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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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klobiger Turm fünfzehn oder zwanzig Meter über die Mauer hinaus. Das ganze Ding wirkte wie ein kleines Schloss, eine Westentaschenfestung. Er fühlte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal wirklich gelächelt hatte?
    Er war angekommen. Er hatte es gefunden.
    Das Kastell.
    Bill stieß einen Jubelschrei aus und trommelte auf das Lenkrad.
    »Wir haben es geschafft, Nick.«
    Er ließ den Motor wieder an und steuerte auf die Brücke zu, um hinüberzufahren. Aber als die Scheinwerfer die zerschlissenen, unbehauenen Bohlen sichtbar machten, blieb er stehen. Er war sich unsicher, ob er es riskieren könne.
    »Was meinst du, Nick?«
    Die Frage war rhetorisch, aber Bill bemerkte, dass Nick aufmerksamer schien als noch vor wenigen Augenblicken. Hatte der Aufprall auf das Armaturenbrett seinen Verstand wachgerüttelt? Oder hatte etwas anderes das besorgt?
    Vielleicht lag es an den ganzen Nachtviechern, die um das Kastell herumflogen. Er hatte sie vorher nicht bemerkt, aber er konnte jetzt sehen, dass es in der Luft von ihnen wimmelte. Vielleicht lag das daran, dass die einzigen Menschen am ganzen Pass sich um das Feuer im Innern drängten. Aber warum war das Tor offen? Und warum verwüsteten die Viecher nicht das Innere des Kastells und zerfetzten die Bewohner?
    Zumindest eines war sicher: Es war unmöglich, die Brücke zu Fuß zu überqueren. Sie würden keine fünf Meter weit kommen, dann hatten die Viecher Hackfleisch aus ihnen gemacht. Natürlich könnten sie warten. Aber Bill hielt es nicht aus, auch nur noch eine Minute länger zu warten. Er war nicht so weit durch die Dunkelheit gefahren, nur um jetzt hier mit dem Ziel vor Augen herumzusitzen und auf die Dämmerung zu warten. Scheiß auf die Viecher. Er würde da rüberfahren. Jetzt.
    »Okay, Nick. Auf zum letzten Gefecht!«
    Er legte den ersten Gang ein und rollte langsam vorwärts, wobei er die Balken direkt vor sich keine Sekunde aus den Augen ließ. Das war gar nicht so einfach bei all den Viechern, die mit wachsender Heftigkeit den Wagen attackierten. Es war eine holprige Fahrt, aber immer noch angenehmer als auf der Passstraße, über die sie gekommen waren. Ein kurzer Blick nach vorne zeigte ihm eine Gruppe von Personen, die sich im Durchgang zum Kastell drängte und ihn beobachtete.
    »Halt!«
    Bill trat auf die Bremse. Das kam von Nick. Er hatte das Gesicht gegen das Seitenfenster gepresst. Seine Stimme war so tonlos wie immer, aber Bill spürte, dass dahinter wirkliches Empfinden lag, fast sogar Aufregung.
    »Was ist los, Nick? Was stimmt nicht?«
    »Ich sehe sie. Da unten. Kleine Stücke von dem Schwert.«
    Er deutete nach rechts, zum Fuß des Turmes, da, wo sein felsiges Fundament in die Schlucht überging, zwanzig Meter unter ihnen. Bill konnte kaum den Boden erkennen. Wie konnte Nick da kleine Metallstücke sehen?
    »Ich sehe gar nichts, Nick.«
    »Da unten. Sie glühen mit einem hellen blauen Feuer. Bist du blind?«
    Bill versuchte sie zu sehen, aber da war nur Dunkelheit.
    »Anscheinend. Aber solange einer von uns sie sehen kann, kann ja nichts schiefgehen.«
    Bill gratulierte sich gerade, wie gut doch alles lief, als das Heckfenster knackte und nach innen gedrückt wurde, als eine der größeren Kreaturen wie ein Stein dagegenknallte. Es hielt, aber wie lange noch? Denn plötzlich waren sie unter vollem Beschuss, als sich die Krabbler mit vereinten Kräften auf den Wagen stürzten. Sie zernagten, zerkratzten, zerrissen und rammten jeden Quadratzentimeter des Geländewagens, als hätte der Beginn der Dämmerung sie noch einmal so richtig in Fresslaune versetzt, bevor sie gezwungen waren, zu ihrem Loch zurückzukehren.
    Bill zögerte weiterzufahren. Er sah nichts. Bei all den Kauwespen, Wanstfliegen, Speerspitzen, Galeeren und den anderen Viechern, die sich gegen die Windschutzscheibe und alle anderen Fenster drängten, war die Außenwelt zu einer wimmelnden Masse knirschender Kiefer, zuckender Tentakel und säuregefüllter Säcke geworden. Er müsste blind fahren. Es gab kein Geländer und zwanzig Meter freier Fall standen ihnen bevor, wenn der Wagen mehr als einen Meter nach links oder rechts ausscherte.
    Dann beulte sich das Heckfenster unter dem Ansturm der Angreifer weiter nach innen und er wusste, er hatte keine Wahl. Selbst abzustürzen war angenehmer, als hier zu sitzen und bei lebendigem Leib gefressen zu werden, sobald die Scheibe nachgab.
    Er holte tief Luft, ließ langsam die

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