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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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bewegte sich die Kirchenbank unter ihr. Verstört stolperte sie in den Gang hinaus. Das knackende Geräusch schien von allen Seiten zu kommen und wurde immer lauter. Das Kreischen, das Stöhnen, das Splittern berstenden Holzes erfüllte die Luft. Sie sah zu, wie die Bänke sich regten, sich verzerrten und verformten, als würden sie sich in Todesqualen hin und her werfen.
    Plötzlich bäumte sich die Bank, die sie gerade verlassen hatte, auf und platzte mit einem Geräusch wie ein Kanonenschlag der Länge nach quer durch die Sitzfläche auf. Überall um sie herum platzten auch andere Bänke mit ohrenbetäubendem Lärm auseinander. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, gefangen, eingeschlossen zu sein, schlug die Hände über die Ohren, um den Lärm zu mindern, und stolperte im Kreis herum. In dem flackernden Stroboskoplicht sah sie, dass alle Kirchenbänke in Bewegung waren, bebten, zuckten und sich aufbäumten wie in tiefer Qual. Splitter flogen wie Geschosse durch die Luft, als sie sich aus den Verankerungen im Marmorboden losrissen.
    Und ihr war heiß! So furchtbar heiß! Dampf Schwaden stiegen vor ihren Augen auf. Sie blickte auf ihre Arme und sah kleine Wirbel aus Rauch, die von ihrer nassen Haut aufstiegen. Ihr ganzer Körper dampfte!
    Das flackernde Licht, das Grollen des Donners, das Kreischen des gepeinigten Holzes – es schien sich alles auf sie zu konzentrieren. Sie musste hier hinaus!
    Als sie sich umdrehte, um wegzurennen, sah sie, wie sich der Kopf des gekreuzigten Jesus bewegte. Die Beine gaben unter ihr nach – das war keine optische Täuschung.
    Die Statue hatte den Kopf gehoben und sah sie direkt an.
     
    2.
     
    Dieser verfluchte Regen!
    Jonah spürte, wie die abgefahrenen Reifen auf den alten Straßenbahngleisen ins Rutschen kamen, als er an den Bordstein fuhr. Er sah nicht mehr, wohin er fuhr. Die Scheibenwischer wurden mit den Wassermassen nicht mehr fertig und das keuchende Gebläse kämpfte vergeblich gegen die Schwasen auf seiner Windschutzscheibe an.
    Er wischte mit seinem Ärmel über das Seitenfenster, um freie Sicht zu bekommen, aber es half nichts. Es war, als sei er in einer grauen, nassen Vorhölle gelandet. Draußen verschwand das Geschäftsviertel von Monroe vollkommen unter dem Wasserfall, der aus dem Himmel strömte. Während der Regen und der Hagel einen wahnsinnigen Marsch auf das Wagendach trommelten, spürte Jonah die ersten Regungen der Furcht. Etwas war im Gange. Irgendwo in der Nähe unternahm die andere Seite etwas gegen sie. Alles wäre ruiniert, wenn er sie nicht schnell genug fand!
    Wo ist sie?
    Verzweifelt presste er seinen Handballen gegen sein gutes Auge, und sperrte damit das Licht aus. Er hob die Augenklappe über dem linken Auge.
    Dunkelheit. Auf der rechten Seite gab es noch ein paar Nachhalle des Lichts, aber auf der linken war da nur gestaltlose Leere.
    Nun, was hatte er erwartet? Die Visionen kamen nur, wenn es ihnen in den verdammten Kram passte. Und offenbar war es so, dass seine seltsame Fähigkeit, worin auch immer die bestehen mochte, heute nicht erreichbar war. Gerade heute, wo er sie am meisten brauchte. Er drehte den Kopf nach rechts und links wie eine Radarschüssel, in der Hoffnung, er würde etwas auffangen, aber …
    Jonah erstarrte. Da – rechts. Den Hügel hoch, weg vom Wasser. Er nahm die rechte Hand wieder vom Auge und sah nur das beschlagene Innere des Wagens. Aber als er das Auge wieder bedeckte …
    Ein Licht.
    Kein Signalfeuer, auch kein heller Leuchtstrahl. Nur ein fahles Glühen im gesichtslosen Schwarz. Jonah verspürte neue erwachte Hoffnung. Das hatte etwas zu bedeuten! Er legte einen Gang ein und schob sich im Schritttempo durch die Sintflut. Bei der ersten Kreuzung bog er nach rechts ab und lenkte den Wagen gegen die entgegenkommenden Sturzbäche die Steigung hoch. Alle paar Meter hielt er an und deckte sein gesundes Auge ab. Das Leuchten wurde heller, je weiter er vorankam, flackerte vor ihm ein wenig auf der linken Seite. Er schob sich langsam weiter die Anhöhe hoch, steuerte den Wagen nach links und dann wieder nach rechts bis das Glühen die Leere in seiner toten Augenhöhle ausfüllte.
    Das ist es!
    Er bestimmte die Stelle, von wo das Glühen ausging, klappte dann die Augenklappe wieder herunter und sprang aus dem Auto. Durch den herabstürzenden Regen erkannte er die dräuende Stein- und Stuckfassade der katholischen Kirche.
    Jonah blieb verblüfft stehen. Das konnte nicht sein. Die Kirche hatte nichts damit zu tun. Sie hatte

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