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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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Hintergrund, bis der große Boss persönlich hereinhumpelte und sich hinter das Namensschild setzte, das mit SEN. JAMES A. McCREADY beschriftet war.
    Plötzlich waren alle sehr aufmerksam.
    Alan sah sich McCready von seiner herausgehobenen Stellung unter den Plebejern genau an. Mit seiner gekrümmten Haltung und den hängenden Wangen wirkte er erheblich älter als die sechsundfünfzig Jahre, die seine Biografie auswies. Die undurchsichtige dunkle Brille, die in den vergangenen Jahren sein Markenzeichen geworden war, saß an ihrem Platz und schottete ihn von allem in seiner Nähe ab. Sie verbarg jeden Hinweis auf das, was in ihm vorging und sich in seinen Augen widerspiegeln mochte. Was auch vor ihm vorgebracht wurde, Senator McCready wirkte hinter dieser dunklen Brille ausdruckslos und insektenhaft.
    Ein paar unverständliche Kommentare gingen zwischen denen auf dem Podium hin und her, gefolgt von dem Ende einer Aussage, die bereits am vorherigen Tag begonnen hatte, dann war es an Alan, vor den Mikrofonen zu sitzen.
     

5. Der Senator
     
    James McCready ließ seinen Gedanken freien Lauf, als der nächste Arzt – wie war sein Name? Bulmer? – zu sprechen begann. Er hatte schon vor langer Zeit alles gehört, was er über dieses Thema hören wollte.
    Er wollte auch gar nicht hier sein. Er fühlte sich müde und schwach. Er fühlte sich alt .
    Sechsundfünfzig Jahre, und er kam sich vor wie hundert. Gott sei Dank konnte er jetzt sitzen und sich von der Anstrengung erholen, die es gekostet hatte, von seinem Büro bis hierher zu gehen … und Platz zu nehmen. Wenn die nur wüssten, wie sehr er sich zusammenreißen musste, um sich langsam zu setzen, wo doch jeder Muskel in seinem Körper danach schrie, sich in seinen Sessel fallen zu lassen.
    Und dabei ging es ihm morgens noch am besten! Darum hatte er diese Anhörungen so früh angesetzt. Nachmittags ließ sich seine Schwäche kaum noch verbergen. Es kam ihm zupass, dass er in Korea verwundet worden war. Diese alte, fast vergessene Verletzung hatte schließlich doch noch etwas Gutes. Indem er den Kopf ruhig hielt und nur seine Augen hinter der dunklen Brille bewegte, musterte McCready prüfend den Saal. Er hatte angefangen, die dunkel getönten Gläser zu tragen, als seine oberen Lider schlaff herunterzuhängen begannen. Zuerst hatte er befürchtet, die Leute würden sagen, er benähme sich wie ein Filmstar. Stattdessen hieß es immer wieder, damit sähe er aus wie General Douglas MacArthur. Nun, wenn er schon jemandem ähnlich sehen musste, dann gab es bestimmt schlimmere Vorbilder als MacArthur.
    Sein Blick blieb auf dem Kongressabgeordneten Switzer hängen.
    Vor diesem Mann muss ich mich vorsehen. Er riecht meine Schwäche und bereitet sich auf den Todesstoß vor. Sobald ich einmal ins Straucheln gerate, wird er über mich herfallen. Schau ihn dir an, diesen kleinen heimtückischen Bastard! Hängt an der Schulter seines Schoßdoktorchens und stachelt ihn an. Hat ihn wahrscheinlich wochenlang bearbeitet. Diese Ärzte denken nur dann selbstständig, wenn es um Medizin geht, und selbst dann machen sie meistens Scheiße!
    McCready wusste über diese Form von Scheiße bestens Bescheid. Aber er tadelte sich selbst, weil er Switzer sein Schoßdoktorchen missgönnte. Schließlich hatte er selbst einen ganzen Stall davon.
    Er konzentrierte sich auf den Arzt. Wie hieß er noch mal? Er sah auf die Liste. Ach ja – Bulmer. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Armer Dr. Bulmer … wahrscheinlich glaubt er, in Switzer einen wirklichen Verbündeten zu haben. Ob er sich wohl bewusst ist, dass sein Kumpel ihn sofort fallen lassen wird, sobald er ihn nicht mehr braucht?
    Er hörte den Arzt die magischen Worte sagen: »Zusammenfassend …« und entschied, besser zuzuhören. Es war nur ein kurzer Vortrag gewesen, und er beendete ihn, solange er noch die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer besaß. Vielleicht war dieser Arzt gar nicht so dumm.
    »… dass diese sogenannten Richtlinien eine Kochbuch-Medizin der billigsten Art darstellen. Sie gestatten dem Arzt keinerlei Spielraum beim Zuschnitt einer Therapie auf einen bestimmten Patienten. Der Arzt wird auf die Position eines Fertigungsroboters reduziert und die Patienten zu Fließbandprodukten. Es ist der menschenverachtendste Gesetzesentwurf, von dem ich je das Pech hatte, ihn zu lesen. Er beseitigt diejenigen Ärzte, die sich bei ihrem therapeutischen Ansatz an dem einzelnen Patienten orientieren, und ersetzt sie durch

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