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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nicht, dass sie sich verschluckten und erloschen. Als er mit dem Effekt der Flammen zufrieden war, löste er den Verschluss seiner Halskette und legte sie auf den Propantank am Ende der rechteckigen Plattform. Er hatte seine Straßenkleidung ausgezogen und einen blutroten zeremoniellen Dhoti auf die althergebrachte Art angelegt: im Maharatta-Stil, wo das linke Ende hinter dem Bein verschlungen und der größte Teil des Stoffes sich über die rechte Hüfte legte und die Beine entblößt ließ. Er griff nach der aufgerollten Bullenpeitsche, dann stieß er mit dem Mittelfinger auf den Knopf, der nach unten führte.
    Der Fahrstuhl – eine offene, mit Holzbohlen abgedeckte Plattform – ruckelte und begann dann einen langsamen Abstieg in der hinteren Ecke der Steuerbordseite des Hauptladeraums. Unten war es dunkel. Nicht vollkommen dunkel, da er die Notfallbeleuchtung immer eingeschaltet ließ, aber die Lampen waren so weit voneinander entfernt und die Birnen so schwach, dass man von einer Beleuchtung eigentlich nicht sprechen konnte.
    Als der Fahrstuhl die Hälfte des Abstiegs hinter sich gebracht hatte, erklangen schlurfende Geräusche von unten, als sich die Rakoshi, die sich direkt unter der Plattform befanden, andere Plätze suchten, weg von der näher kommenden Plattform und dem darauf befindlichen Feuer. Als er sich dem Boden des Laderaums näherte und das Licht der Brenner sich ausbreitete, glommen kleine leuchtende Flecken auf und strahlten zurück – zuerst nur ein paar, dann mehr und mehr, bis über hundert Augen ihn aus der Dunkelheit heraus anstarrten.
    Ein Murmeln regte sich zwischen den Rakoshi und schwoll dann zu einem flüsternden Singsang an, tief, kehlig und guttural, das einzige Wort, das sie sprechen konnten.
    »Kaka-jiiiii! Kaka-jiiiii!«
    Kusum ließ die Peitsche knallen. Das Geräusch war wie ein Gewehrschuss in dem leeren Laderaum. Abrupt verebbte der Gesang. Sie wussten jetzt, dass er wütend war, und sie würden still bleiben. Als die Plattform und die fauchenden Flammen das letzte Stück hinabstiegen, wichen sie noch weiter zurück. Es gab nichts auf Himmel, Hölle oder Erden, was sie fürchteten – außer Feuer. Feuer und ihren Kaka-ji.
    Er hielt den Fahrstuhl etwa einen Meter über dem Boden an und hatte so eine Tribüne, von wo aus er zu den Rakoshi sprechen konnte, die sich in einem ungeordneten Halbkreis gerade außerhalb des Lichtkegels der Fackeln um ihn versammelt hatte. Man sah fast nichts von ihnen außer hier und da einmal einen Lichtstrahl, der von einem glatten Schädel zurückgeworfen wurde, oder eine Schulter. Und die Augen. Alle Augen waren auf Kusum gerichtet.
    Er sprach sie auf Bengali an, der Sprache seiner Heimat. Er wusste, sie verstanden kaum ein Wort von dem, was er sagte, aber sie würden schließlich doch begreifen, was er ihnen mitzuteilen hatte. Auch wenn er nicht wirklich wütend auf sie war, legte er doch Zorn in seine Stimme, denn das war ein wichtiger Bestandteil dessen, was folgen würde. Er hatte keine Ahnung, was heute Nacht schiefgegangen war, und hatte der Verwirrung der Mutter entnehmen können, dass auch sie es nicht wusste. Aus irgendeinem Grund hatte sie die Witterung verloren. Ein unerhörtes Ereignis. Sie war eine geübte Jägerin und er konnte sich sicher sein, was auch passiert war – es war nicht ihre Schuld. Aber das spielte keine Rolle. Sie mussten die Form wahren. Es war Tradition.
    Er erklärte den Rakoshi, dass es heute Nacht keine Zeremonie geben würde, kein Teilen des Fleisches, da diejenigen, die er mit der Aufgabe betraut hatte, das Opfer zu bringen, versagt hatten. Statt der Zeremonie würde es eine Bestrafung geben.
    Er drehte sich um und verminderte die Gaszufuhr an den Fackeln, wodurch der beleuchtete Halbkreis kleiner wurde und die Dunkelheit – und damit die Rakoshi – näher an ihn heranrückte.
    Dann rief er die Mutter. Sie wusste, was zu tun war.
    Aus der Dunkelheit vor ihm kam ein Schlurfen und Schaben als die Mutter das Jungtier nach vorn brachte, das sie heute auf der Jagd begleitet hatte. Es kam mürrisch und widerstrebend, aber es kam. Denn es wusste, es hatte keine Wahl. Es war Tradition.
    Kusum griff hinter sich und drehte das Gas noch weiter zurück. Vor allem die jungen Rakoshi hatten Angst vor dem Feuer und es wäre dumm, es in Panik zu versetzen. Disziplin war unerlässlich. Wenn er – und sei es nur für einen Augenblick – die Kontrolle über sie verlor, dann würden sie sich gegen ihn wenden und ihn in Stücke

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