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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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sah blass und verhärmt aus. Er wirkte seelisch und körperlich erschöpft.
    »Ihr Blutharnstoffwert ist auf 26 gesunken«, sagte er tonlos. »Ihr Kreatinin liegt bei 2,7. Beide sinken immer noch weiter. Wir haben den größten Teil der Nacht damit verbracht, zur Toilette zu laufen, bis vier Uhr morgens, als ihre Schließmuskeln wieder den Dienst aufnahmen und ihre Blase sich auszudehnen begann.« Er sprach mit zitternder Stimme, und Alan konnte die Muskeln an seinem Kehlkopf arbeiten sehen. »Aus ihrer Nierensonografie geht hervor, dass sich beide Nieren seit ihrer letzten Untersuchung vergrößert haben, und eine Nierendurchflussszintigrafie zeigt normale Funktion.«
    Alan war völlig erstaunt. »Charles, was ist los?«
    Er schloss die Augen und holte tief Luft. Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die Augen trocken. Dann sah er wieder zu Alan.
    »Was immer Sie möchten, was ich habe und Ihnen geben kann, oder wenn ich etwas für Sie tun kann, werde ich es tun. Sagen Sie nur ein Wort. Meine rechte Hand? Ich schneide sie mir ab. Meine Eier? Sie müssen es nur sagen.«
    Alan lachte. »Ich will hier nur raus! Und erzählen Sie mir doch, um was es eigentlich geht!«
    Axfords Augen weiteten sich. »Wissen Sie es wirklich nicht?«
    »Wissen was?«
    »Oh, Gott! Ich –« Er sah kurz zu dem Stuhl. »Darf ich mich setzen?«
    Als er saß, studierte er Alans Gesicht und beugte sich nach vorn. Er hatte sich jetzt anscheinend mehr unter Kontrolle und begann, leise zu sprechen.
    Charles erzählte Alan, dass er Julie, seine Tochter, in der letzten Nacht von einem chronischen Nierenversagen geheilt hatte. Und mit jedem Wort spürte Alan, wie ihm mulmiger zumute wurde, weil er sich überhaupt nicht erinnerte, Charles abends noch getroffen zu haben und dass er eine Tochter hatte.
    »All dies führt zu dem Schluss, den ich Ihnen jetzt mitteilen werde, obwohl es hart für Sie sein wird. Trotzdem müssen Sie alles wissen und etwas unternehmen.«
    Charles machte eine Pause und sagte dann:
    »Sie dürfen diese Gabe nicht länger benutzen.«
    »Was?«
    »Es könnte Sie töten.«
    Alan war durcheinander. Wie konnte etwas, das heilt, ihn umbringen?
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die heutige PET-Szintigrafie zeigt eine signifikante Vergrößerung der nicht funktionierenden Bereiche in Ihrem Gehirn.«
    »Und Sie sehen da einen Zusammenhang?«
    »Ich bin mir dessen sicher. Sehen Sie: Sie sagen, Dir Gedächtnis ist in den letzten Monaten schlechter geworden. Diese Gabe haben Sie erst seit einigen Monaten. Ihr erstes PET war auffällig und gleicht der Alzheimer-Krankheit. Nachdem Sie ein paar Tage diese Gabe nicht benutzt haben, hat es sich verbessert. Dann verwendeten Sie die Gabe letzte Nacht, und plötzlich vergessen Sie, dass die Stunde der Macht mit der Flut in Zusammenhang steht.«
    »Tut sie das?« Für Alan war das eine Neuigkeit.
    Charles fuhr sich mit einer Hand über seine Augen. »Es ist schlimmer, als ich dachte. Wir haben am Samstag darüber gesprochen und letzte Nacht auch. Ich habe Ihnen sogar ein EEG gezeigt, das das beweist.«
    »Oh Gott.« Ihm war übel.
    »Richtig. Da also Ihr Kurzzeitgedächtnis völlig den Geist aufgegeben hat und Ihr PET heute Morgen bedeutend schlechter ist als das von gestern, lässt das nur eine Schlussfolgerung zu. Oder wie sehen Sie das?«
    Alan saß stumm da, dann: »Mein Gehirn versagt den Dienst.«
    »Nicht aus eigenem Antrieb, Kumpel. Jedes Mal, wenn Sie diese Gabe gebrauchen, wird Stück für Stück immer ein kleines bisschen von Ihnen von ihr verschlungen.«
    »Aber Sie sagten, das zweite Szintigramm sei besser.«
    »Das stimmt. Wenn Sie diese Gabe nicht verwenden, verbessert sich Ihre Gehirnfunktion minimal. Aber als Sie sie gestern anwendeten – ob Sie sich daran erinnern oder nicht, Sie haben gestern Abend die wichtigste Person in meinem Leben geheilt –, haben Sie einen beachtlichen Teil Ihres Gehirns ruiniert.«
    Alan sprang auf die Füße und schritt auf und ab. Er wollte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. »Sind Sie sich sicher?«
    »Es ist alles auf den Szintigrammen zu sehen.«
    »Aber wenn ich wirklich vorsichtig bin, kann ich mich sozusagen erholen und die Gabe sehr selektiv anwenden.«
    Er klammerte sich verzweifelt an Strohhalme. Er dachte ständig an die Menschen, die auf diese Gabe angewiesen waren, um zu überleben. Er dachte an Jeffy. Er konnte es jetzt unmöglich ablehnen, nachdem er es Sylvia versprochen hatte.
    »Spielen Sie öfter Russisch

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