Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
erstechen, aber es braucht schon einen Gott, das bei sich selbst zu tun.«
Moki grinste. »Ich glaube, du hast recht. Du bist ein würdiger Rivale, Handyman Jack. Es wird mir leid tun, dich sterben zu sehen.«
Nicht so sehr, wie es mir leid tun wird, wenn Kolabati mich gelinkt hat.
Moki positionierte das Messer auf seiner Brust, sodass die Spitze in das Narbengewebe links von seinem Brustbein zeigte. Jack tat das Gleiche. Seine schweißnassen Hände auf dem Griff waren rutschig. Die Berührung mit der Messerspitze schickte einen kalten Schauer direkt in das Organ, das nur wenige Zentimeter darunter schlug. Es antwortete darauf, indem es sein Tempo beschleunigte.
Das muss einfach klappen.
»Fertig?«, fragte Jack. »Bei drei. Eins … zwei …« Die letzte Zahl brüllte er heraus: »Drei!«
Jack sah zu, wie sich Moki das Messer tief in die Brust rammte, wie sich sein Rumpf krümmte, sein Grinsen verschwand und sich seine Züge durch den plötzlichen Schmerz verzerrten. Er sah zu, wie seine Augen Schock, Schreck, Wut, Zorn und Verrat spiegelten, als die entsetzliche Erkenntnis, was gerade mit ihm passiert war, den Nebel aus Schmerz in seinem Hirn überwand.
Er sah auf das Messer hinunter, das aus seinem Herzen ragte. Blut quoll gegen den Griff und rann an seiner Brust hinunter. Seine Lippen arbeiteten.
»Du … hast nicht …«
»Du bist derjenige, der verrückt ist, nicht ich.«
Moki sah hinüber zu der Stelle, wo Kolabati in der vom Flackern der Flammen durchbrochenen Dunkelheit stand. Der Schmerz in seinen Augen war unaussprechlich. Er tat Jack beinahe leid, aber dann fiel ihm der tapfere Niihauaner wieder ein, der letzte Nacht gegen ihn keine Chance gehabt hatte. Jack folgte Mokis Blick und sah, wie Kolabati ihn mit unverhohlener Wut anstarrte. Warum? Weil er sich nicht selbst erstochen hatte?
Plötzlicher Schmerz raste durch seine Brust. Er stolperte zurück und sah Moki in die Knie sinken, Blut aus dem Schlitz in seiner Brust sprudeln, das blutige Messer in der Hand. Und auf Jacks Brust – ein tiefer Schnitt, der die Rakoshinarben kreuzte. Moki hatte sich das Messer aus der Wunde gezogen und damit Jack angegriffen.
Jack presste die Hand auf den Schnitt, aber die Blutung hatte bereits aufgehört. Auch der Schmerz war nicht mehr da. Während er verblüfft zusah, schlossen sich die Ränder der Wunde und verheilten.
Er blickte auf und sah, dass auch Moki das bemerkt hatte. Moki griff mit einer blutigen Hand nach der Kette um seinen Hals. Aschfahl blickte er auf Jacks nackten Hals. Seine Augen flehten um eine Erklärung. Er konnte nicht mehr sprechen, aber es gelang ihm, die Lippen zu bewegen.
Wie?
Jack zog das linke Bein seiner Jeans hoch, um ihm zu zeigen, wo er sich die echte Kette um das Bein gebunden hatte.
»Nur weil man Halskette dazu sagt, heißt das noch lange nicht, dass man sie um den Hals tragen muss.«
Moki fiel vornüber auf sein Gesicht, zuckte, erbebte noch einmal, dann war er still.
Jack sah auf die Klinge in seinen Händen, dann warf er sie auf die erkaltete Lava neben den Leichnam. Noch ein Sieg für Rasalom, noch ein begabter Mensch, der den Verstand verloren hatte und jetzt tot war.
Plötzlich fühlte Jack sich erschöpft, ausgelaugt. Musste es so enden? Hätte er nicht einen anderen Weg finden können? Hatte der düstere Wahnsinn um ihn herum auch schon ihn angesteckt? Oder hatte er ihn immer schon in sich gehabt? War es das, was er an den Gitterstäben des Käfigs rütteln fühlte, den er dafür errichtet hatte?
Er drehte sich um, als er lautes Rufen hörte. Die Niihauaner hatten Ba stehen lassen und rannten jetzt den Berg hinauf. Jack trat ein paar Schritte zurück, weil er nicht wusste, was sie vorhatten. Aber sie schenkten ihm keine Beachtung, sondern rannten sofort zu Mokis Leichnam. Sie beteten neben ihm, dann hoben sie ihn an den Händen und Füßen hoch und warfen seine Überreste in das Feuer Haleakalas.
Die anderen begannen wieder zu beten, der Anführer jedoch wandte sich zu Jack.
»Haleakala«, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht. »Das Haus der Sonne. Jetzt, wo der falsche Maui tot ist, wird die Sonne wieder den Pfad nehmen, den der wahre Maui sie gelehrt hat.«
»Wann?«, fragte Jack.
Ba war den Steilhang hochgestiegen und stand jetzt neben ihm. Er blickte auf den Nachthimmel, dann in den rumorenden Krater. Er wirkte nervös.
»Morgen«, sagte der Häuptling. »Morgen, du wirst es sehen.«
»Ich hoffe es.« Jack wandte sich an Ba. »Aber gesetzt
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