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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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Donner war jetzt auch durch die Schalldämmung des Wagens hindurch deutlich zu hören. Als plötzlich wie ein Wasserfall der Regen einsetzte, schaltete Ba die Scheinwerfer an. Die Missus keuchte auf, als das plötzliche Licht zu beiden Seiten der Straße eine bunt zusammengewürfelte Reihe von Fahrzeugen enthüllte. Entweder gab jemand eine große Party, oder –
    »Sie haben sein Haus gefunden!« Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern hinter seinem rechten Ohr, als sie sich nach vorn beugte und aus dem Fenster starrte.
    Er hielt mitten auf der Straße vor dem Haus des Doktors. Durch den Regen konnte er eine Menschenmenge sehen, die sich schubsend und drängend ihren Weg ins Innere des Hauses bahnte.
    »Oh Gott, Ba! Sie sind ins Haus eingedrungen!«
    Die Angst in ihrer Stimme sagte ihm alles. Er legte den Leerlauf ein, zog die Handbremse an, setzte seine Chauffeurkappe auf und sprang hinaus in den strömenden Regen. Er rannte nicht, aber bei seinen langen Beinen war er auch gehend so schnell wie ein rennender Mensch. Er erreichte das hintere Ende der Gruppe und begann sich nach vorn durchzuarbeiten. Diejenigen, die ihm keinen Platz machen wollten oder konnten, ergriff er von hinten am Hemd oder der Bluse oder einfach am Nacken, zog sie vor sich weg und stellte sie hinter sich wieder ab, einen nach dem anderen wie bei der Kraulbewegung eines Schwimmers.
    Er war nach wenigen Augenblicken im Haus. Auch wenn er den Doktor nicht sehen konnte, er wusste doch sofort, wo er war – unter dem wild zuckenden Menschenknäuel, das sich mitten im Wohnzimmer auftürmte. Waren diese Leute wahnsinnig geworden? Wollten sie den Doktor zerquetschen? Wie lange lag er schon unter ihnen? Er musste ihm helfen!
    Ba watete durch die Menge, stieß grob jeden beiseite, der ihm im Weg war, bis er das Knäuel erreichte.
    Das Licht flackerte und ging dann aus. Aber Ba störte das nicht. Er griff einfach in das Knäuel hinein und zerrte jeden hervor, den er zu fassen bekam, wobei ihm die sporadischen Blitze durch das Fenster zu Hilfe kamen. Er arbeitete schwer, weil er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Die Leute hier waren sehr entschlossen in ihrem Tun – sie waren zu allem fähig. Sie schlugen nach ihm, versuchten, ihn mit den Fäusten ins Gesicht zu treffen oder in den Unterleib zu treten. Ba war stärker als sie und warf sie buchstäblich zur Seite. Im Raum wurde es laut, als Schmerzens- und Wutschreie durch den kontinuierlichen Donner drangen.
    Das Licht ging plötzlich wieder an, und er sah Dr. Bulmer vor sich liegen – blass, keuchend, zerzaust. Er streckte ihm die Hand entgegen. Als der Doktor sie ergriff und sich auf die Füße ziehen ließ, hörte Ba, wie das Gemurmel der Stimmen hinter ihm leiser wurde, bis er hier und da einige Satzfetzen verstehen konnte.
    … »Wer zum Teufel ist das?« – »Woher kommt er?« – »Ist der aber groß, Mann.« – »Sieht kränker aus als du, Bruder!« …
    Die Leute wichen zurück, bildeten aber einen engen Kreis um Ba und den Doktor. Ba wusste, dass sein Anblick abschreckend wirken musste, wie er so dastand, tropfnass, die dünnen nassen Haare an den Schädel geklebt und tief ins Gesicht hängend. Vielleicht würde es ausreichen, damit sie ohne weitere Gewalttätigkeiten zum Auto gelangen konnten.
    »Die Missus wartet im Wagen auf Sie«, sagte er zu Dr. Bulmer.
    Der Doktor nickte. »Danke, aber ich komme schon klar.«
    Ba wusste, dass die Chancen dafür verschwindend gering waren. »Das mag sein, aber es wäre besser, wenn Sie mit mir nach draußen kommen, damit Sie ihr selbst sagen können, dass es Ihnen gut geht.«
    »Sicher.« Er ging auf die Tür zu.
    Ein Mann trat ihnen in den Weg. »Du wirst nirgendwo hingehen, bis du meine Schwester geheilt hast, Freundchen.«
    Ba trat vor, aber der Mann erwartete das offensichtlich und war vorbereitet: Ohne Warnung holte er zu einem heftigen Aufwärtshaken aus, der Ba am Kinn treffen sollte. Ba wehrte den Schlag mit seiner Handfläche ab und hielt die Faust des Mannes mit seinen langen Fingern fest. Er musste an ihm ein Exempel statuieren. Ba hielt die Hand des Mannes mit seinem Griff in die Höhe, damit alle sehen konnten, wie hilflos der war, dann gab er ihr einen heftigen Ruck. Es gab ein lautes Knacken, der Mann schrie auf und ging in die Knie.
    »Jesus!«, sagte der Doktor. »Tu ihnen nicht weh!«
    »Die Missus erwartet Sie.«
    »Okay«, sagte der Doktor. Er wandte sich an die Menge. »Ich will, dass Sie alle hier verschwunden sind, wenn ich

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