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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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war aufgeplatzt, blutete wie verrückt, und er hatte seine Hand auf die Wunde gelegt und sie hatte sich bis auf einen Kratzer geschlossen.
    Elf Uhr – Er hatte sich die Zeit gemerkt.
    Sonja Anderson und Henrietta Westin waren keine ungewöhnlichen Zufälle gewesen! Er konnte es ! Aber wie sollte er es kontrollieren? Wie anwenden, wenn er es wollte?
    Er hörte Ginny sprechen.
    »Josie und Terrie werden mir nicht glauben, wenn ich ihnen von heute Abend erzähle!«
    »Was nicht glauben?« Alan wurde plötzlich überhaupt erst gewahr, dass sie etwas sagte. Hatte sie es gesehen? Wenn ja, dann konnten sie darüber reden, ohne dass sie ihn für einen Spinner halten musste. Er musste sich ganz dringend mit jemandem austauschen, der ihm glaubte.
    »Die Party! Die ganzen Prominenten! Und die Prügelei zwischen Cunningham und Switzer! Alles !«
    »Ach das.« Er war enttäuscht. Offenbar hatte sie es nicht gesehen.
    Er dachte, dass Ba bemerkt haben könnte, was passiert war, aber vielleicht hatte er einfach seinen Augen nicht getraut. Das wäre die normale Reaktion – Zweifel. Darum musste Alan es für sich behalten. Wenn er selbst nicht recht glauben konnte, was geschehen war, wie konnte er es dann von anderen erwarten?
    »Weißt du«, sagte Ginny, »ich verstehe diese Sylvia nicht. Sie scheint ein knallharter Typ zu sein, dennoch hat sie diesen kleinen zurückgebliebenen Jungen aufgenommen und kümmert sich selbst um ihn. Ich verstehe einfach nicht …«
    »Jeffy ist nicht zurückgeblieben. Er ist autistisch.«
    »Das ist doch so ziemlich das Gleiche, oder?«
    »Nicht wirklich. Bei einem Intelligenztest schneiden die meisten autistischen Kinder schlecht ab, aber das kann daran liegen, dass ihr Autismus ihnen im Weg steht und das Ergebnis verfälscht. Ich glaube, Jeffy ist ganz schön schlau.« Er gab ihr eine kurze Zusammenfassung der neuesten Theorie und sagte dann: »Sylvia zeigte mir einmal ein Foto von einem Haus, das er aus Bauklötzen zusammengebaut hatte. Darum weiß ich, dass der Junge über Intelligenz verfügt; sie tritt nur nicht offen zutage.«
    Ginny starrte ihn an. »So viel hast du seit Tagen nicht mehr gesagt!«
    »Stimmt das? Ist mir gar nicht aufgefallen. Tut mir leid.«
    »Ist schon gut. Du bist ein wenig mehr in Gedanken als sonst. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.«
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Aber zurück zu unserer Gastgeberin: Was hat sie dazu getrieben, diesen kleinen Jungen zu adoptieren? Ich fragte sie, aber sie kam nicht dazu, mir eine Antwort zu geben. Genau genommen hatte ich sogar den Eindruck, dass sie sich um eine Antwort gedrückt hat.«
    Alan zuckte die Schultern. »Ich weiß es auch nicht. Ich schätze, sie denkt, das geht niemanden etwas an.«
    »Aber gibt es denn nichts, was für ihn getan werden kann?«
    »Jede bekannte Therapie wurde ausprobiert.«
    »Bei all ihrem Geld bin ich überrascht, dass sie ihn nicht zu einer pädiatrischen Koryphäe in die Stadt gebracht hat …« Sie hielt abrupt inne.
    Alan beendete den Satz für sie. »Anstatt sich mit einem kleinen Hausarzt zu begnügen?«, sagte er mit einem bitteren Lächeln.
    Ginny schaute ihn verlegen an. »Ich meine es überhaupt nicht so.«
    »Ist schon in Ordnung.« Alan war weder wütend noch verletzt. Zu diesem Punkt hatte er sich ein dickes Fell zugelegt. Er wusste, dass Ginny wünschte, er hätte sich auf ein Gebiet spezialisiert, irgendeinen Bereich in der Medizin. Sie sagte, sie wollte es seinetwegen, dann würde er nicht mehr so viel Überstunden machen, aber er kannte den wahren Grund. Alle ihre Freundinnen waren die Frauen von Fachärzten, und in ihren Augen standen Hausärzte auf der untersten Stufe der ärztlichen Hackordnung.
    »Wirklich nicht«, sagte sie schnell. »Ich wollte nur … Alan! Du bist an unserer Straße vorbeigefahren!«
    Alan trat auf die Bremse und fuhr an den Bordstein.
    »Geht es dir gut?«, fragte Ginny mit echter Besorgnis. »Hast du zu viel getrunken?«
    »Mir geht es gut«, sagte Alan und achtete genau darauf, dass seine Stimme fest klang. »Alles in Ordnung.«
    Ginny sagte nichts, als er den Wagen auf der leeren Straße wendete und in ihre Straße einbog. Alan verstand nicht, wie er die Abzweigung verfehlen konnte. Er war aufmerksam gewesen. Er hatte sogar das Straßenschild gesehen. Er hatte die Straße nur einfach nicht mehr wiedererkannt. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, warum.
     

10. Alan
     
    Den ganzen Sonntag wartete Alan sehnsüchtig darauf, wieder in die Praxis zu

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