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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Ihr Gepäck hinauf.« Er griff nach dem Kasten, aber Glenn zog ihn mit einem Ruck beiseite.
    »Überlassen Sie das mir. Holen Sie die zusammengerollte Decke, die hinter dem Sattel der Stute befestigt ist. Sorgen Sie dafür, daß sich jemand um mein Pferd kümmert. Es hat mir treue Dienste geleistet.« Er warf Magda noch einen letzten kurzen Blick zu, der ihr ein sonderbares Prickeln verursachte, dann ging er die Treppe hinauf, indem er jeweils zwei Stufen auf einmal nahm. »Und bereiten Sie ein Bad für mich vor!«
    »Ja, Herr!« Iuliu beugte sich zu Magda und griff nach ihren Händen. »Vielen Dank!« flüsterte er, wandte sich dann ab und lief nach draußen zu dem Pferd.
    Die junge Frau blieb einige Sekunden lang reglos stehen und dachte über die Ereignisse des Abends nach. Sie warfen einige Fragen auf, für die es noch keine Antworten gab, doch sie konnte sich nicht so recht auf sie konzentrieren. Ihre Gedanken kehrten zur Feste zurück …
    Zum Kastell und ihrem Vater. Eisige Kälte breitete sich in ihrer Magengrube aus, als sie rasch in ihr Zimmer zurückkehrte und aus dem Fenster spähte. Das Licht im Wachturm, in der Kammer des Professors … es hatte sich nicht getrübt.
    Magda war erleichtert und ließ sich aufs Bett sinken. Ein richtiges Bett … Vielleicht ist morgen alles anders, überlegte sie hoffnungsvoll und lächelte vor sich hin. Vielleicht wird doch noch alles gut. Wenn in dieser Nacht nichts geschieht … Und dann: Nein, ich mache mir etwas vor. Irgend etwas wird passieren. Eine Zeitlang beobachtete sie die Kerze auf der Kommode, und nach einer Weile schloß sie die Augen. Müdigkeit betäubte ihre Gedanken. Sie brauchte nur ein wenig Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen und wieder über die Situation in der Feste nachdenken zu können. Sie stellte sich vor, daß ihr Vater die Erlaubnis bekam, nach Bukarest zurückzukehren, und sie den Dinu-Paß verließen. Fort von dem Grauen in der Feste. Fort vom Zorn des Sturmbannführers und der Lüsternheit seiner Männer …
    Irgend etwas knarrte im Flur. Schritte. Glenn, der das Badezimmer aufsuchte, um sich nach seiner langen Reise zu waschen? Dann stinkt er morgen wenigstens nicht mehr. Aber warum sollte das irgendeine Rolle für sie spielen? Nun, offenbar legte er großen Wert darauf, daß sein Pferd gepflegt wurde – und diese Einstellung deutete auf einen sensiblen, verantwortungsbewußten Charakter hin. Das zweite Roß an diesem Tag? Konnte ein Mann an einem Tag zwei Pferde bis zur Erschöpfung reiten? Und dann Iuliu … Warum fürchtete er den Fremden so sehr? Er schien Glenn zu kennen – und doch hatte er nach seinem Namen gefragt. Das ergab doch keinen Sinn.
    Nichts ergab mehr einen Sinn.
    Magda döste ein.
    Sie erwachte ganz plötzlich, als sich eine Tür schloß. Verwirrt sah sie sich um und hörte erneut ein leises Knarren. Die junge Frau richtete sich mit einem Ruck auf und blickte zur Kerze – sie war halb niedergebrannt. Erschrocken sprang sie zum Fenster. Noch immer brannte Licht im Wachturm.
    Sie hörte nicht das geringste Geräusch, aber trotzdem fesselte etwas ihre Aufmerksamkeit. Sie sah einen Schatten – einen Mann –, der über den Pfad zur Brücke ging. Er schlich über den Kies und bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit. Glenn. Magda beobachtete, wie er hinter den Busch am Rand der Schlucht trat – hinter ihren Busch –, dort stehenblieb und zur Feste spähte.
    Magdas Instinkt hatte sie nicht getrogen. Ja, dieser Mann war gefährlich. Aber nicht für sie. Möglicherweise für die Deutschen im Kastell? Wird er dadurch nicht zu einem Verbündeten? fragte sie sich. Ein Rest von Zweifel blieb.
    Sie verließ ihr Zimmer und die Herberge und ging leise über die Straße. Sie versteckte sich hinter einem Felsen, nicht weit von Glenn entfernt. Dort konnte er sie unmöglich entdecken.
    »Sind Sie gekommen, um Ihren Beobachtungsposten zu beanspruchen?«
    Magda zuckte unwillkürlich zusammen – der Fremde hat te sich nicht einmal umgedreht.
    »Woher wußten Sie, daß ich hier bin?«
    »Ich habe Sie gehört, als Sie aus dem Gasthaus kamen. Was Heimlichkeiten angeht, sind Sie nicht besonders geschickt.«
    Einmal mehr spürte sie Glenns unerschütterliche Selbstsicherheit, die an Arroganz grenzte.
    Er wandte sich um und winkte ihr zu. »Kommen Sie. Er zählen Sie mir, warum die Deutschen es für notwendig hal ten, das Kastell selbst zu so später Stunde so hell zu erleuchten. Schlafen sie denn nie?«
    Magda zögerte, rang sich aber

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