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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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beanspruchen. Warum bist du bei ihnen? Verrätst du die Walachei?«
    »Nein!« Cuza spürte, wie die Angst schlagartig zurückkehrte, als er den wachsenden Zorn im bleichen Gesicht des Wesens erkannte. »Ich wurde gegen meinen Willen hierhergebracht.«
    »Warum?« zischte Molasar.
    »Die Fremden dachten, ich könne herausfinden, wer für den Tod der Soldaten verantwortlich ist. Und ich glaube, ich weiß jetzt, wer sie getötet hat, nicht wahr?«
    »Ja.« Die Stimmung des gespenstischen Geschöpfs schlug erneut um. Es lächelte wieder. »Nach meinem langen Schlaf brauche ich neue Kraft. Ich muß die Vitalität aller Fremden in der Feste aufsaugen, um meine ursprüngliche Macht wiederzugewinnen.«
    »Du darfst sie nicht umbringen!« entfuhr es Cuza.
    In Molasars Augen flackerte es. »Wag es nie wieder, mir in meinem eigenen Heim irgend etwas zu verbieten! Hier bin allein ich der Herr! Ich sehe mich nun fremden Eroberern gegenüber. Solange ich konnte, habe ich dafür gesorgt, daß sich die Türken vom Paß fernhielten, aber jetzt haben sich deutsche Soldaten in meinem Kastell niedergelassen!«
    Molasar lief wütend auf und ab und gestikulierte mit geballten Fäusten.
    Der Professor nahm die Gelegenheit wahr, den Deckel des Kastens auf der rechten Tischseite zu heben und den Splitter eines zerbrochenen Spiegels hervorzuholen. Er drehte ihn aufgeregt hin und her, sah den hohen Stapel Bücher – doch dahinter war alles leer.
    Molasar hatte kein Spiegelbild!
    Plötzlich wurde ihm der Splitter aus der Hand gerissen.
    »Noch immer neugierig?« Molasar hob das kleine Stück Glas und sah hinein. »Ja, die Legenden stimmen. Ich habe kein Spiegelbild. Es ist lange her, seitdem ich zum letztenmal mein Abbild beobachten konnte.« Einige Sekunden lang schweifte sein Blick in die Ferne. »Was befindet sich sonst noch im Kästchen?«
    »Knoblauch.« Cuza griff hinein und holte eine Knolle hervor. »Es heißt, daß so etwas Untote abschrecken würde.«
    Molasar streckte die Hand aus. »Gib es mir.« Der Professor kam der Aufforderung nach und beobachtete, wie das Wesen in die Knolle biß und den Rest in eine Ecke warf. »Ich liebe Knoblauch.«
    »Was ist mit Silber?« Cuza zeigte ein silbernes Medaillon, das Magda zurückgelassen hatte.
    Molasar zögerte nicht und nahm es in die Hand. »Kennst du irgendeinen Lehensherr und Fürsten, der sich vor Silber fürchtet?« Seine Stimme klang amüsiert.
    »Das hier soll der stärkste Vampirbann sein«, erklärte Cuza und griff nach dem letzten Gegenstand im Kästchen. Er zeigte seinem Besucher das Kreuz, das Magda von Wörmann erhalten hatte.
    Molasar fauchte und knurrte leise, wich zurück und schirmte die Augen ab. »Leg es weg!«
    »Es wirkt auf dich?« fragte Cuza erstaunt. In seiner Magengrube krampfte sich etwas zusammen. »Aber warum? Es handelt sich doch nur …«
    »LEG ES WEG!«
    Cuza ließ das Kreuz ins Kästchen fallen und klappte hastig den Deckel zu.
    Sofort sprang Molasar auf ihn zu und bleckte die Zähne. »Ich habe in dir einen möglichen Verbündeten gegen die fremden Eroberer gesehen, aber offenbar habe ich mich geirrt!«
    »Ich möchte auch, daß sie von hier verschwinden«, erwiderte Cuza und duckte sich ein wenig. »Noch mehr als du!«
    »Wenn das stimmt … Warum hast du dann einen so abscheulichen Gegenstand mitgebracht? Warum hast du es sogar gewagt, ihn mir zu zeigen?«
    »Ich hatte keine Ahnung! Ich dachte, er sei ebenso wirkungslos wie Knoblauch und Silber.« Verzweifelt versuchte er, das Wesen von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.
    Molasar zögerte und musterte den alten Mann eine Zeitlang. Schließlich wirbelte er herum und ging durch die Dunkelheit davon. »Vielleicht meinst du es ernst, Krüppel«, grollte er. »Aber vielleicht auch nicht.«
    »Geh nicht! Bitte bleib hier!«
    Finsternis umhüllte das Geschöpf, als es sich noch einmal umdrehte. Es gab keinen Ton von sich.
    »Ich bin auf deiner Seite, Molasar!« stieß Cuza hervor. Das Wesen durfte jetzt nicht einfach so verschwinden – es gab noch so viele unbeantwortete Fragen! »Bitte glaub mir …«
    Nur noch zwei glühende Punkte erinnerten an Molasars Augen. Der Rest seiner Gestalt verlor sich in rabenschwarzer Nacht. Plötzlich zuckte eine Hand aus der Dunkelheit und deutete auf den Professor.
    »Ich werde dich beobachten, Krüppel. Und wenn mir dein Verhalten zeigt, daß ich dir vertrauen kann, kehre ich zurück. Aber wenn sich herausstellt, daß du unser Volk ver rätst, wirst du sterben.«
    Die

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