr?« fragte Magda unsicher.
    »Heraus mit der Sprache! Sein Gesicht … War es dunkel oder bleich? Hübsch oder häßlich? Antworten Sie!«
    »Ich … ich weiß nicht recht, ob ich mich noch an alles erinnere. Er sah … grauenhaft aus. Irgendwie … böse , wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Glenn nickte langsam. »Ja. Ich verstehe Sie sehr gut. Und entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht beunruhigen.« Er überlegte kurz. »Was ist mit seinen Augen?«
    In Magdas Hals bildete sich plötzlich ein dicker Kloß. »Was wissen Sie über seine Augen?«
    »Ich weiß überhaupt nichts über sie«, versicherte Glenn rasch. »Aber es heißt, sie seien Fenster zur Seele.«
    »Wenn das stimmt, ist seine Seele ein bodenloser, pechschwarzer Abgrund«, erwiderte Magda. Ihre Stimme war bei diesen Worten kaum mehr als ein rauhes Flüstern.
    Eine Zeitlang schwiegen sie und beobachteten stumm die Feste. Magda fragte sich, was dem Fremden jetzt durch den Kopf ging. Nach einer Weile räusperte er sich.
    »Können Sie mir sagen, wie alles begonnen hat?«
    »Nun, zu jenem Zeitpunkt waren mein Vater und ich noch nicht hier. Wir hörten, daß der erste Mann ums Leben gekommen ist, als er zusammen mit einem Freund eine Kellermauer durchbrach.«
    Der Mann schnitt eine Grimasse, als verspürte er einen jähen Schmerz, und seine Lippen formulierten ein lautloses »Was für Narren!«.
    Dann kniff er die Augen zusammen, hob die Hand und deutete zum Kastell. »Was passiert im Zimmer Ihres Vaters?«
    Magda wandte den Kopf, und zuerst fiel ihr gar nichts auf. Einige Sekunden später umklammerte kaltes Entsetzen ihr Herz: Das Licht verblaßte allmählich. Ganz automatisch setzte sie sich in Bewegung und ging auf die Brücke zu. Glenn hielt sie fest.
    »Haben Sie den Verstand verloren?« raunte er ihr zu. »Die Wachen würden sofort auf Sie schießen! Und selbst wenn sie nicht ihre Waffen einsetzten: Bestimmt ließen sie das Tor geschlossen.«
    Magda achtete kaum auf ihn und versuchte wortlos, sich aus Glenns Griff zu befreien. Panik keimte in ihr auf und ließ nur noch Platz für einen Gedanken: Ich muß zu Vater! Aber der Fremde hielt sie weiterhin fest.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sich seine Worte einen Weg in ihren Geist bahnten. Er hatte recht. Es gab keine Möglichkeit für sie, dem kranken Mann im Wachturm zu helfen.
    Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie sich das Licht im unteren Fenster des Turms weiterhin trübte.

18. Kapitel
     
    Die Feste
    Donnerstag, 1. Mai 02.17 Uhr
     
    Theodor Cuza wartete mit zunehmender Erregung. Aus irgendeinem Grund wußte er, daß das gespenstische Wesen in dieser Nacht zurückkehren würde. Er hatte sich auf urslawisch mit ihm verständigt, und es mußte möglich sein, einen neuerlichen Kontakt herzustellen.
    Tief in seinem Innern zitterte er, als er sich vorstellte, welche Erkenntnisse ihn bei einer zweiten Begegnung mit dem Wesen erwarteten. Vielleicht brachte er Dinge in Erfahrung, von denen die Gelehrten seit Jahrhunderten träumten – oder er erlebte nicht den nächsten

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