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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Ortszeit, aber nach Bills Körperzeit war es erst Mitternacht. Er war zu aufgedreht, um zu schlafen, warum sollte er die Zeit also nicht sinnvoll nutzen? Der rumänische Geländewagen schien massiv genug – eher wie ein umgebauter kleiner Panzer als ein Auto –, also hatte er Nick auf den Beifahrersitz verfrachtet und war in die Dunkelheit hinausgefahren.
    Jetzt war ihm klar, dass das eine Dummheit gewesen war. Er sah auf seine Uhr. Acht Uhr. Der Sapir-Kurve zufolge war mit dem Sonnenaufgang um 8:41 Uhr zu rechnen, wonach dann acht Stunden und achtunddreißig Minuten Tageslicht herrschen würden. Was ungefähr eine halbe Stunde weniger war als der normalerweise kürzeste Tag des Jahres Mitte Dezember vor den Veränderungen am Himmel.
    Bill fröstelte. Eine neue Art Winter war über die Welt hereingebrochen. Ein Winter der Seele.
    »Ich weiß schon, was du sagen wirst, Nick. Du wirst sagen: ›Ich habe es dir ja gesagt.‹ Vielleicht hast du das sogar, aber ich schätze, ich habe nicht zugehört. Spielt jetzt aber auch keine Rolle. Wir stecken hier einfach mitten im Nirgendwo und müssen jetzt warten, bis es hell wird, und dann hoffen, dass wir jemanden finden, der uns sagen kann, wie wir zu diesem Kastell kommen.«
    Nick, höflich wie immer, verkniff sich das Ich-habe-es-doch-gesagt.
    Bill suchte in dem Gelände vor ihnen eine ebene Stelle, wo sie parken konnten, und bemerkte, dass sich die Straße verbreiterte. Gut. So konnte er an den Straßenrand fahren und da warten, bis es hell wurde. Dann sah er die weißen Umrisse vor sich. Als er näher kam, bemerkte er, dass es Häuser waren. Ein ganzer Haufen. Ein Dorf.
    »Vielleicht gibt es doch noch einen Gott, Nick.« Aber er wusste, dass Nick nicht daran glaubte. Er auch nicht.
    Bill wünschte sich fast die alten Tage zurück, als er geglaubt hatte. Denn dann würde er jetzt um Hilfe beten, um Führung, er würde den Herrn bitten, seine Hände am Lenkrad zu leiten und sie auf den rechten Weg und zu ihrem Ziel zu geleiten.
    Aber das war vorbei. Sein Gott war gestorben. Gemurmelte Worte brachten keine himmlische Hilfe. Er musste das hier ebenso hinbekommen wie alles andere in seinem Leben – mit eigener Kraft.
    Als er der Straße auf ihrem gewundenen Weg zwischen den Häusern hindurch folgte, fühlte er sich kein bisschen weniger allein als zuvor. Was ihm wie ein Dorf erschienen war, war tatsächlich nicht viel mehr als eine Ansammlung von Hütten, und die wirkten heruntergekommen und baufällig. Als das Scheinwerferlicht über die Wände strich, sah er, dass der weiße Putz rissig und zum Teil abgeblättert war, und er bemerkte die Löcher im Stroh und den Schindeln, mit denen die Dächer gedeckt waren. Dieser Ort hatte schon bessere Zeiten erlebt. Er brauchte nicht einmal in den Hütten nachzusehen, um zu wissen, dass das Dorf verlassen war.
    »Jetzt sind wir wirklich gestrandet.« Die Müdigkeit senkte sich über ihn wie eine ausgefranste Decke. »Mitten im Nirgendwo. Wenn es einen Gott gibt, dann hat er dieses Dorf verlassen.«
    Dann sah er die Flammen. Auf der anderen Seite des Dorfes flackerten sie unruhig in der abnehmenden Dunkelheit. Es sah aus wie ein Lagerfeuer. Er fuhr darauf zu und wurde beständig schneller.
    Ein Feuer bedeutete Menschen und das hieß, dass er nicht völlig jenseits aller Zivilisation gestrandet war. Vielleicht konnte er seine Aufgabe doch noch erfüllen.
    Aber plötzlich war da vor ihm nichts mehr – keine Straße, kein Gras, keine Erde, nur noch Leere. Er trat die Bremse bis zum Anschlag durch und Nick knallte gegen das Armaturenbrett, als der Geländewagen schlingerte und schlidderte und direkt am Rand eines Abgrunds mit abgewürgtem Motor stehen blieb. Ein Loch, verdammt noch mal! Noch eines dieser bodenlosen Löcher!
    Nein, halt. Links von ihm konnte er vage eine uralte Brückenkonstruktion ausmachen, auf Steinpfeilern, die im Abgrund verschwanden. Sie erstreckte sich über die Leere – eine steinige Schlucht, wie er jetzt sah, kein Loch – dem Lagerfeuer entgegen. Und jetzt, wo er näher herangekommen war und es allmählich heller wurde, erkannte er auch, dass sich das Feuer nicht im Freien befand. Es leuchtete durch ein offenes, hohes Tor in einer massiven Steinmauer, die direkt in den Felsen gemeißelt schien. Das Feuer befand sich jenseits der Mauer. Er konnte menschliche Gestalten erkennen, die darum herum standen. Einige von denen starrten eventuell sogar zu ihm zurück. Auf der Vorderseite des Bauwerkes ragte ein dicker

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