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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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viele verkorkste Mägen? Wie viele Hühneraugen? Wie viele Furunkel und Karbunkel?«
    »Vorsicht, Charlie«, sagte Sylvia von irgendwo hinter Alans rechter Schulter. Alan konnte sie nicht sehen. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von Axfords Gesicht entfernt und sie erwürgten sich gerade mit Blicken. »Du ereiferst dich!«
    »Keine«, war Alans simple Antwort.
    In Axfords Gesicht zeigte sich gespieltes Erschrecken. » Keine ? Nun sagen Sie mir schon, alter Kumpel, was behandeln Sie denn dann?«
    »Menschen.«
    Alan hörte Ginny klatschen und lachen, und Sylvia sagte: » Volltreffer , Chuckie! Zehn Punkte!«
    Axfords strenger Verhörblick bekam Risse und machte einem kläglichen Lächeln Platz. »Wie konnte ich mich nur in diese Falle locken lassen?« Er sah Sylvia an. »Aber zehn Punkte sind trotzdem ein bisschen zu viel, meinst du nicht auch? Schließlich habe ich ihm all diese Stichworte und Hilfestellungen gegeben, wenn auch nur unbeabsichtigt.«
    Sylvia wollte nicht nachgeben. »Zehn.«
    Was geht hier vor? Alan kam sich vor wie ein Fisch bei einem Angelwettbewerb, der den Haken wieder ausgespuckt hatte. Er wollte gerade etwas sagen, als wütendes Gezeter aus dem Wohnzimmer zu vernehmen war. Sie eilten zusammen dorthin, um den Grund zu erfahren.
    Das musste ja passieren, sagte sich Alan.
    Von seinem Beobachtungspunkt hinter einer Couch sah er den rosigen übergewichtigen Andrew Cunningham von der MTA und den eleganten Kongressabgeordneten Switzer, die sich mitten im Raum gegenüberstanden. Cunningham hatte, wie man an seiner unsicheren Haltung sehen konnte, offensichtlich zu viel getrunken. Alle Anwesenden hatten im Fernsehen und in der Presse verfolgen können, wie die beiden seit drei oder vier Monaten öffentlich Beschuldigungen und Beleidigungen austauschten. Die Situation war vom Politischen ins Persönliche eskaliert, wobei Switzer Cunningham als den Rädelsführer eines der übelsten auf Schmiergeldern und Subventionsbetrug aufgebauten Transportsysteme im Lande bezeichnete und Cunningham den Kongressabgeordneten als nachrichtengeilen Verräter an seinen Wählern verunglimpfte. Soweit Alan es beurteilen konnte, hatten beide zumindest ansatzweise recht.
    Vor Alan und dem Großteil der anderen Gäste brüllte Cunningham etwas Unverständliches und schüttete Switzer seinen Drink ins Gesicht. Der Kongressabgeordnete wurde wütend, packte den Chef der MTA an den Jackettaufschlägen und schüttelte ihn durch. Sie stießen und schubsten sich durch den Raum wie Raufbolde in einer Kneipe, während die übrigen Gäste sie entweder zum Aufhören aufforderten oder den einen oder den anderen anfeuerten.
    Alan sah Ba entfernt vom Kampf in einer Ecke stehen. Aber er beobachtete nicht den Kampf; stattdessen fixierten seine Augen etwas irgendwo zu Alans Linken. Alan sah sich um, und da stand Sylvia. Er hatte erwartet, einen empörten Gesichtsausdruck zu sehen, aber er irrte sich. Sie stand auf Zehenspitzen, ihre Augen leuchteten, ein kleines Lächeln lag auf ihrem Gesicht, während sie kurz und schnell zwischen ihren leicht geöffneten Lippen hindurch atmete.
    Sie genießt es!
    Was hatte das zu bedeuten? Und was war mit ihm? Er hätte angewidert sein müssen angesichts des Vergnügens, das sie daraus zog, dass sich diese beiden erwachsenen Männer, zwei Figuren des öffentlichen Lebens, hier lächerlich machten. Stattdessen zog es ihn noch stärker zu ihr hin. Er dachte, dass er sich kennen würde, aber sobald es diese Frau betraf … da war alles neu und ungewohnt.
    Alan wandte sich wieder dem Kampf zu, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Cunningham den Halt verlor und nach hinten gegen den Kamin stolperte. Er blieb mit dem Fuß an der ummauerten Umrandung hängen und verlor das Gleichgewicht. Seine Arme flogen hilflos in die Luft, und sein Hinterkopf schlug an der Ecke des Kaminsimses auf. Er brach zusammen.
    Alan sprang über die Couch, war aber nicht der Erste, der den gestürzten Mann erreichte. Ba war bereits da und beugte sich über die massige bewusstlose Gestalt.
    »Er blutet!«, sagte Alan, als er die charakteristischen Spritzer einer geplatzten Schlagader auf dem weißen Marmor des Kamins bemerkte. Wahrscheinlich war eine der Arterien in der Kopfhaut geplatzt. Eine kleine Pfütze hatte sich um Cunninghams Hinterkopf gebildet und wurde schnell größer.
    Im Raum, der noch einen Moment zuvor mit Geschrei und Gejohle gefüllt war, war es jetzt mucksmäuschenstill.
    Ohne dass es ihm gesagt werden musste, hob Ba

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