Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
Vom Netzwerk:
allmählich vom Fernseher ab. Sie ging auf ihn ein, und schon bald plapperte sie über ihre Dialysebehandlung und wie sie sich täglich die Flüssigkeiten und die unzähligen Tabletten einteilte.
    Charles stellte fest, dass Bulmers Art auch ihm imponierte, und wünschte sich fast, trotz seines Ekels bei dem bloßen Gedanken an Praxisarbeit, dass auch er so ein Händchen für Menschen hätte.
    Plötzlich ergriff Bulmer die Schultern des Mädchens und schloss die Augen. Er zuckte, und Julie schrie kurz auf.
    Charles sprang zu ihr. »Was ist los?«
    »Mein Rücken!«
    Er spürte, dass er die Zähne fletschte, als er sich zu Bulmer wandte. »Was haben Sie mit ihr angestellt?«
    »Ich glaube, ihr fehlt nichts.«
    »Mir geht es gut, Vati«, sagte Julie. »Er hat meinen Rücken nicht berührt. Es hat nur wehgetan.«
    »Sie haben ganz schön Glück mit der Zeit, wissen Sie das«, sagte Bulmer.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Dass Sie sie genau in der Stunde der Macht hierhergebracht haben.«
    »Das war kein Glück. Ich habe die Gezeitentabelle verwendet.«
    Bulmer sah ihn an, als ob er verrückt wäre. »Gezeitentabelle. Was hat die damit zu tun?«
    »Jetzt ist Flut. Die löst Ihre sogenannte Stunde der Macht aus.«
    »Wirklich? Wann haben Sie das herausgefunden? Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
    Charles lief ein eisiger Schrecken den Rücken hinunter. »Erinnern Sie sich nicht, dass ich es Ihnen gesagt habe?«
    »Natürlich nicht! Sie haben es mir nie gesagt!«
    Charles hatte nicht die Absicht, mit ihm zu streiten. Er rief die Radiologie an und ordnete ein weiteres PET für den Morgen an. Dringlichkeitsstufe Eins. Er hatte einen furchtbaren Verdacht, was Bulmers geistige Schwächen und abnormalen Szintigramme bewirken könnte.
    Aber jetzt wollte er Julie nach Hause bringen. Es war Zeit für ihre Dialyse.
    Sie wünschten dem leicht verwirrten Alan Bulmer eine gute Nacht und eilten zum Aufzug. Er ließ Julie die Knöpfe drücken und sie freute sich wie eine Schneekönigin. Plötzlich beugte sie sich vor und presste die Oberschenkel zusammen.
    »Oh, Vati, es tut weh!«
    Besorgt bückte er sich zu ihr hinunter. »Wo?«
    »Hier!«, schrie sie und zeigte auf ihren Schambereich. Und dann schluchzte sie. »Und es ist alles nass!«
    Und dann sah er einen nassen Fleck, der sich über ihre Schenkel ausbreitete und ihre Jeans verfärbte. Die Luft im Aufzug war mit dem unverkennbaren Ammoniakgeruch von Urin erfüllt, der aus einem Kind lief, das seit Jahren nicht mehr als ein paar Tropfen in der Woche produzierte, Urin, der in eine Blase floss, die vergessen hatte, wie man ihn hält.
    Charles drückte seine Tochter an sich, als seine Brust fast explodierte. Er schloss die Augen in dem aussichtslosen Versuch, ein Schluchzen zu unterdrücken, das seinen Körper von Kopf bis Fuß durchschüttelte, und die Tränen zurückzuhalten, die über seine Wangen liefen.
     

42. Alan
     
    »Wann können wir dich erwarten?«, fragte Sylvia am Telefon.
    Alan sehnte sich danach, diesen sonnigen Montagmorgen mit ihr zu verbringen. Jetzt, wo sich sein Aufenthalt in der Stiftung dem Ende näherte, kam ihm jede Minute wie eine Ewigkeit vor. Er wünschte, sie würde jetzt neben ihm auf dem Bett liegen.
    »In einigen Stunden«, sagte er.
    »Rechtzeitig zum Mittagessen?«
    »Ich hoffe es. Das Essen ist hier nicht schlecht, aber Kantinenessen ist Kantinenessen. Nach dem Essen werde ich sehen, was ich für Jeffy tun kann.«
    Am anderen Ende der Leitung war eine Pause, dann: »Du bist dir sicher, dass mit ihm alles in Ordnung kommen wird?«
    »Kann es schlimmer werden?«
    »Nicht viel.« Ihre Stimme klang plötzlich fröhlich. »Auf jeden Fall wird es schön sein, wieder einen Doktor im Haus zu haben.«
    »Nicht lange. Ich werde in ein Hotel ziehen und mich um die Versicherung für das Haus kümmern, damit ich möglichst bald mit dem Neubau starten kann.«
    »Alan Bulmer! Du wirst bei mir bleiben, und das ist endgültig!«
    Ihre Worte wärmten ihn. Er hatte genau das hören wollen, aber er fühlte sich immer noch verpflichtet, Widerstand zu zeigen.
    »Was werden die Nachbarn sagen?«
    »Wen kümmert das? Was könnten wir schon machen, um unseren jeweiligen Ruf noch zu verschlechtern?«
    »Guter Einwand, Mrs Toad. Ich sehe dich später.« Wenn ich mich an den Weg von der Stiftung zurück nach Monroe erinnern kann.
    Als Alan gerade auflegte, kam Axford, ohne anzuklopfen, ins Zimmer. Er ging drei Schritte in den Raum, blieb dort stehen und starrte Alan an. Er

Weitere Kostenlose Bücher