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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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reizvoller – und Alan umso ehrenhafter.
    Warum tat sie das dann immer wieder?
    Sie konnte sich diese Frage nie beantworten. Alan war der einzige Mann, den sie so provozierte, trotzdem respektierte sie ihn mehr als jeden anderen, den sie kannte. Warum reizte sie ihn dann so? Warum brachte sie ihn immer wieder in Versuchung? Lag es daran, dass sie wusste, dass ihr nichts passieren würde? Oder wollte sie ihn auf irgendeine Art zu Fall bringen, wollte sie beweisen, dass dieser Ritter in schimmernder Rüstung auch nur auf tönernen Füßen stand?
    Nein. Das genau wollte sie nun wirklich nicht beweisen.
    Warum liebte sie es dann so sehr, ihn zu provozieren?
    Sie stellte sich diese Frage immer wieder, ohne eine passende Antwort zu finden. Sie fragte sich, ob mit ihr vielleicht etwas nicht stimmte – ob sie irgendwo einen psychischen Knacks hatte –, verwarf diesen unangenehmen Gedanken aber sofort wieder.
    Es war alles nur Spaß, versicherte sie sich trotzig. Alles nur Spaß.
     

4. Alan
     
    »Und du willst wirklich nicht mitkommen?«
    Ginny sah ihn durch ihre grünen Kontaktlinsen an und lächelte. »Du weißt, wie gerne ich mitgefahren wäre, Alan, aber ich kann Josie nicht im Stich lassen. Wir sind …«
    Er wusste: Das Tennisturnier im Club. Ginny und Josie waren im Viertelfinale für das Frauendoppel.
    »Wie oft werde ich schon vor einem Unterkomitee des Senats aussagen? Ich könnte dich gut als moralische Stütze gebrauchen.«
    »Ich weiß, Liebling«, sagte Ginny und umarmte ihn. »Ich hätte mich ja auch niemals für das Turnier angemeldet, wenn ich gewusst hätte, dass wir so weit kommen würden. Aber Josie verlässt sich auf mich, Alan. Ich kann sie nicht im Stich lassen.«
    Eine sarkastische Bemerkung lag ihm auf den Lippen, aber er verkniff sie sich. Er wollte nicht im Streit fahren.
    »Aber ich bringe dich zum Flughafen«, sagte Ginny.
    »Besser nicht. Ich weiß nicht, wann ich morgen zurückkomme, deswegen lasse ich den Wagen lieber dort im Parkhaus.«
    Er küsste und umarmte sie, und dann war er auf dem Weg zur Tür mit seiner Reisetasche in der Hand.
    »Viel Glück!«, sagte sie winkend, als er in den Wagen stieg. Er lächelte und hoffte, dass ihm nichts anzumerken war. Sie hatte ihn mehr verletzt, als er sich eingestehen wollte.
     
    Von Mike Switzer wusste er, dass alle Ärzte, die zugunsten der Richtlinien aussagten, die Spesen vom Komitee bezahlt bekamen und dass sie vom Flughafen abgeholt wurden. Die, die gegen die Richtlinien waren, mussten selbst zurechtkommen.
    Also sorgte Alan selbst dafür, dass er vom Flughafen von Arlington nach Crystal City kam. Dort nahm er ein Zimmer mit Aussicht auf den Potomac. Die Nacht war kühl und klar und von seinem Fenster aus sah er die Spiegelbilder der angestrahlten Denkmäler auf der anderen Flussseite im sacht bewegten Wasser.
    Er verabscheute es zu reisen. Er fühlte sich seltsam verloren, wenn er von seiner Praxis und seinem Heim entfernt war, so als hätte jemand den Stecker aus ihm herausgezogen und er existierte einfach nicht mehr. Er schüttelte sich. Er mochte dieses Gefühl nicht.
    Er öffnete seine Tasche, holte eine Flasche Bushmills heraus, goss sich eine großzügige Portion in ein Glas, setzte sich dann wieder auf das Doppelbett und sah zum Fernseher, ohne das Programm zu verfolgen.
    Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen: Er war nervös. Er hatte noch niemals vor irgendeinem Komitee ausgesagt, ganz zu schweigen vor einem, dem der gefürchtete Senator James McCready vorsaß. Warum, zum Teufel, hatte er sich darauf eingelassen? Was trieb ihn dazu, sich von einem Haufen Politiker ins Kreuzverhör nehmen zu lassen? Das war doch Wahnsinn!
    Es war alles Mikes – Pardon: Abgeordneter Switzers Schuld. Wenn der ihn nicht dazu überredet hätte, wäre er jetzt zu Hause in seinem eigenen Bett vor seinem eigenen Fernseher.
    Nein, das stimmte nicht. Alan wusste, dass nur er selbst dafür verantwortlich war. Er hatte eine Möglichkeit gewollt, etwas gegen den Gesetzesentwurf über die Medizinischen Richtlinien sagen zu können, und Mike hatte ihm die Chance geboten.
    Aber würde es etwas ändern?
    Er hatte angefangen, sich zu fragen, ob er nicht vielleicht einer aussterbenden Spezies angehörte, nur noch ein Dinosaurier war … ein übrig gebliebener Arzt, der eine individualisierte Form von Medizin betrieb, der zu seinen Patienten eine Beziehung aufbaute, der sich ihr Vertrauen erwarb und sie wie Menschen behandelte. Er wollte jemand sein, zu dem

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