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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Geheimgang im Sockel des Kastells.
    Plötzlich schien ihr Hinterkopf in Flammen zu stehen, als der zweite Mann nach dem Tuch griff und an ihrem Haar zerrte. Er zog Magda mit einem Ruck zu sich heran und schleuderte sie gegen die Wand.
    Der heftige Aufprall preßte ihr die Luft aus den Lungen und ließ bunte Schleier vor ihren Augen entstehen. Die Welt bestand nur noch aus vagen Schemen und körperlosen Stimmen.
    »Du hast sie doch nicht umgebracht, oder?«
    »Nein, bestimmt erholt sie sich gleich wieder.«
    »Offenbar weiß sie nicht, wie man sich benimmt.«
    »Vielleicht sollte es ihr jemand zeigen.«
    Eine kurze Pause, dann: »Dort rein mit ihr.«
    Magda war noch immer benommen, als die beiden SS-Soldaten nach ihren Armen griffen und sie über den kalten Boden um eine Ecke schleiften. Das Licht der Glühbirnen blieb hinter ihr zurück, und daraus schloß sie, daß sie sich nun in einem Zimmer befand. Warum? Was hatten die Männer mit ihr vor? Einige Sekunden später bekam sie eine Antwort auf diese Frage: Die Tür schloß sich, und unmittelbar darauf fielen die Männer über sie her. Sie behinderten sich gegenseitig. Einer versuchte, den Rock zu heben, während ihn der andere herunterziehen wollte, um an die Unterwäsche zu kommen.
    Magda konnte nicht schreien – ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Ebensowenig war sie imstande, sich zur Wehr zu setzen, zu treten und zu kratzen: eine bleierne Schwere preßte Arme und Beine an den Boden. Über die Schultern der beiden Soldaten hinweg sah sie die Tür des Korridors. Sie wünschte sich fort, in den Tunnel und in die Herberge.
    Dann veränderten sich die Umrisse des Zugangs, so als würde sich ein Schatten davorschieben. Magda spürte die Nähe des Wesens.
    Etwas krachte.
    Die Tür zerbarst und sprang aus den Angeln. Es regnete große und kleine Holzsplitter, und im Licht der Glühbirne zeichnete sich eine große Gestalt ab.
    Glenn! dachte die junge Frau zunächst, doch ihre Hoffnungen verebbten, als Kälte und Unheil ins Zimmer strömten.
    Die beiden überraschten Deutschen schrien entsetzt und rollten von Magda herunter. Das unheimliche Wesen kam herein und schien dabei noch größer zu werden. Magda sah, wie die Soldaten zurückwichen und nach den abgelegten Waffen griffen. Es blieb ihnen nicht mehr genug Zeit. Die finstere Gestalt war mit einem langen Schritt bei ihnen, bückte sich, packte die beiden Männer an den Kehlen und hob sie langsam hoch.
    Grauen vertrieb Magdas Benommenheit. Molasar stand vor ihr, das greifbare Böse, die Augen waren zwei rote, glühende Flecken im bleichen Gesicht. In jeder Hand hielt er einen zuckenden, röchelnden SS-Soldaten, bis sie erschlafften und keinen Laut mehr von sich gaben. Dann schüttelte er sie heftig und mit solcher Gewalt, daß Magda das Knacken der Knochen und Knorpel im Genick hörte. Achtlos warf Molasar die beiden Leichen in eine Ecke und verschwand aus dem Blickfeld der jungen Frau.
    Magda schöpfte neue Kraft, drehte sich auf die Seite und atmete schwer. Sie brauchte noch einige Minuten, um die Kontrolle über ihren Körper zurückzugewinnen.
    Sie vernahm ein gräßliches Geräusch – ein gieriges, zischendes Saugen, bei dem sich ihr der Magen umdrehte. Es trieb sie auf die Beine, und als sie stand, taumelte sie zur Tür, nur von dem einen Gedanken beherrscht, den Ort des Schreckens so schnell wie möglich zu verlassen.
    Das Bild vor ihren Augen erzitterte immer wieder, während sie durch die Wandöffnung zum Loch im Kellerboden wankte, unter dem sich das Gewölbe erstreckte. Es gelang ihr, das Gleichgewicht zu wahren, als sie die Treppe betrat.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Molasar folgte ihr. Er kam mit energischen, zielstrebigen Schritten näher: der schwarze Mantel flatterte wie eine wehende Fahne, seine Lippen und das Kinn waren blutverschmiert.
    Magda stöhnte und lief die Stufen hinab. Ihrem Verstand erschien es aussichtslos zu versuchen, vor dem Schattenwesen zu fliehen, aber die Gefühle ließen keinen Platz für Vernunft. Sie spürte Molasar dicht hinter sich, lief jedoch weiter.
    Auf dem letzten Treppenabsatz verlor sie den Halt und fiel …
    Starke Arme, kalt wie Eis, griffen von hinten zu und hielten sie fest. Magda wollte schreien, aber wieder brachte sie keinen Laut über die Lippen. Das Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu und nahm ihr den Atem. Molasar hob die junge Frau auf und trug sie nach unten. Im verblassenden Licht sah Magda die kantigen Züge des bleichen,

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