Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
Vom Netzwerk:
wärmen, die versuchte, ihr Bedürfnis zu entfachen, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden. Sie erstickte diese Flamme.
    Sie würde sich nicht noch einmal verbrennen.
     
    Alan beobachtete Sylvia aus den Augenwinkeln, während er vorgab, die Buchtitel in den Regalen zu studieren. Er sah die Bücher kaum. Wie in dem Lied: Er hatte nur Augen für sie.
    Gott, war sie schön, wie sie da saß in ihrem burgunderroten Morgenmantel und mit dem offenen Haar, das ihr ins Gesicht fiel. Er hatte sich immer von ihr angezogen gefühlt, aber jetzt schien das Schicksal sie zusammengeführt zu haben. Sie saß da drüben auf dem Sofa und hatte ihren Morgenmantel keusch unter sich gesteckt, aber er hatte einen kurzen Blick auf einen langen weißen Schenkel erhascht, bevor sie sich so drapiert hatte, und das war, als wäre einer der Blitze, die draußen über den Himmel zuckten, direkt in seinem Unterleib eingeschlagen.
    Es war verrückt! Sein Leben war völlig auseinandergefallen – er hatte nicht einmal mehr ein Zuhause –, und alles, woran er denken konnte, war die Frau am anderen Ende des Zimmers. Doch wo war ihre Frivolität, wo ihre Anmache, jetzt, wo er sie wollte? Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte, was er tun, was er sagen sollte.
    Hallo! Wohnen Sie hier in der Gegend? Kommen Sie oft hierher? Welches Sternzeichen haben Sie?
    Er nippte an seinem Brandy und spürte, wie sich die Dämpfe in seine Nasenschleimhaut fraßen.
    Zumindest konnte er sich jetzt eingestehen, dass er Sylvia begehrte, dass er sie seit Langem begehrte. Und jetzt waren sie hier, allein, alle Mauern zwischen ihnen waren niedergerissen. Aber anstatt Mae West zu spielen, war sie plötzlich Miss Wohlanständig.
    Er durfte diesen Moment nicht verstreichen lassen. Er begehrte sie so sehr, er brauchte sie so sehr, besonders jetzt. Besonders heute Nacht. Er brauchte jemanden, der an seiner Seite stand, und er wollte, dass Sylvia dieser jemand war. Sie hatte die Stärke dafür. Er konnte es auch allein durchstehen, aber es wäre um vieles angenehmer, wenn er jemanden neben sich hätte.
    Er schlenderte an der Wand entlang, sah auf die Buchrücken, ohne ihre Titel zu sehen. Dann hatte er das Zimmer umrundet und stand hinter der Couch, auf der sie saß, direkt hinter ihr. Sie drehte sich nicht um. Sie sagte nichts. Sie saß nur da wie eine erwartungsvolle Statue. Er streckte die Hand nach ihrem Haar aus und zögerte.
    Was, wenn sie mir einen Korb gibt? Was, wenn ich sie in all diesen Jahren falsch verstanden habe?
    Er zwang seine Hand nach vorn, um ihr Haar zu streicheln, seine Finger und die Handfläche sachte gegen die seidigen Strähnen zu legen und von da, wo sie sich in der Mitte scheitelten, nach unten zu streichen. Das kitzelnde Gefühl in seiner Hand sandte ein wohliges Kribbeln seinen Arm hinauf. Er wusste, dass auch Sylvia das spürte, denn er konnte sehen, wie sich auf ihrem Unterarm, der aus dem Morgenmantel herausragte, eine Gänsehaut bildete.
    »Sylvia –«
    Sie sprang plötzlich auf und drehte sich um. »Noch einen Brandy?« Sie nahm sein Glas. »Ich brauche auch noch einen.«
    Er folgte ihr zur Bar und stand neben ihr. Er suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, während sie den Brandy eingoss. Alan bemerkte, dass ihre Hand zitterte. Plötzlich war ein ohrenbetäubender Donner zu hören, und die Lichter gingen aus. Er hörte Sylvia aufschreien, hörte die Brandyflasche fallen, und dann lag sie in seinen Armen, krallte sich vor Angst an ihn, zitterte.
    Er legte seine Arme um sie. Gott, wie sie bebte! Das war keine Schau. Sylvia hatte wirklich Angst.
    »Hey, es ist alles in Ordnung«, sagte er tröstend. »Nur ein Einschlag ganz in der Nähe. Das Licht wird gleich wieder angehen.«
    Sie sagte nichts, aber nach kurzer Zeit hörte das Zittern auf.
    »Ich hasse Gewitter«, sagte sie.
    »Ich liebe sie«, sagte er und zog sie enger an sich. »Besonders jetzt. Weil ich mir das Gehirn zermartert habe, was ich tun kann, damit ich dich in meine Arme bekomme.«
    Sie sah zu ihm auf. Obwohl er ihr Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, fühlte er, wie sich etwas veränderte.
    »Hör auf«, sagte sie. Ihre Stimme klang angespannt.
    »Womit?« Sie lehnte noch an ihm, aber es war, als ob sie ein oder zwei Schritte zurückgewichen wäre.
    »Hör einfach auf!«
    »Sylvia, ich weiß nicht, was –«
    »Du weißt es, also tu nicht so, als wüsstest du es nicht!«
    Sie schlug mit ihrer rechten Faust gegen seine Brust, dann mit

Weitere Kostenlose Bücher