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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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geschickt. Greg kam zurück und dachte, er würde mit allem fertig werden. Das hat ihn getötet.«
    Alan erinnerte sich an die Geschichte. Es war passiert, bevor er nach Monroe gezogen war, aber die Leute redeten immer noch über den Mord an Gregory Nash. Anscheinend stand er an der Kasse des hiesigen Supermarkts, als jemand eine Waffe auf die Kassiererin richtete und ihr befahl, die Kasse zu leeren. Nach Zeugenaussagen war Nash eingeschritten und hatte den Räuber fachmännisch entwaffnet. Aber er hatte nichts von dem Komplizen des Mannes gewusst, der ihm in den Hinterkopf schoss. Bei seiner Ankunft im Krankenhaus war er tot.
    Er sah wieder auf Cunningham hinunter, dachte an Mike Switzer und erinnerte sich plötzlich an ihre Fehde.
    »Um Gottes Willen, Sylvia! Wenn Switzer und Cunningham aneinandergeraten, wird die Hölle los sein!«
    Sylvias Hand bewegte sich blitzschnell zu ihrem Mund. »Oh mein Gott! Daran habe ich gar nicht gedacht!«
     
    Sylvia wollte das Gespräch von der Politik weg auf Alan richten. Sie kannte ihn schon seit so vielen Jahren und hatte«nie eine Gelegenheit gehabt, ihn irgendwelche persönlichen Dinge zu fragen. Jetzt, wo sie ihn ganz für sich hatte, wollte sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm und spürte, wie er zusammenzuckte. Machte sie ihn so nervös? Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Fühlte er vielleicht sogar das Gleiche …? Nein, das wäre zu viel gehofft.
    »Wissen Sie, ich wollte schon immer wissen, warum Sie nicht Kinderarzt geworden sind. Sie können gut mit Kindern umgehen.«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich auch nicht auf einen anderen Bereich spezialisiert habe: Ich brauche Abwechslung. In meiner Praxis kann ich einen fünf Tage alten Säugling mit einer Kolik und einen hundertzwei Jahre alten Mann mit Prostatabeschwerden Seite an Seite sehen. Das hält mich auf Trab. Aber was die Pädiatrie angeht, so hatte ich auch noch einen anderen Grund, mich nicht darauf festzulegen. Ich habe während des letzten Jahres meiner Ausbildung auf der Kinderstation gearbeitet, und diese Erfahrung hat mich davon kuriert, meine Laufbahn auf diesem Gebiet einzuschlagen.« Ein schmerzlicher Zug ging über sein Gesicht. »Zu viele todkranke Kinder. Wenn ich das ein paar Jahre machen würde, wäre ich mit Sicherheit ein emotionales Wrack. Davon abgesehen, bei meiner Ausbildung war es schwer, irgend etwas anderes außer Allgemeinmedizin zu machen.«
    »Warum?«
    »Nun, an der Fakultät, an der ich studiert habe, galt der Grundsatz, dass alles über jedes Organ im Körper gelehrt werden müsse, dass man dabei aber niemals vergessen dürfe, dass es alles Teile einer Person sind. Dort wurde der alte Spruch hochgehalten, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile. Es geht nicht darum, Otto Normalverbrauchers Herzleiden zu behandeln – wir behandeln Otto Normalverbraucher, der zufällig ein Herzleiden hat.«
    »Klingt spitzfindig.«
    »Ja. Ich hielt es auch für ein Wortspiel. Aber es liegen Welten dazwischen, wenn man diese Ansätze in die Praxis umsetzt. Aber um auf die Kinderheilkunde zurückzukommen, so habe ich nach und nach die Erfahrung gemacht, dass ich mich besser als Hausarzt um Kinder kümmern kann, als wenn ich Kinderarzt wäre.«
    Sylvia lachte. Sie kannte einige Kinderärzte, die das ganz bestimmt anders sehen würden.
    »Ich meine es ernst. Das beste Beispiel, das mir im Moment einfällt, ist ein neunjähriges Mädchen, das vor ein paar Monaten mit Magenschmerzen, Gewichtsverlust und sinkenden Noten in der Schule zu mir kam. Wenn ich Kinderarzt wäre, hätte ich eine Batterie von Bluttests angeordnet und, wenn die sich als negativ herausgestellt hätten, vielleicht sogar ein paar Röntgenaufnahmen mit einem Kontrastmittel. Aber das tat ich nicht.«
    »Wieder einmal aus dem Bauch heraus entschieden?«, fragte sie, sich an Dienstagabend und Jeffys Bauchschmerzen erinnernd.
    »Ganz und gar nicht. Im letzten Jahr war ihre Mutter dreimal wegen Verstauchungen, Prellungen und Quetschungen bei mir zur Behandlung. Jedes Mal sagte sie, sie wäre gestürzt, aber ich weiß, wie es aussieht, wenn jemand verprügelt wird. Ich stellte sie zur Rede; sie gab zu, dass ihr Mann ihr gegenüber seit einem Jahr gewalttätig war; ich schickte die Familie zur Familienberatung, und als ich das Mädchen wiedersah, waren ihre Magenschmerzen weg, sie hatte wieder zugenommen, und ihre Leistungen in der Schule hatten sich

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