Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
auslösen, eine der vollständigsten biowissenschaftlichen Datenbanken der Welt. Es dauerte länger, aber schließlich kam die Antwort:
KORRELATION 0
Wahrscheinlich war es eine Sackgasse, aber Charles entschied, den Computer im gesamten Internet suchen zu lassen:
KORRELATION DES RHYTHMUS ZU ALLEN ZUGÄNGLICHEN DATENBANKEN
Auf dem Bildschirm flackerte IN ARBEIT auf.
Diese Suche würde lange Zeit in Anspruch nehmen, darum schob er sie in den Hintergrund und bereitete sich darauf vor herauszufinden, was es über Dr. Alan Bulmer zu erfahren gab. Er fing mit den Grundlagen an und rief Bulmers Blutwerte auf.
Stoffwechsel-, Eiweiß- und Schilddrüsenwerte waren alle normal, ebenso das große Blutbild. Um wirklich alles auszuschließen, hatte er auch noch einen kompletten Drogentest angeordnet, aber auch der war negativ.
Wie erwartet befanden sich weder im Blut noch im Urin Drogen oder andere schädliche Substanzen.
So weit, so gut. Kardiogramm und Röntgenaufnahme des Brustkorbes waren normal. Dann rief er Bulmers kürzliche Tomografie auf und betrachtete eine Reihe von radiografischen Abschnitten des Gehirns mit und ohne Kontrastmittel: keine Hinweise auf Infarkte oder Gewebeveränderungen. Die in der Stiftung erfolgten Untersuchungen waren auch negativ.
Bulmer hatte also keinen Gehirntumor und nie zuvor Herzanfälle erlitten. Das war nicht überraschend. Er wandte sich jetzt den Hirnwellen zu.
Eine aufbereitete Version von Bulmers vierundzwanzigstündigem EEG rollte über den Bildschirm. Der Computer stellte ein gutes Beispiel der sechs parallel verlaufenden Zickzacklinien dar, die die grundlegenden elektrischen Muster seines Gehirns bildeten. Dann filterte er die Grundmuster heraus, bis nur noch Unregelmäßigkeiten und signifikante atypische Merkmale übrig blieben.
Charles bemerkte sofort, dass das grundlegende Muster im gesamten Messbereich aus der Norm fiel. Nichts wirklich Spezifisches, aber die Hintergrundaktivität war desorganisiert und allgemein verlangsamt.
Das Ergebnis verwirrte Charles. Es war kein EEG, das man einem aktiven Akademiker, der auf die Vierzig zuging, zuordnen würde. Es war das EEG eines alten senilen Mannes.
Er scrollte weiter. Die erste Abweichung zeigte sich um 7:15 Uhr morgens, ein wellenförmiges Muster erschien, anfangs kaum merkbar, aber mit jeder Minute deutlicher ausgeprägt. Es war nicht auf einen Bereich des Gehirns begrenzt, sondern fand sich in jeder Messreihe wieder und führte dazu, dass die Ausschläge einmal nach unten und dann wieder nach oben gingen. Die wellenförmige Bewegung erreichte um 7:45 Uhr einen Höhepunkt, danach ließ die Amplitude jeder Welle nach, bis sie schließlich um 8:16 Uhr ganz verschwand.
Charles lehnte sich zurück und kaute auf seiner Unterlippe. Merkwürdig. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so etwas gesehen zu haben. Er tat das Phänomen erst einmal ab. Wahrscheinlich eine vorübergehende elektrische Störung in der Telemetrie. Er scrollte weiter und fand erst wieder um 7:37 Uhr abends etwas: Das gleiche Muster wiederholte sich, war kurz nach 8:00 Uhr am stärksten und verschwand dann um 8:35 Uhr.
Doppelt merkwürdig. Zwei gleichartige Artefakte, beide Fehler identisch, ungefähr zwölfeinhalb Stunden auseinanderliegend, jedes dauerte über eine Stunde an.
Die Stunde der Macht.
Ein Prickeln lief Charles’ Rücken hinunter.
Er schüttelte sich. Das war lächerlich. Diese Muster waren Fehler – er hatte diese Art von Artefakt zwar noch nie gesehen, aber nichtsdestoweniger waren es ganz offensichtlich welche.
Er klickte die Angaben weg, rief Bulmers PET-Szintigramm auf und keuchte überrascht auf. Das EEG war ja schon beunruhigend, aber dies hier war regelrecht schockierend. Er sah sich diverse Ausschnitte auf dem PET an, dann ging er zum CT und zum MRT zurück. Die waren völlig normal. Die Ventrikel und Furchen waren deutlich zu sehen und keine Anzeichen von Durchblutungsstörungen irgendwo im Gehirn. Aber das PET-Szintigramm fiel völlig aus dem Rahmen. Der in Bulmer injizierte radioaktive Zucker war von den Gehirnzellen nicht auf die normale Weise aufgenommen worden. Die Tomografie zeigte, dass die Ausbreitung der Glukose nicht gehemmt war, aber beim PET waren die gelben und orangefarbenen Gebiete des aktiven Hirns deutlich reduziert, während andere Bereiche auf dem Szintigramm ganz schwarz blieben und damit zeigten, dass die Glukose überhaupt nicht aufgenommen wurde. Die Neuronen funktionierten nicht.
Was bedeutete,
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