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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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der Hand wegführte, blickte sie zu Jack zurück und tätschelte die Tasche ihrer Muumuu. Die, in der sich die kopierte Kette befand.
    Jack nickte. Das war die Kolabati, die er kannte.
    »Immer schön artig bleiben«, rief er den beiden hinterher.
    Er sah zu, bis sie im Schlafzimmer verschwunden waren, dann ging er zu Ba hinüber. Er lehnte sich neben ihn gegen die Wand.
    »Was meinst du, Großer? Du hast die ganze Zeit zugesehen. Was hältst du davon?«
    »Es ist böse.«
    Jack wartete, dass Ba das weiter ausführte, aber das war alles, was er sagte. Also ging Jack darum herum, duckte sich unter den Speichen durch und reckte sich auf die Zehenspitzen, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen, einen Winkel zu finden, der ihm das Geheimnis dieses Kunstwerks offenbarte. Aber je mehr er hinsah, desto unruhiger wurde er. Warum? Das war doch nur Holz und Lava. Und es sah auch nach nichts aus. Wenn überhaupt etwas, dann ähnelte es Da Vincis vitruvianischem Mensch – nur dass der Mann hier eine Art hässlicher amöbenhafter Embryo war.
    Jack hatte das bestimmte Gefühl, dass hier mehr als nur Moki am Werk war. Er konnte nicht anders, als zu denken, dass der Wahnsinn des Bildhauers sich in etwas außerhalb von ihm eingeklinkt hatte, außerhalb der menschlichen Erfahrung, und dass er ein grobes Modell davon nachgebaut hatte.
    Und Ba hatte recht. Ba hatte alles gesagt, was es dazu zu sagen gab.
    Was es auch war, es war böse.
    Dinu Pass, Rumänien
    »Sieh nach unten, Nick. Auf den Boden. Ist da irgendwas?«
    Die Nacht war eingebrochen. Und mit ihr waren die Viecher gekommen. Sie schwirrten dicht an dicht durch die Luft. Vom Keller des Festungsturms aus sah er ihre bizarren, mannigfaltigen Formen durch die Luft schießen, surren oder segeln, nur ein oder zwei Meter entfernt.
    Aber obwohl sie in dem Loch im Fundament standen, waren er und Nick geschützt. Die Insekten hielten Abstand. Kaum war die Dunkelheit hereingebrochen, als Bill Nick erneut in die steinernen Katakomben hinuntergeführt hatte, von wo sie jetzt in die hungrige Nacht hinausstarrten.
    »Komm schon Nick, sieh gut hin. Siehst du irgendwas von dem Schimmer, den du gestern Nacht gesehen hast?«
    Nick bejahte und deutete direkt geradeaus. »Da.«
    Während des Tages war mit Nick eine allmähliche Veränderung vorgegangen. Er schien jetzt wacher, schien mehr auf die Welt um sich herum zu reagieren. Klangen die Nachwirkungen des Abstiegs in das Loch ab?
    »Na gut«, meinte Bill mit einem flauen Gefühl in der Magengegend »Ich schätze, dann wollen wir mal.«
    Er wandte sich an das Dutzend Dorfbewohner, die mit Stühlen und Fackeln bewaffnet hinter ihm warteten. Mit Alexandru, der etwas abseits stand, waren es dreizehn.
    Durch Alexandru hatte Bill ihnen erklärt, dass der rothaarige Mann, der 1941 hierhergekommen war, noch am Leben war und sich in Amerika niedergelassen hatte. Und dass er vielleicht in der Lage war, das Loch im Pass zu verschließen und die Sonne zurückzubringen, wenn er einige Stücke seines ›magischen Schwertes‹ zurückbekam, das hier auf den Steinen zerbrochen war. Sie hatten ihm den Nachmittag über geholfen, das Areal um das Fundament des Turmes herum abzusuchen, aber sie hatten so wenig Erfolg gehabt wie er am Morgen. Sie mussten bei Nacht dort hinaus.
    Bill hatte erwartet, dass man ihn auslachen und als Verrückten abstempeln würde oder dass man ihm zumindest eine grobe Abfuhr erteilen würde. Stattdessen hatten die Dorfbewohner sich untereinander beraten und dann bereit erklärt, ihm zu helfen. Die Frauen begannen, Weiden zu flechten, während die Männer Fackeln anfertigten. Und jetzt warteten sie hier, in möglichst viele Kleidungsschichten gehüllt, mit Panzern aus Weidengeflecht an den Beinen, schweren Handschuhen, Schaffellhüten und -westen. Man könnte meinen, sie wollten in einen arktischen Schneesturm hinaus, aber sie hatten sich für einen ganz anderen Sturm gerüstet.
    Bill nickte den Männern zu. Es war Zeit. Ihre Gesichter blieben ausdruckslos, aber Bill sah, wie sie untereinander verstohlene Blicke wechselten, wie sie schwerer atmeten. Sie hatten Angst und sie hatten allen Grund dazu. Ein vollkommen Fremder hatte sie gebeten, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Das, was sie da tun sollten, war vergleichbar damit, dass man in einen piranhaverseuchten Fluss stieg mit nur einem Fischernetz und einem Speer als Schutz. Wenn sie sich jetzt umdrehten und wieder die steinernen Stufen hochstiegen, würde er es ihnen nicht

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