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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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zurückkomme.«
    Zorniges Gemurmel folgte ihnen, als Ba hinter Alan durch den Regen zum Auto schritt. Als der Doktor die Tür des Graham öffnete und sich hineinbeugte, fingen die Leute an zu schreien.
    … »Na also! Für die Reichen hat er Zeit, aber nicht für uns!« – »Muss ich bei ihm auch in einer Nobelkarosse vorfahren, damit ich bei ihm drankomme?« …
    Als er den Straßenrand erreichte, hörte Ba durch das Grollen des Donners hindurch das Splittern von Glas. Er drehte sich um und sah, wie eine Stehlampe auf dem Rasen landete, die jemand durch das vordere Fenster geschleudert hatte. Es klirrte lauter: Einige Leute rissen Steine aus der Gartenumfriedung und warfen die Fenster ein. Andere drehten sich zu Ba um. Er schob Dr. Bulmer auf den Rücksitz und schloss die Tür. Dann sprang er auf den Fahrersitz, ließ den Wagen an und gab Gas.
    »Was in Gottes Namen –«, fragte der Doktor von hinten, und dann prallte ein Stein mit einem lauten Knall auf den Kofferraumdeckel.
    »Mein Wagen!«, stieß die Missus hervor und starrte aus dem kleinen Rückfenster. »Warum wollen die meinen Graham beschädigen?«
    »Sie sind zornig, enttäuscht und ängstlich«, sagte der Doktor.
    Die Missus lachte. »Jeden anderen, der in so einem Augenblick so etwas sagt, würde ich als Einfaltspinsel bezeichnen. Aber du, Alan, auf dir liegt wirklich ein Fluch.«
    »Was für ein Fluch?«
    »Mitgefühl.«
    Ba, der durch den Regen blinzelte, während er auf Toad Hall zusteuerte, hätte es anders formuliert: »Das Dat-tay-vao. «
     

32. Toad Hall
     
    Sylvia stand im Eingang der Bibliothek und beobachtete Alan, der durch die hohen Fenster in das Gewitter hinausstarrte. Ihr wäre es lieber gewesen, die Vorhänge wären geschlossen. Gewitter hatten sie immer schon in Angst und Schrecken versetzt, seit damals, als die fünfjährige Sylvia Avery in Durham, Connecticut, zugesehen hatte, wie ein Blitzeinschlag direkt vor ihrem Schlafzimmerfenster einen Baum spaltete und in Brand setzte. Sie hatte die Angst nie vergessen, die sie in diesem Moment gehabt hatte. Selbst jetzt als Erwachsene ertrug sie es nicht, sich ein Gewitter anzusehen.
    Alan musste ihre Anwesenheit gespürt haben, denn er drehte sich um und lächelte sie an.
    »Passt genau«, sagte er und zupfte an den Aufschlägen des blauen Bademantels. »Fast wie angegossen. Du musst gewusst haben, dass ich komme.«
    »Eigentlich gehört er Charles«, sagte sie und achtete genau auf seine Reaktion.
    Sein Lächeln verschwand. »Er muss ja ein recht häufiger Gast sein.«
    »Nicht mehr so häufig wie früher.«
    War das Erleichterung in seinem Blick?
    »Deine Kleider kommen gleich aus dem Trockner.«
    Er drehte sich wieder zum Fenster. »Mein Gedächtnis lässt mich wieder mal im Stich – ich hätte schwören können, dass du gesagt hast, der neue Pfirsichbaum sei der auf der rechten Seite.«
    »Habe ich auch. Er wächst nur wie verrückt. Er ist jetzt größer als der ältere Baum.«
    Das Telefon klingelte, und sie nahm beim ersten Ton ab.
    Es war Lieutenant Sears von der Polizeistation von Monroe, der nach Dr. Bulmer fragte.
    »Für dich«, sagte sie und reichte ihm den Hörer.
    Als sie in Toad Hall angekommen waren, hatte er sofort die Polizei verständigt und die Ruhestörung in seinem Haus gemeldet. Er sagte, er wolle keine Strafanzeige stellen, sondern nur die Leute aus seinem Haus und von seinem Grundstück weghaben. Der Lieutenant rief wohl an, um ihm mitzuteilen, dass sie das erledigt hätten.
    Sie sah, wie er ein paar Worte sprach, dann sah er plötzlich vollkommen entsetzt drein.
    Er sagte: » Was ? Alles? Komplett?« Er hörte noch etwas länger zu und legte dann auf. Sein Gesicht war aschfahl, als er sich zu ihr umdrehte.
    »Mein Haus«, sagte er leise. »Es ist bis auf die Grundmauern abgebrannt.«
    Sylvia zuckte vor Bestürzung zusammen. »Oh nein!«
    »Doch.« Er nickte langsam. »Doch, ja. Sie wissen nicht, ob es der Mob war oder ein Blitzschlag oder sonst etwas. Aber es ist weg. Bis auf die Grundmauern.«
    Sylvia kämpfte gegen das Bedürfnis an, ihn in die Arme zu nehmen und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Stattdessen stand sie nur da und sah zu, wie er wieder zum Fenster ging und in den Sturm hinausstarrte. Sie ließ ihm etwas Zeit, damit er sich sammeln konnte.
    »Weißt du, woran ich dauernd denke?«, fragte er schließlich mit einem hohlen Lachen. »Es ist verrückt. Das Schlimmste ist nicht, dass ich meine Kleidung verloren habe oder all meine

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