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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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sehen, die ihm schon bei dem vierundzwanzigstündigen EEG zwei Tage zuvor aufgefallen war und die ungefähr dreißig Minuten vor dem Scheitelpunkt der Flut einsetz te und dreißig Minuten danach wieder abebbte.
    Er empfand eine gewisse perverse Befriedigung in seiner neu gefundenen Fähigkeit, das Erscheinen eines Phänomens vorauszusagen, von dem er sich absolut sicher gewesen war, dass es nicht existierte.
    Seine private Leitung klingelte. Er nahm den Hörer ab und fragte sich, wer ihn hier am Sonntagmorgen anrufen würde.
    Er erkannte sofort die heisere Stimme des Senators.
    »Warum habe ich noch keinen Bericht gesehen?«
    »Ich wünsche Ihnen einen schönen Morgen, Senator. Ich werde heute erst mit den Untersuchungen fertig sein.«
    »Sie haben genug Tests angestellt. Der Knopf-Fall war Beweis genug für mich.«
    »Vielleicht, aber er erklärt nichts.«
    »Erklärungen interessieren mich nicht. Können Sie abstreiten, dass er über Heilkräfte verfügt? Können Sie es?«
    »Nein.« Es brachte ihn fast um, es zuzugeben.
    »Das reicht mir! Ich will, dass Sie –«
    »Senator«, sagte Charles scharf. Er musste McCready noch ein wenig länger hinhalten. Er konnte Bulmer jetzt nicht einfach so gehen lassen. »Diese Macht, oder was immer es auch ist, funktioniert nur sporadisch. Aber heute Abend werde ich das genaue Muster ihres Auftretens bestätigt haben. Dann können wir auf die Minute genau voraussagen, wann es funktioniert. Bevor das nicht geschehen ist, tappen wir im Dunkeln. Nur noch einen Tag. Das ist alles. Das verspreche ich.«
    »Nun gut«, sagte McCready offensichtlich widerstrebend. »Aber ich habe schon so lange gewartet.«
    »Ich weiß. Morgen früh haben Sie Ihre Ergebnisse.«
    Charles legte auf und starrte auf Bulmers EEG, ohne es zu sehen. Der Bericht, auf den McCready wartete, lag schon zum Diktat bereit, und morgen würde Marnie ihn in den Hauptcomputer eintippen. Aber Charles hatte das nicht erwähnt, denn er wusste, dass es dem Senator gar nicht auf den Bericht ankam.
    Er wollte eine Heilung.
    McCready wollte von Alan Bulmer berührt werden und so seine Myasthenia gravis loswerden. Er wurde immer unruhiger, immer ungeduldiger und immer fordernder. Und warum auch nicht? Wenn er wirklich Bulmers Ruf und Glaubwürdigkeit als Arzt wiederherstellen würde, hatte er ein Recht auf diese Berührung.
    Aber um Bulmers Reputation wiederherzustellen, benötigte er Charles Axfords Unterschrift unter dem Bericht, in dem stand, dass Dr. Alan Bulmer in der Tat zur richtigen Zeit Unheilbare mit einer simplen Handberührung heilen konnte. Charles wollte aber noch einen letzten unwiderlegbaren Beweis, bevor er bereit war, das zu unterschreiben.
    Er beabsichtigte, diesen Beweis heute Abend zu erhalten, irgendwann nach 9.00. Aber vorher wollte er ein Gespräch mit Bulmer unter vier Augen führen.
     
    »Das ist also die Stunde der Macht«, sagte Bulmer und sah auf Sinuswellen des auf dem Bett ausgebreiteten EEGs.
    »Wenn Sie es so nennen wollen.«
    Bulmer schaute zu ihm hoch. »Sie geben sich auch niemals geschlagen.«
    »Nicht oft.«
    »Und Sie sagen, dass sich mein PET-Szintigramm verbessert hat?«
    »Minimal, ja.«
    »Dann kann ich also gehen.«
    »Nein!«, sagte Charles ein wenig schneller und lauter, als ihm lieb war. »Noch nicht. Ich will Sie heute Abend noch einmal an das EEG anschließen und beobachten, was passiert, während Sie diese sogenannte Gabe an einem Patienten anwenden.«
    Bulmer runzelte die Stirn, offensichtlich nicht glücklich über diese Idee. »Dieser Ort geht mir auf die Nerven. Ich langweile mich zu Tode.«
    »Sie sind jetzt schon so lange hier. Was macht das jetzt noch für einen Unterschied, ob Sie weitere vierundzwanzig Stunden hier sind?«
    Alan lachte. »Wissen Sie, wie oft ich genau die gleichen Worte zu Patienten mit Hospitalismus gesagt habe? Tausendmal!« Er schüttelte den Kopf. »Gut. Einen Tag noch, und dann gehe ich.«
    »In Ordnung.« Charles wandte sich zur Tür. Er wollte diese Frage nicht stellen, aber er brauchte eine Antwort. »Nebenbei, wie bringen Sie diese verdammte Macht zum Funktionieren?«
    »Welche Macht?«, fragte Bulmer lächelnd. »Die, die nicht existiert?«
    »Ja. Genau die.«
    Er kratzte sich am Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Wenn es so weit ist, lege ich einfach eine Hand auf eine Person und … ich will einfach, dass sie gesund wird.«
    »Eine flüchtige Berührung im Vorbeigehen reicht nicht aus?«
    »Nein. Viele Male ist nichts passiert, während ich

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