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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hinaus.
    Endlich – jetzt musste er handeln.
    Er strengte sich an, seine Arme und Beine nach oben zu strecken, mit einer Kraft, als wehre er sich gegen Eisenfesseln. Zu seinem Entzücken sah er, wie sich die Muskeln bei der Anstrengung anspannten. Seine Finger schlossen sich nicht, ballten nicht die wehrhaften Fäuste, wie er es von ihnen verlangte, aber er sah, wie die Adern an der Unterseite seiner Unterarme anschwollen, als Blut in die schlaffen Muskeln gepumpt wurde. Er sah, wie die Bauchmuskulatur spielte und um die Wunde herum anschwoll, als er versuchte, sich aufzusetzen.
    Aber nichts passierte. Seine Adern und Venen schwollen weiter an und wölbten sich unter der Haut, seine Bauchmuskeln kräuselten sich wie die Meeresoberfläche in einem Sturm, aber das waren nur chaotische Reaktionen, keine Anzeichen koordinierter Bewegung.
    Und dann starrten seine Augen schockiert auf die Wunde unterhalb seines Bauchnabels. Dort bewegte sich etwas. In ihm rührte sich etwas. Der Schrei vom vorherigen Morgen baute sich wieder in seiner nicht reagierenden Kehle auf, als sich zwei schmale schwarze Fühler, beide nicht mehr als zwei, drei Zentimeter lang, in die Luft reckten. Ein dunkelbrauner, glänzender Kopf mit zahlreichen Augen folgte. Das Wesen hielt inne und blickte sich um, fixierte Hank mit seinem kalten schwarzen Blick, dann zog es seinen langen, mit zahllosen Beinpaaren versehenen Körper mit einem saugenden Geräusch aus seiner Körperhöhle. Eine exakte Kopie des ersten Dings folgte augenblicklich hinterher. Und dann noch eine.
    Hanks vorher so stiller und regloser Körper bewegte sich jetzt mit einem eigenen Willen, zuckte, bäumte sich auf, verkrampfte sich, warf sich hin und her, auf und ab in seiner gesponnenen Hängematte, als sich seine Adern und Venen über die Grenzen ihrer Elastizität hinaus dehnten und platzten und dabei mehr und mehr dieser krabbelnden, zangenbewehrten, tausendfüßlerischen Scheußlichkeiten freisetzten.
    Da setzte etwas in Hanks Verstand aus. Er konnte beinahe hören, wie die Grundfesten seiner Vernunft Risse bekamen und in sich zusammenstürzten. Und das war gut so. Er begrüßte diesen Zusammenbruch.
    Denn es eröffnete ihm ganz neue Perspektiven. Jeder Mensch über ihm starb gerade. Starb und verweste. Aber nicht Hank. Auf keinen Fall. Hank war am Leben und würde in diesen, seinen Kindern weiterleben.
    Sein Kinderwunsch war doch noch in Erfüllung gegangen.
    Wenn ich doch nur weinen könnte!
    Er hatte sich so lange danach gesehnt und jetzt war es endlich in Erfüllung gegangen. Seine Kinder. Sie waren in ihm herangewachsen. Sie hatten sich von ihm ernährt. Sie hatten ihn damit zu einem Teil von sich gemacht. Er würde durch sie weiterleben, während alle anderen – auch der kriminelle Polizist und seine brutalen Handlanger – vergingen.
    Wenn ich doch nur lachen könnte!
    Er sah stolz dabei zu, wie sich noch Dutzende seiner Kinder aus den beengten Verhältnissen in seinem Körper befreiten und mit wildem Übermut über seine Haut krabbelten und wuselten. Was für eine Freude, sie in Bewegung zu sehen, zu beobachten, wie sie ihre schlanken, unterarmlangen Körper reckten und Kraft sammelten, bevor sie der Oberfläche entgegenstrebten, um sich der großen Jagd anzuschließen.
    Wenn ich doch nur jubeln könnte!
    Einige von ihnen verhedderten sich ineinander und begannen, sich mit ihren Zangen aufzuspießen.
    Keine Hahnenkämpfe, Kinder. Spart euch das auf für die Welt da oben.
    Da bahnten sich zwei weitere einen Weg aus seinem Hals heraus. Sie glänzten von dem Blut aus den Adern, durch die sie gewandert waren. Sie richteten sich auf und sahen auf ihn herunter, wobei sie sich hin und her wiegten wie Kobras vor einem Schlangenbeschwörer.
    Ja, meine Kinder, wollte er ihnen zurufen, ich bin euer Vater und ich bin so unsagbar stolz auf euch. Ich will, dass ihr …
    Ohne Vorwarnung schossen sie auf ihn herunter und jeder bohrte seinen zangenbewehrten Kopf gierig in seine Augen.
    Nein!, wollte er rufen. Ich bin euer Vater! Ihr könnt doch euren Vater nicht blenden! Wie kann er euch aufwachsen sehen, wenn ihr seine Augen fresst?
    Aber sie waren ungezogene Kinder und hörten nicht auf ihn. Sie bohrten sich tiefer und tiefer.
    Wenn ich doch nur schreien könnte!
    Maui
    Die Nacht brach herein.
    Jack stand im Wohnzimmer und starrte erneut auf Mokis riesige Skulptur. Je näher die Dunkelheit kam, desto abstoßender fand er sie. Der Gestank der toten Fische von draußen machte es nur noch

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