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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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in ihr Zimmer. Dort ließ er sie vorsichtig aufs Bett sinken.
    »Ich möchte mir Ihr Knie ansehen.«
    Zögernd hob Magda den Rock bis zum Oberschenkel. Irgendeine Stimme in ihr wisperte, daß sie sich eigentlich nicht vor einem Mann so entblößen durfte, den sie kaum kannte. Und doch …
    Dunkle Flecken zeigten sich auf ihrer angeschwollenen Haut. Glenn ging zur Kommode, tauchte ein Tuch ins Wasser und legte es aufs Knie.
    »Das müßte helfen«, sagte er.
    »Was ist mit der Feste los?« stieß Magda hervor und starrte auf das rote Haar des Mannes. Nach wie vor fühlte sie seine Hände am Bein und genoß die Berührung, obwohl ihr Gewissen sich regte.
    Er sah sie an. »Warum fragen Sie mich das? Sie sind gerade dort gewesen.«
    »Ja, das stimmt. Aber … Nun, ich kann es nicht erklären. Ich weiß, daß Molasars Erwachen das Kastell verändert hat. Früher hat es mir sehr gefallen, aber heute jagt es mir Angst ein. Die Atmosphäre des … Bösen … Sie verdichtet sich und wird immer intensiver.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Molasar verkörpert Unheil und Verderben. Er ist gestaltgewordenes Entsetzen. In seiner Nähe habe ich das Gefühl, in einem Grab zu stehen.«
    Glenn musterte sie eine Zeitlang, bevor er antwortete: »Sie müssen sehr sensibel sein, um so etwas wahrzunehmen.«
    »Trotzdem …«
    »Trotzdem was?«
    »Heute nacht hat mich Molasar vor zwei Menschen gerettet, die normalerweise meine natürlichen Verbündeten gegen ihn gewesen wären.«
    Glenn kniff die Augen zusammen. »Molasar hat Sie gerettet ?«
    »Ja. Er hat zwei SS-Soldaten umgebracht, die mich … vergewaltigen wollten …« Die Erinnerung daran erfüllte sie mit Abscheu. »Und anschließend trug er mich zu meinem Vater. Ist das nicht seltsam?«
    »Und ob.« Glenn hob die Hand und strich sich durchs Haar.
    Magda bedauerte es, daß seine Finger nicht mehr ihre Haut berührten.
    »Das ist noch nicht alles. Im Gewölbe unter dem Keller … Irgend etwas hat sich dort bewegt. Als ich die Feste betrat, habe ich zunächst ein leises Kratzen gehört, und später, als ich sie wieder verließ … schlurfende Schritte.«
    »Leises Kratzen«, wiederholte Glenn nachdenklich, »und schlurfende Schritte.«
    »Ja. In der Höhle unter dem Keller.«
    Der Fremde erhob sich wortlos, ging zum Fenster und sah in die Nacht hinaus. Er starrte das Kastell an. »Bitte erzählen Sie mir, was Sie heute nacht erlebt haben. Lassen Sie keine Einzelheiten aus.«
    Magda schilderte die Ereignisse bis zu der Begegnung mit ihrem Vater. An jener Stelle unterbrach sie sich.
    »Stimmt was nicht?«
    Sie zuckte nur mit den Schultern.
    »Wie ging es Ihrem Vater?« fragte Glenn. »War alles in Ordnung mit ihm?«
    Traurig antwortete Magda: »O ja, das schon.« Sie lächelte tapfer, aber in ihren Augen zeigte sich ein feuchter Glanz. Es gelang ihr nicht ganz, die Tränen zurückzuhalten. »Er hat mich aufgefordert, das Kastell zu verlassen … Er wollte mit Molasar allein sein. Können Sie sich das vorstellen? Nach all den Gefahren, die ich auf mich genommen habe, um zu ihm zu gelangen … Er hat mich einfach fortgeschickt.«
    Glenn bemerkte die Trauer in ihrer Stimme und drehte sich um.
    »Es schien ihm völlig gleichgültig zu sein, daß ich fast von zwei Nazis vergewaltigt worden wäre … Er erkundigte sich nicht einmal, ob ich irgendwelche Verletzungen davongetragen habe. Er interessierte sich nur für Molasar und das Gespräch mit ihm. Ich bin seine Tochter – aber ihm liegt mehr daran, mit einem Untoten zu reden!«
    Glenn kam wieder zum Bett, setzte sich neben Magda und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Denken Sie daran: Ihr Vater steht unter einer enormen Anspannung.«
    » Er sollte daran denken, daß er mein Vater ist!«
    »Ja«, sagte Glenn sanft. »Ja, das sollte er.« Er ließ sich zurücksinken und zog behutsam an Magdas Schulter. »Kommen Sie. Strecken Sie sich neben mir aus und schlie ßen Sie die Augen. Sie brauchen Ruhe.«
    Mit klopfendem Herzen kam Magda der Aufforderung nach. Sie ignorierte den Schmerz in ihrem Knie, als sie die Füße vom Boden hob und sich Glenn zuwandte. Sie lagen auf dem schmalen Bett so dicht nebeneinander, daß sie sich fast berührten. Magda lehnte den Kopf an die Schulter des Fremden und legte ihm die linke Hand auf die Brust. Seine männliche Ausstrahlung verwirrte sie. Sie spürte wieder das eigentümliche Prickeln.
    Sie gab einem plötzlichen Impuls nach, hob den Kopf und küßte ihn auf die Lippen. Er reagierte voller Leidenschaft,

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